Hamburg. Ex-Hadag-Chef Jens Wrage ist neuer Vorstand der Hamburger Tafel. Mit Gründerin Annemarie „Ami“ Dose verbindet ihn eine lange Freundschaft.
Er galt als „Herr der Schiffe“, leitete die Alstertouristik und zuletzt 14 Jahre lang die Hadag-Fährbetriebe, ein Tochterunternehmen der Hochbahn. 2008 verabschiedete er sich in den Ruhestand - aber nicht endgültig. In ihrer jüngsten Mitgliederversammlung wählte die Hamburger Tafel Jens Wrage (70) zu ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden.
“Ami“ Dose und Jens Wrage lernten sich 1994 kennen
Der Posten, der wie alle anderen bei der gemeinnützigen Hilfsorganisation ein Ehrenamt darstellt, war nach dem Weggang von Achim Müller (72) freigeworden. Mit seiner neuen Aufgabe bei der Hamburger Tafel schließt sich für den langjährigen Chef der Elbdampfer ein Kreis: Er hatte Annemarie „Ami“ Dose kennengelernt, als sie die Hamburger Tafel 1994 gründete.
„Als ich Chef der Hadag bei der Hochbahn war, kam Ami zu mir und wollte Fahrscheine für ihre Ehrenamtlichen bekommen - natürlich umsonst“, sagt Jens Wrage und lacht. „Ich habe ihr gesagt, die Tickets stellt der HVV aus, da kann ich nichts machen. Aber ich habe ihr zumindest Fahrscheine für die U-Bahn geben können.“ Seitdem habe es zwischen dem “Herrn der Schiffe“ und der „Mutter der Tafeln“ immer wieder Berührungspunkte in der Öffentlichkeitsarbeit gegeben.
„Ami, so wie du kann das keiner“
„Die Freundschaft ist nie abgerissen. Vor ein paar Monaten hat sie mich dann gefragt, ob ich nicht den Vorstand bei der Tafel machen könnte“, sagt Wrage. „Da habe ich zu ihr gesagt: Ami, so wie du kann das keiner.“
Die mittlerweile 87-Jährige habe sich bis vor knapp drei Jahren sieben Tage die Woche als Vorstandsvorsitzende für die Tafel eingesetzt. „Diese Fußstapfen versuche ich gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern auszufüllen.“
Wrage kümmert sich künftig um Spenderakquise
Mit seinem Vertreter Dr. Axel Emmermann und den Vorstandsmitgliedern Silvia Becker, Hellmut Brauer sowie Hans-Werner Specht möchte Jens Wrage als neuer Chef der Hamburger Tafel vor allem neue Lebensmittelspender und Sponsoren gewinnen. „Die Supermarktketten kaufen immer effizienter ein. Das ist natürlich sinnvoll, aber dadurch bleibt für die Tafel eben auch weniger übrig.“
Man brauche mehr Spenden, um die circa 80 Einrichtungen - darunter Suppenküchen, Lebensmittelausgaben und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche - in der Stadt zu beliefern. Denn noch immer würden an anderer Stelle zu viele Lebensmittel weggeworfen.