Auf der Veddel wird es künftig schwieriger, an Medikamente zu kommen. Noch in dieser Woche macht die kleine Bahnhof Apotheke endgültig dicht – und ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Hamburg. Schlechte Nachrichten für die Anwohner auf der Veddel. Noch in dieser Woche wird die Bahnhof Apotheke schließen. Der Grund: Die Inhaber des Geschäfts am Wilhemsburger Platz geben ihr Geschäft auf. Vorerst wird es keinen Nachfolger geben.

„Ein neuer Inhaber müsste eine Neuerteilung erlangen und dafür aktuelle Anforderungen der Apothekeranordnung erfüllen“, erklärt der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt. Die bisherige Apotheke, seit Jahrzehnten in Betrieb, stand unter Bestandschutz. Inzwischen gelten neue Vorschriften, zum Beispiel an die Mindestgröße, die das Geschäft aber so momentan nicht erfülle. Der neue Inhaber muss sich also an einen Umbau wagen.

Die nächste Apotheke ist fast fünf Kilometer entfernt

Besonders für ältere Menschen wird es nun erst mal schwierig, an Medikamente zu kommen. Denn die nächste Apotheke liegt knapp fünf Kilometer entfernt, am S-Bahnhof Wilhelmsburg.

Generell ist der Stadtteil unterversorgt. Ein großes Angebot? Fehlanzeige! "Es ist schlimm für die Bewohner, dass die Nahversorgung immer schlechter wird. Auf der Veddel gibt es keine Drogerie, nur einen veralteten Supermarkt und einen Hausarzt mit stark eingeschränkten Sprechzeiten für fast 5000 Menschen.

Deswegen war die Apotheke auch in ihrer Existenz bedroht"", sagt der Vorsitzende des Regionalausschuss Wilhelmsburg-Veddel, Michael Weinreich (SPD). Nach seinen Informationen hätte die Apotheke für die Umstellung auf ein neues System viel Geld investieren müssen und das hat sich bei dem mauen Geschäft nicht mehr gelohnt.

Veddel ist für Mediziner nicht attraktiv

Das Problem: Veddel ist - wie andere sozialschwache Stadtteile - für Ärzte leider nicht attraktiv genug. Da Mediziner die freie Entscheidung haben, wo sie sich in Hamburg niederlassen wollen, wählen die meisten Stadtteile mit attraktiverer Kundschaft wie zum Beispiel Privatpatienten. "Wir kennen das Problem schon länger, doch wir können keine Ärzte zwingen, auf die Veddel zu ziehen", sagt Bezirkspolitiker Weinreich.

Eine politische Lösung ist schwierig. Entweder müsste die Kassenärztliche Vereinigung bereit sein, sehr kleinteilige Versorgungsbezirke und somit eine gewisse Anzahl an Ärzten pro Stadtteil einzuführen, oder die Bundespolitik schafft finanzielle Anreize für Ärzte, die sich in sozialschwachen Stadtteilen niederlassen.

Hoffen auf einen neuen Apotheker

Über die Aussicht der Veddeler, künftig die zwei Stationen per S-Bahn zur nächsten Apotheke fahren zu müssen, kann Weinreich nur den Kopf schütteln. "In schwächeren Stadtteilen ist die Mobilität einfach auch nicht so leicht", erklärt er. "Wenn zum Beispiel eine Mutter mit drei Kindern – und einem davon womöglich noch krank – mit der S-Bahn zur nächsten Apotheke fahren muss, kann ich es schon verstehen, dass man da nicht unbedingt große Lust drauf hat." Den Veddelern bleibt nur noch, die Daumen zu drücken. Auf dass sich schnell ein Nachfolger für die Bahnhof Apotheke findet, der das Geschäft den aktuellen Anforderungen anpasst!