Bei einem Verbrauchertest von Greenpeace wurden krebserregende Stoffe in Kinder-Gummistiefeln und anderen Textilien der Hamburger Kaffeemarke gefunden. Die bundesweiten Proteste wurden aber abgesagt.

Hamburg. Die Umweltorganisation Greenpeace hat die bundesweiten Proteste gegen giftige Textilien von Tchibo abgesagt. Die Hamburger Kaffeehandelskette unterschrieb am Freitag eine Vereinbarung mit der Umweltorganisation in der sie sich auf den sogenannten Detox-Standard verpflichtet. Der Standard schreibt eine Textilproduktion frei von giftigen Inhaltsstoffen vor und ist eine Kampange von Greenpeace.

„Tchibo hat damit alle unsere Forderungen erfüllt, deswegen konnten wir die Proteste nun wieder absagen“, sagt Kirsten Brodde von Greenpeace. Die Aktivisten wollten an diesem Sonnabend in 35 deutschen Städten vor Tchibo-Filialen demonstrieren. In Hamburg war eine Aktion vor der Filiale am Rathausmarkt geplant. Dabei wollten die Teilnehmer weiße Masken tragen, deren eine Hälfte verschmutzt ist. Die geteilten Masken sollten den Gegensatz zwischen Tchibo‘s sauberen Image und seiner „dreckigen“ Textilproduktion symbolisieren.

In einem von Greenpeace veröffentlichten Verbrauchertest von Kinderkleidung aus Discountern – darunter auch Aldi und Lidl – hatte auch die Hamburger Kaffehandelskette Tchibo schlecht abgeschnitten. Besonders die Kinder-Gummistiefel waren dem Test nach mit dem potenziell krebserregenden Naphthalin aus der Gruppe der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe stark belastet (2,2 Milligramm pro Kilo).

In einer Tchibo-Thermo-Regenjacke fanden Wissenschaftler per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), obwohl die Jacke als PFC-frei deklariert war. Die extrem langlebigen PFC können Immunsystem und Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.

Aldi, Lidl und Tchibo zählen mit einem Jahresumsatz von je etwa einer Milliarde Euro zu den Top 10 der deutschen Modehändler. Doch die Produktion der Kleidung gehe zu Lasten der Umwelt, wie der ebenfalls diese Woche veröffentlichte Discounter-Einkaufsratgeber von Greenpeace zeigt. Darin untersucht Greenpeace Tchibo, Rewe, Aldi und Lidl auf Chemikalien, Rohstoffeinsatz, Wiederverwertbarkeit der Textilien und Sozialstandards in der Fertigung. Die größten Schwächen zeigten sich durchweg beim Einsatz gefährlicher Chemikalien, kein Unternehmen schneidet darin gut ab.