Elend und Kriminalität sind zurück in den Straßen hinter dem Schauspielhaus. Bürger fordern in einem offenen Brief an Bürgermeister Olaf Scholz Videoüberwachung und mehr Polizeipräsenz.

St. Georg. Anwohner der Baumeisterstraße und der Ellmenreichstraße in St. Georg schlagen Alarm: In einem offenen Brief kritisieren sie die Verwahrlosung in den beiden Straßenzügen im Dreieck zwischen Hauptbahnhof, Langer Reihe und Hansaplatz. Das Schreiben, das an Bürgermeister Olaf Scholz, Innensenator Michael Neumann, Bezirksamtschef Andy Grote (alle SPD) sowie an die Polizeiführung gerichtet ist, haben 73 Mieter, Wohnungseigentümer und Geschäftsleute unterschrieben.

„Wie soll man hier mit Kindern leben, wenn hier Tag und Nacht Trinker campieren“, sagt Isolde Werner, die einen Käseladen betreibt. Erst vor zwei Jahren war das Areal hinter dem Schauspielhaus im Zuge der Sanierung des Hansaplatzes umgebaut worden.

Danach sei es zunächst ruhiger gewesen, so die Ladenbesitzerin. Aber schon im vergangenen Jahr habe sich die Situation dann wieder verschärft. „In diesem Sommer wurde es noch schlimmer.“ Gestank, Müll, Lärm, Drogenhandel und Prostitution seien an der Tagesordnung. „An einem Tag habe ich 23 Wildpinkler gezählt“, sagt Werner. Sogar menschlicher Kot finde sich in den Beeten und Ecken. „Die Zustände sind einfach nicht haltbar“, so die Kritik.

In ihrem Brief fordern die Anwohner jetzt „eine sofortige Lösung“. Unter anderem müsse für das Terrain ein Aufenthalts- und Alkoholverbot verhängt werden. Übergangsweise verlangen die Nachbarn eine Videoüberwachung im hinteren Bereich des Schauspielhauses an der Baumeisterstraße/Ellmenreichstraße. Beides solle zur Abschreckung mit entsprechenden Schildern angekündigt werden. Als Sofortmaßnahme wünschen sie sich einen Zaun zurück, der im Zuge der Umbaumaßnahmen abgebaut worden war. Auch die Papiercontainer, die derzeit als „wilde Mülldeponie, aber auch als Drogendeponie“ genutzt würden, sollen entfernt werden. Außerdem müsse die Präsenz von Polizisten und Streetworkern erhöht werden.

„Wir wollen hier keine schwarzen Sheriffs, sondern entspannt leben“, sagt Anwohnersprecherin Isolde Werner. St.Georg bestehe nicht nur aus der Langen Reihe. Die Hauptmagistrale des Stadtteils galt bis Anfang der 1990er-Jahre als Drogenumschlagplatz. Inzwischen wird sie von Geschäften und Cafés gesäumt und auch von vielen Touristen besucht.

Die Anwohner wollen jetzt mit den Verantwortlichen sprechen. Wut und Frust seien groß. „Ihre Antworten mit Terminvorschlägen zu einem gemeinsamen, ergebnisorientierten Gespräch erwarten wir bis zum 30. September 2014“, schreiben sie.