Im Prozess gegen die Eltern der getöteten Yagmur hat ein Bekannter der Mutter am Freitag vor dem Hamburger Landgericht ausgesagt. Melek Y. soll ihr Kind demnach mehrfach geschlagen haben.
Hamburg. Er hat die vielen blauen Flecken und Kratzer an Yagmurs Körper in den Wochen vor ihrem Tod im Dezember 2013 nicht nur gesehen. Emran E., der am Freitag als Zeuge vorm Landgericht im Prozess um den gewaltsamen Tod des kleinen Mädchens aussagte, hat offenbar auch beobachtet, wie die Verletzungen zustande kamen – wie Yagmurs Mutter Melek Y. auf die Dreijährige einschlug. „Drei Mal habe ich gesehen, wie sie ihre Tochter geschlagen hat“, sagte Emran E., der Lebensgefährte einer damaligen Freundin von Melek Y. Auch ihren Sohn Baran, um den sich die Großeltern kümmern, habe Melek verprügelt.
Der 27-Jährigen wird vorgeworfen, ihre Tochter aus Hass getötet zu haben. Der Vater Hüseyin Y. soll tatenlos zugesehen haben, wie seine Frau das Kind misshandelte. „Melek hat mir selbst gesagt, dass sie Yagmur hasst, weil sie Hüseyin so ähnlich sieht“, sagte der Zeuge. Auch ihren Ehemann habe sie gehasst.
Emran E. soll sie hingegen erpresst haben, mit ihm Sex zu haben. „Sie hat gesagt, ich sei ein hübscher Mann, den sie gerne hätte“, sagte er vor Gericht aus. Melek Y. habe gewusst, dass er sich zum damaligen Zeitpunkt illegal in Deutschland aufhielt. Sie habe ihm gedroht, die Behörden darüber zu informieren, wenn er ihr nicht gehorche. „Dann wäre ich von meiner Familie getrennt worden“, sagte Emran E., der mit Frau und Kindern in Hamburg lebt.
Mehrfach betonte der 24-Jährige, dass Melek Y. ein schlechter Mensch sei. „Sie lügt, spielt mit Menschen und hat ihre Kinder geschlagen“, sagte der Zeuge. Yagmur selbst habe ihm erzählt, dass sie Angst vor ihrer Mama hätte. „Als ich erfahren habe, dass Yagmur tot ist, habe ich sofort gewusst, dass Melek es war.“ Mehrfach habe er mit ihr geschimpft, weil sie die Kinder verprügelt habe. Emran E.: „Aber Melek hat nur gesagt: ‚Ich schlage keine Kinder‘.“
Das hat die Angeklagte auch gegenüber Helga S. behauptet. Die 64-Jährige ist Psychologin und Kinder-Therapeutin beim Jugendpsychologisch-psychiatrischen Dienst (JPPD) und war am Freitag ebenfalls als Zeugin geladen. Als Yamur ins Kinderschutzhaus kam, hatte sie vom Jugendamt Eimsbüttel den Auftrag erhalten, einzuschätzen, ob die Eltern Umgang mit ihrer Tochter haben dürfen.
Auf Helga S. Frage, ob sie ihr Kind geschlagen hat, habe Melek Y. geantwortet, dass man auch freche Kinder niemals schlagen dürfe. „Sie sagte: ‚Kinder sind Engel, die auf die Welt kommen. Ich schlage Yagmur noch nicht mal auf den Popo – das hat sie nicht verdient’“, erinnerte sich die Zeugin. Ihrer Ansicht nach hätte das Mädchen nicht zurück zu ihren Eltern dürfen, ohne das die Erziehungsfähigkeit des Ehepaares überprüft wird. Helga S.: „Das ist jedoch nicht die Aufgabe des JPPD – ein externer Gutachter hätte damit beauftragt werden müssen.“ Schließlich sei unklar gewesen, ob das Kind von den leiblichen Eltern oder der Pflegemutter misshandelt worden sei.