Pumps von Prada, Taschen von Louis Vuitton: Die Macher von Rebelle verkaufen Secondhand-Designerartikel online. In der Hamburger Speicherstadt haben sie ein Lager für gut 12.500 Artikel.
HafenCity. Sie selbst kauft nicht dauernd im eigenen Laden ein. Gut so. Denn sonst wäre das Wohlverdiente ja sofort wieder ausgegeben. Er kauft gleich lieber gar nichts. Kann er auch nicht, denn für Max Schönemann gibt es gar kein Angebot.
Schönemann ist gemeinsam mit Cécile Gaulke Gründer der Online-Plattform Rebelle, auf der die beiden Unternehmer Schönes für Frauen verkaufen. Designer-Secondhandmode sowie Accessoires der Luxusmarken. Kurz: Alles, was das Frauenherz begehrt. Pumps von Prada, Taschen von Louis Vuitton, Kaschmirwesten von Iris von Arnim, Loafers von Tod’s, Wedges von Isabel Marant. „Aktuell haben wir 12.500 Artikel online“, sagt Gaulke, „von 600 unterschiedlichen Designermarken.“
Alle Teile werden in den Räumen von Rebelle, einem alten Speicher in der Speicherstadt, sorgfältig auf den Zustand geprüft und bewertet. „Ein wichtiges Thema ist natürlich, dass wir keine Plagiate und Fälschungen annehmen oder verkaufen und unsere Kunden auf unser Fachwissen vertrauen können“, sagt die 30-Jährige. Gaulke kommt aus der Modewelt, hat unter anderem bei dem Eigentümer und Veranstalter der Mercedes-Benz Fashion Week, IMG, gearbeitet. Nach ihrem Masterstudium der Betriebswirtschaftslehre in London und Paris stieg sie in die digitale Wirtschaft ein und arbeitete als Business Analyst bei dem Hamburger Unternehmen Hanse Ventures. Dort werden neuartige Geschäftskonzepte fürs Internet entwickelt, die anschließend mit Partnern realisiert werden. Cécile Gaulke ist ein sogenannter digital native, die Technologien des digitalen Zeitalters sind ihr vertraut, sie kennt sich mit der Welt des Internets und elektronischen Handels aus, dazu weiß sie, durch Inhalte und einen charismatischen Auftritt zu überzeugen.
Für den Flohmarkt waren die Teile zu wertvoll, Auktionen waren zu aufwendig
Alles fing damit an, dass Cécile Gaulke einfach zu viele Designerklamotten in ihrer Berliner Wohnung hortete. Die Kleidung passte in keine der neuen Buden während des Studiums im Ausland und sollten dennoch zu Geld gemacht werden. Nur wie? „Für den Flohmarkt waren die Sachen, die ich oft durch meinen Job in der Modeszene geschenkt bekommen hatte, zu wertvoll. Und Auktionen auf Ebay waren mir zu aufwendig“, sagt die Unternehmerin.
Bei Recherchen stieß sie dann auf eine amerikanische Internetseite, die ein ähnliches Konzept hatte wie ihre heutige Firma Rebelle. Damit hatte sie plötzlich nicht nur eine Möglichkeit gefunden, ihre Klamotten zu Geld zu machen, sondern hatte auch eine Idee, wie sie ihrem Traum von der Selbstständigkeit ein Stück näher kommen könnte.
Gemeinsam mit Max Schönemann, den sie durch Kollegen bei Hanse Ventures (die von Beginn an in das Start-up investiert hatten) kennengelernt hatte, gründete sie im Februar 2013 die StyleRemains GmbH, die Betreibergesellschaft von Rebelle. Vor genau einem Jahr ging die Plattform dann online. Schönemann ist Multimedia-Producer und verantwortet die technische Entwicklung der Plattform und den gesamten Logistikprozess – von der Bestellungsannahme über die Lagerhaltung bis zum Versand an die Kundin.
Denn anders als bei Marktplätzen im Internet oder bei Online-Auktionshäusern können bei Rebelle entweder die Verkäufer selbst oder auch rund 20 ausgewählte Secondhandboutiquen, darunter d’or am Eppendorfer Baum oder Secondata an der Milchstraße, ihre gebrauchten Designerartikel einstellen und verkaufen. Eine Provision von 13 bis 33 Prozent geht an Gaulke und Schönemann. Oder aber der Verkäufer nutzt den Concierge-Service, das All-inclusive-Paket sozusagen. Das bedeutet: Einer der mittlerweile 30Mitarbeiter übernimmt dann den gesamten Verkaufsprozess.
Das heißt: Die Ware wird einfach nach Hamburg geschickt, und ein Mitarbeiter lässt das Kleidungsstück oder die edle Tasche professionell fotografieren, erstellt einen Text über des Teil und organisiert Verpackung und den Versand an die Käuferin. Hat sich die Kundin für ein Stück entschieden, wird es aus dem riesigen Lager geholt, in Seidenpapier gebettet, eine handgeschriebene Karte beigelegt und alles in eine türkisfarbene Schachtel verpackt.
Das stetige Wachstum und der rasante Erfolg sprechen für das Unternehmen: Angefangen hatten Gaulke und Schönemann mit niedrigeren Erwartungen. „Zum Start war unser Ziel, mindestens 500 Teile online zu haben“, sagt Schönemann, und Gaulke spricht weiter: „Wir haben auf Mund-zu-Mund-Propaganda gesetzt und unsere Familien und Freunden aufgefordert, ihren Kleiderschrank zu sichten und ihre ausrangierten Designerteile auf die Plattform zu stellen. Das klappte so gut, dass es sofort 1000 waren.“ Auch Gaulke verkauft heute selbstredend ihre Schätze auf diesem Weg, mittlerweile ins gesamte europäische Ausland.
Es läuft sogar so gut, dass sie gerade selbst einkaufen konnten. Rund 10.000 neue Klamottenteile hängen seit wenigen Tagen zusätzlich auf dem Boden in der Speicherstadt. „Dass wir mit Glamloop unseren größten Wettbewerber aus Deutschland übernehmen konnten, ist für uns vor allem strategisch sinnvoll“, sagt Gaulke, die mit dem Team nun alles sichten und aussortieren wird. „Jetzt haben wir ein noch größeres Portfolio, und das ist gut für die Käuferschaft, ebenso für die Verkäufer, die dadurch noch weitere potenzielle Kunden haben.“ Und wie jede(r) weiß: Taschen, Schuhe, Jacken, Kleider oder Mützen – von nichts davon kann Frau je genug haben. Egal, ob nagelneu oder aus zweiter Hand.