Großfeuer im Hamburg del Mar an den Landungsbrücken. 100.000 Euro Schaden. Doch der Betrieb geht weiter. Club-Eigentümer Harry Woltmann: „Es ist bereits alles bestellt.“
St. Pauli. Ein Großbrand hat in der Nacht zum Dienstag Teile des Beach-Clubs Hamburg del Mar an den Landungsbrücken zerstört. Mehrere Bretterbuden und ein Bürocontainer brannten aus. Als Ursache gilt eine Silvesterrakete, die wahrscheinlich am Rande einer WM-Party abgefeuert wurde und eine der Holzhütten traf.
15 Zeugen haben dies laut Polizei unabhängig voneinander bestätigt. Nach Angaben der Ermittler war es möglicherweise ein Querschläger einer späten WM-Feier an der Hafentreppe.
Eine Streifenwagenbesatzung hatte den Brand gegen 23 Uhr entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Der Del-Mar-Mitarbeiter Marc, der zur Nachtwache erscheinen sollte, traf zeitgleich mit dem Streifenwagen am Unglücksort ein. „Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagte er. „Nachdem ich wusste, dass die Feuerwehr auf dem Weg ist, habe ich sofort meinen Chef informiert.“
Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus, zerstörten eine Bar, einen Teil der Küche und den Bürocontainer. Wenig später erreichte auch Harry Woltmann, 41, aus Eimsbüttel den Brandort. „Mir ist echt das Herz in die Hose gerutscht“, sagt der Eigentümer, der das Feuer mit seinem Geschäftspartner Andreas Breuer aus sicherer Entfernung beobachtete. Stück für Stück fraß sich das Feuer durch die mit Stroh verkleideten Bretterbuden, Deko-Artikel und Strandstühle standen in Flammen. Auch der ebenfalls mit Holz verkleidete Bürocontainer brannte nach kurzer Zeit lichterloh. Die zeitweise vom Rauch eingehüllten Landungsbrücken wurden weiträumig abgesperrt. 42 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Doch die Beamten hatten zunächst Probleme, den Brand auf dem Oberdeck der Parkanlage in den Griff zu bekommen. „Von der Landseite war es zunächst etwas knapp, daher haben wir die Flammen auch vom Wasser aus mit einem Löschboot bekämpft“, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Thomas Pries am Abend. Mit drei sogenannten C-Rohren versuchten die Feuerwehrleute, den Brand zu beherrschen. Nach zwei Stunden und einem Löschwasserangriff über die Drehleiter war das Feuer unter Kontrolle – und Club-Chef Woltmann nachhaltig beeindruckt. „Was die Feuerwehrleute geleistet haben, war einfach gigantisch.“ Um alle Glutnester zu beseitigen, waren die Feuerwehrleute bis zum frühen Morgen im Einsatz.
Am Dienstag begann im Beach-Club das große Aufräumen. Unmittelbar nachdem die Brandermittler der Polizei die Ruine zwischen Elbe und St.Pauli-Hafenstraße freigegeben hatten, konnten Club-Eigentümer Harry Woltmann und Andreas Breuer auf mehr als 40 fleißige Helfer bauen – und die haben alle Hände voll zu tun.
Allein den mit Ruß und Löschwasser verdreckten Strandsand zu entsorgen, erfordert vollen Körpereinsatz. Und der zahlt sich aus: Am späten Vormittag erinnern nur noch der zerstörte Bürocontainer und das verkohlte Gerippe der Bar an den Großbrand, der wenige Stunden zuvor auf dem Gelände des Beach-Clubs gewütet hatte. Um Punkt 12 Uhr ist das künstliche Palmenparadies wieder für die Gäste geöffnet.
Der 2009 auf einem Parkdeck eröffnete Beach-Club ist bei Touristen und Hamburgern gleichermaßen beliebt. Von den Liegen im aufgeschütteten pulverfeinen Sand aus kann man hervorragend Schiffe gucken, das grandiose Hafenpanorama kommt gut an.
Erst vor Kurzem hatten Woltmann und Breuer den angrenzenden Hamburg City Beach Club (HCBC) übernommen und damit die Fläche deutlich vergrößert. Ausgerechnet jetzt, in der sommerlichen Hochsaison, brach in dem Club ein Feuer aus. Glücklicherweise war die Anlage am Montagabend wegen schlechten Wetters geschlossen, sodass zu keinem Zeitpunkt Menschenleben gefährdet waren.
Ende der Woche soll die neue Bar stehen und nichts mehr an den Brand erinnern
Am Dienstag war Harry Woltmann, beflügelt von der Gewissheit, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, voller Tatendrang. Nur ein relativ kleiner Teil im vorderen Bereich des Beach-Clubs sei von den Flammen beschädigt worden, drei Bars und zwei Küchen seien unversehrt geblieben. „Von unseren 1200 Quadratmetern Fläche waren nur zehn Prozent betroffen“, sagt Woltmann. Den Schaden gibt die Polizei mit rund 100.000 Euro an.
Am heutigen Mittwoch soll auch der Beach-Bereich in unmittelbarer Nähe der abgebrannten Hütten wieder freigegeben werden. Am Ende der Woche soll schon die neue Bar stehen und nichts mehr an den Brand erinnern. Woltmann: „Es ist bereits alles bestellt.“
Wer die Rakete abgefeuert hatte, ist noch nicht ermittelt worden. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen unbekannt. Neben einem Strafverfahren dürften auf den Verursacher hohe Regressforderungen zukommen – denn bei einem grob fahrlässigen Verschulden zahlt die private Haftpflichtversicherung meist gar nicht oder übernimmt nur einen kleinen Teil.