Am Sonntag steigt rund um den Michel der traditionelle Motorradgottesdienst MOGO. Zahlreiche Straßen werden gesperrt. Erstmals kommt der MOGO-Pastor nicht aus Norddeutschland, sondern aus Hessen.

Hamburg. So viele Besucher hat sogar der Michel selten: Bis zu 35.000 Biker werden am Sonntag rund um die Hauptkirche St. Michaelis zum traditionellen Motorradgottesdienst (Mogo) erwartet. Damit alle den Liedern, Gebeten und der Predigt folgen können, wird der Gottesdienst per Lautsprecher nach draußen übertragen. Es ist der erste Hamburger Motorradgottesdienst ohne den langjährigen Mogo-Pastor Erich Faehling, der inzwischen wieder als Gemeindepastor arbeitet. Mogo-Pastor 2014 ist mit Joachim Lenz kein Geistlicher aus Norddeutschland, sondern aus dem hessischen Fulda. Der Grund: Die Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und der Mogo Hamburg konnten bis heute noch keinen geeigneten Nachfolger finden, der dieses Amt hauptberuflich ausübt. Der 53-jährige Joachim Lenz arbeitet sonst als Kirchentagspastor in der Geschäftsstelle des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) mit Sitz in Fulda. „Wir“, sagt Mogo-Geschäftsführer Bernd Lohmann, „sind weiterhin auf der Suche nach einer neuen Pastorin oder einem neuen Pastor.“ Nach bislang zwei erfolglosen Ausschreibungen für eine halbe Stelle werde es nun eine erneute Ausschreibung geben – diesmal für eine ganze Pastorenstelle. „Wir hoffen, dass das wesentlich attraktiver ist und sich daraufhin entsprechende Interessenten melden“, betont Lohmann.

Mogo-Pastor Joachim Lenz will an diesem Sonntag über das Motto der diesjährigen Veranstaltung „Augen auf!“ predigen. Damit ist zum einen das aufmerksame Verhalten im Straßenverkehr gemeint. „Wer Motorrad fährt, weiß, dass ‚Augen auf!‘ im Alltag lebenswichtig ist“, sagt er. Zum anderen will der motorradbegeisterte Familienvater im Gottesdienst dazu einladen, „die Sache mit Gott in den Blick zu nehmen“. Vor zwei Jahren hatte Lenz den bundesweit bekannten Hamburger Motorradgottesdienst erstmals besucht. Und war begeistert. „Ich habe den Gottesdienst und das ganze Drumherum sehr genossen und aus beruflicher Sicht bewundert, was da auf die Beine gestellt wurde“, erinnert er sich. Als sich dann im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die Stelle des Mogo-Pastors für eine Übergangszeit nicht besetzt sein würde, sei er als Profi für Großveranstaltungen und Biker gefragt worden. Seine Antwort dauerte nicht lang: „Ich habe von Herzen gern zugesagt.“

Mogo-Geschäftsführer Bernd Lohmann verweist auf das ganz besondere Gemeinschaftsgefühl, das jedes Mal aufs neue im und um den Michel entsteht. Er nennt das „Mogo Spirit“. Zwischen den Motorradfahrern, die an dem Treffen teilnehmen, gebe es keine Markenvorbehalte, die sonst unter den Bikern gepflegt würde. Auch der Konvoi durch das Hamburger Stadtgebiet und über die Autobahn nach Kaltenkirchen mit dem Abschlussfest auf dem Dodenhofplatz sei inzwischen bestens in der Szene etabliert. Alljährlich gedenken die Mogo-Besucher beim zentralen Gottesdienst zudem an die rund 700 Motorrad-, Mofa- und Mopedfahrer, die jährlich bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen. „Die Gäste können ihre Fragen und Sorgen im Gottesdienst abladen“, sagt Pastor Lenz, der seit seiner Studienzeit Motorroller fährt.

Finanziert wird der Motorradgottesdienst durch Sponsoren und Veranstaltungspartner sowie den Verkauf von Werbeartikeln und direkte Geldsammlungen. „Es ist jedes Jahr spannend, ob wir die benötigten 300.000 Euro zusammen bekommen“, sagt Mogo-Geschäftsführer Lohmann. Die Finanzierung des diesjährigen Bikertreffens sei zu 80 Prozent durch die Sponsoren gesichert. Die restlichen 20 Prozent müssen durch den Verkauf von Merchandise-Artikeln und die Gottesdienstkollekte sichergestellt werden. „Wenn es uns gelingt, ein fröhliches Treffen mit einer ruhigen, friedlichen Ausfahrt und einem die Menschen ansprechenden Gottesdienst zu gestalten, werde ich sehr froh und dankbar sein“, sagt Pastor Lenz, der auf einer gesponserten BMW R nine T unterwegs sein wird.

Gegen 14.15 Uhr setzt sich der Motorradkonvoi mit Fahrern aus ganz Deutschland von der Ludwig-Erhard-Straße über die Kieler Straße und die A 7 nach Kaltenkirchen in Bewegung. Was Bikerherzen höher schlagen lässt, verlangt von anderen Verkehrsteilnehmern jedoch viel Geduld. Wie die Polizei mitteilt, kommt es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Zahlreiche Straßen sind gesperrt. Die Polizei Hamburg hat am Sonntag in der Zeit von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr ein Verkehrsinfo-Telefon eingerichtet (040 428 65 65 65).

Voll gesperrt sind am Sonntag in der Zeit von neun bis mindestens 16 Uhr unter anderem der Straßenzug Ludwig-Erhard-Straße/Willi-Brandt-Straße zwischen Holstenwall und Rödingsmarkt und die Glacischaussee. Mehr noch: Mit dem Start des Konvois sei eine Querung der ausgewählten Fahrtstrecke (siehe Straßenkarte) für rund eineinhalb Stunden nicht möglich. Das gelte auch für Fußgänger, hieß es.