Der Elefant leuchtet nicht mehr: Nach einem halben Jahrhundert bleiben die Pforten des Sex-Theaters Safari an der Großen Freiheit geschlossen. Die neuen Betreiber planen eine Event- und Partylocation in dem Gebäude.
Hamburg. Es war lange Zeit absehbar, nun ist es offiziell: Nach einem halben Jahrhundert schließt das Safari seine Tore. Nach Abendblatt-Informationen soll das bekannte Erotik-Theater nach dem Ende der Winterpause Mitte Februar nicht wieder eröffnet werden. Damit verliert der Kiez eine seiner ältesten und bekanntesten Institutionen.
Demnach haben die Besitzer der gegenüberliegenden Tabledance-Clubs Dollhouse das Safari komplett übernommen und planen, eine Event- und Partylocation in dem Gebäude zu eröffnen „Ich kann bestätigen, dass es kein Erotik-Theater mehr geben wird“, sagte Dollhouse-Büroleiter Christian Fong dem Abendblatt. Die rund zehn Darsteller hätten ihre Kündigungen bereits erhalten.
In den kommenden Wochen soll das Gebäude nun komplett entkernt werden. „Ein neues Konzept wird gerade ausgearbeitet“, sagte Fong. „Wir planen die Eröffnung zu Ende April/Anfang Mai.“
Zuletzt waren Gerüchte immer lauter geworden, die Witwe des verstorbenen Safari-Betreibers Hans-Henning Schneidereit wolle mit dem berühmt-berüchtigten Lokal nichts mehr zu tun haben und ihre Anteile verkaufen. Der Safari-Chef war im Juli vergangenen Jahres im Alter von 87 Jahren verstorben.
Auch Jeff Pierron, der seit den 70er Jahren als Choreograf im Safari tätig war, hat seine Anteile verkauft. Der gebürtige Franzose war seit dem Jahr 2000 Mitgesellschafter und hielt zuletzt 49 Prozent der Anteile an der Betreiberfirma Schneiderat KG. „Ich bin sehr traurig“, sagte Pierron gegenüber dem Abendblatt. „Das Safari war mein Traum, der mich viele Jahre erfüllt hat.“ Doch nach 40 Jahren will der 63-Jährige, der nach seiner Ausbildung an der Pariser Staatsoper 1972 im Nachtlokal Salambo auf St. Pauli begann, auch nicht mehr weg. „Irgendwie geht es immer weiter.“
„Tanz der Vampire“ oder „Biene Maja“
Mit dem 1964 eröffneten Safari verliert St. Pauli eines der letzten Erotik-Theater seiner Art, in dem weitaus mehr als nur Striptease gezeigt wurde. Vor allem in den 70er Jahren sorgten Nachtlokale wie Salambo, Regina oder Colibri mit ihren freizügigen Bühnenshows, bei denen Geschlechtsverkehr mit mehreren Darstellern in allen Variationen gezeigt wurde, bundesweit für Aufsehen.
Für nur fünf Euro Eintritt (plus 25 Euro Mindestverzehr) bot auch das Safari bis zuletzt an fünf Abenden die Woche Einblicke in das Liebesleben zwischen Mann und Frau. Ob „Tanz der Vampire“ oder „Biene Maja“ – stets wurden die erotischen Höhepunkte in kleine Theaterepisoden mit wechselnder Handlung verpackt. Rund vier Millionen Gäste haben das Erotik-Cabaret in den vergangenen 50 Jahren besucht.
Zeitgemäßer und überraschender müsse das Safari werden, hatte Chef-Choreograf Jeff Pierron noch im Jahr 2000 verkündet. „Ohne die Bewahrung seiner Tradition als Vergnügungsviertel mit viel Sex und Erotik hat St. Pauli keine Zukunft.“ Doch im Internetzeitalter, in dem pornografische Inhalte jederzeit kostenlos abrufbar sind, ließen sich immer weniger Besucher von dem angestaubten Programm mit den ebenfalls in die Jahre gekommenen Darstellern überzeugen. „Das Konzept war vielleicht auch zu veraltet“, gibt Choreograf Pierron zu. „Die Zahlen wurden von Jahr zu Jahr schlechter.“
Die neuen Betreiber haben sich daher bewusst für ein neues Konzept entschieden. „Ein solches Erotik-Theater ist in dieser Form nicht mehr zeitgemäß“, heißt es aus dem Dollhouse. Der Kiez verliert damit erneut ein Stück seiner Rotlicht-Identität. Die bekannte Leuchtreklame mit dem Elefanten bleibt zukünftig aus.