Hier gilt Tempo 6! Obwohl die verkehrsberuhigte Große Freiheit auf St. Pauli kaum von Autos genutzt wird, will der Bezirk Mitte die Straße in diesem Monat komplett sanieren. Grund: Sicherheitsbedenken.

St. Pauli. Sie gehört zu den meistfrequentierten Straßen der Hansestadt. Jedes Wochenende drängeln sich bis zu Hunderttausend Besucher auf der Großen Freiheit, der legendären Amüsiermeile am Ende der Reeperbahn. Autos fahren dort jedoch nur selten, die Straße gilt als verkehrsberuhigte Zone mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von sechs Kilometern pro Stunde.

Trotzdem soll die Straße mit den zahlreichen Diskotheken, Tabledance-Bars und Bordellen nach Informationen von abendblatt.de bereits Ende des Monats eine neue Asphaltdecke erhalten. Drei Tage wurden dafür angesetzt. „Die Straße soll auf ganzer Länge gepflastert und neu asphaltiert werden“, bestätigt Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte. Ein konkretes Datum gebe es noch nicht, jedoch sollen die Arbeiten „nicht unbedingt zu den Hauptgeschäftszeiten“ erfolgen.

Bei der CDU-Bezirksfraktion schüttelt man nur ungläubig den Kopf. „Man muss die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme durchaus in Frage stellen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörn Frommann. Das Geld für die Asphaltierung könne seiner Meinung nach an anderer Stelle wesentlich besser genutzt werden. „Es gibt wichtigere Straßen im Bezirk Mitte, die dringend saniert werden müssten.“

Der Bezirk begründet die Maßnahme mit sicherheitstechnischen Bedenken. „Für Fußgänger sind Schlaglöcher und kleine Unebenheiten noch viel gefährlicher“, begründet Bezirkssprecherin Sorina Weiland die Entscheidung. „Gerade wenn man abgelenkt ist.“ Die ästhetische Erneuerung der Straße für die zahlreichen Touristen, die jeden Tag nach St. Pauli strömen, sei lediglich „ein Nebeneffekt“. „Die Wegewarte vor Ort haben eine Prioritätenliste aufgestellt und die Asphaltierung der Großen Freiheit für notwendig befunden“, sagt Weiland.

Auch Erkan Sahin, SPD-Bezirksabgeordneter aus St. Pauli, hat Verständnis für die Instandsetzung der Amüsiermeile. Dabei handelt es sich, wie Sahin betont, um eine „laufende Maßnahme“ aus dem Jahr 2012. Insgesamt 100.000 Euro seien für die Reparatur der Winterschäden bewilligt worden. Obendrein profitieren auch die Anlieger von der Sanierungsmaßnahme. „Wir sind sehr froh, dass die Stolperfallen für die Gäste endlich beseitigt werden“, sagt Christian Fong vom bekannten Tabledance-Club „Dollhouse“.

Die sicherheitstechnischen Bedenken des Bezirks empfindet CDU-Mann Frommann als „hanebüchen“. „Die Touristen stolpern andernorts in Hamburg mit ihren Autos oder Bussen über viel schlimmere Schlaglöcher.“ Die CDU erwägt nun eine Anfrage an die Bezirksverwaltung, um zu klären, wie viele Passanten aufgrund der Straßenverhältnisse auf dem Hamburger Kiez schon zu Schaden gekommen sind.