28 Jahre nach Diebstahl auf der “Cap San Diego“ taucht das Original wieder auf. Bald wird die Glocke wieder an ihrem Platz hängen. Zunächst ist sie aber noch Beweisstück in einem Ermittlungsverfahren.

Hamburg. Vor 28 Jahren verschwand die Schiffsglocke der „Cap San Diego“. Lange schien es, als würde der Diebstahl nie aufgeklärt und die Glocke bliebe für immer verschwunden. Jetzt aber ist die Glocke überraschend wieder da. Beamte der Wasserschutzpolizei stellten sie in Köln sicher.

Es war reiner Zufall, dass die Polizei von der Glocke erfuhr. Anfang Januar wurde auf der „Cap San Diego“ ein Schiffschronometer gestohlen. Als der Geschäftsführer der „Cap San Diego“ bei der Polizei eine Anzeige aufgab, erzählte er, dass der Stiftung Hamburger Admiralität im Mai vergangenen Jahres die 1986 entwendete Originalglocke der „Cap San Diego“ für 1600 Euro angeboten wurde. Mit dem Hinweis, dass die Glocke gestohlen worden war und man nicht bereit sei, dafür Geld zu bezahlen, schlug die Stiftung das Angebot aus. Zur Polizei ging man allerdings nicht.

Nach diesem Hinweis nahmen die Beamten die Spur auf. Über E-Mails hat die Polizei den Anbieter in Bremerhaven ausfindig gemacht. Schließlich konnte man den Weg der Glocke nachvollziehen. 1986 war die „Cap San Diego“ von Cuxhaven nach Hamburg gekommen, um zum Museumsschiff zu werden. Für die Restaurierung wurde die Glocke abgebaut und in einen Lagerraum gelegt. Daraus war sie verschwunden. Ein Geschäftsführer aus der Zeit erinnerte sich: Ein Seemann und ein Matrose waren damals der Tat verdächtig. Wer die 35 Kilo schwere Glocke klaute, konnte am Ende aber nicht geklärt werden. Sicher ist nur: Sie landete in einem Keller in Niendorf. 2001 kaufte ein Familie von der verwitweten Besitzerin das Haus samt Inventar. Die Glocke lag im Keller, wurde hin- und hergeräumt.

Schließlich landete sie im Internet bei Ebay. Dort wurde sie 2013 zum Kauf angeboten. Und wechselte im vergangenen Mai für 250 Euro den Besitzer. Käufer Andreas B. aus Bremerhaven wusste offenbar, was er da erworben hatte. Nachdem er mit seinem Angebot bei der Stiftung der „Cap San Diego“ abgeblitzt war, bot er die Schiffsglocke zunächst für 1600 Euro im Internet an. Schließlich kaufte Florian P. aus Nettetal in Nordrhein-Westfalen die Glocke für 850 Euro. Er schenkte sie einem Freund, Martin B. aus Köln, der ein Faible für maritime Dinge hat, zum Geburtstag. Dort konnten die Polizisten die Glocke sicherstellen. Sie stand auf einem Tisch im Freien.

Dass es sich bei der Schiffsglocke um das Original handelt, dessen ist sich Kriminalhauptkommissar Thade Petersen, der den Fall leitete, sicher. Historische Bilder der „Cap San Diego“ zeigen die Glocke und auffällige Übereinstimmungen wie das markant verlaufende „P“ im Schiffsnamen. Außerdem gibt es einen Kronzeugen, der kein Geringerer ist als der ehemalige Chef der Hamburger Wasserschutzpolizei, Bernd Spöntjes. Er war 1968 Leichtmatrose auf der „Cap San Diego“ und hatte sie im Nebel vor La Plata während einer Wache mit dauernden Doppelschlägen heftig traktiert.

Bald wird die Glocke wieder auf der „Cap San Diego“ an ihrem Platz hängen. Zunächst ist sie aber noch Beweisstück in einem Ermittlungsverfahren, das sich gegen den Mann aus Bremerhaven richtet. Gegen ihn wird wegen Hehlerei ermittelt. Alle andere Besitzer hatten wohl keine Ahnung, dass es sich um Diebesgut handelt. Der ursprüngliche Dieb konnte nicht ermittelt werden. Bis zum Hafengeburtstag, so hofft man, wird die Staatsanwaltschaft die Glocke freigeben, damit sie zu dem Anlass an die Stiftung zurückgegeben werden kann.