Orkantief „Xaver“ hat die traditionsreiche Oberhafen-Kantine an der Stockmeyerstraße schwer getroffen. Das Wasser stand bis unter die Fenster. Nun bangen die Mitarbeiter um ihre Jobs.

Hamburg. Orkantief „Xavier“ hat im Norden zwar weniger Schäden angerichtet als befürchtet, die Oberhafen-Kantine in der HafenCity wurde jedoch schwer in Mitleidenschaft gezogen. „Das Wasser stand bis knapp unter die Fenster im Erdgeschoss“, sagt Sebastian Libbert, Betreiber der Traditionskneipe. „Wir konnten zwar alles was von Wert ist rechtzeitig in Sicherheit bringen, die Wassermassen waren jedoch nicht aufzuhalten.“

Von der gegenüberliegenden Oberhafen-Galerie hätten die Mitarbeiter das Naturschauspiel beobachtet. „Machtlos und mit Tränen in den Augen mussten wir zusehen, wie die Oberhafen-Kantine in den Fluten still und leise unterging“, sagt Libbert. „Wirtschaftlich ist die Flut eine absolute Katastrophe.“

Seit dieser Woche führen die Mitarbeiter den Betrieb in einem Gebäude am Brandshofer Deich fort. Mit dem geretteten Mobiliar aus der Oberhafen-Kantine wurde auch ein eigener Gedenkraum eingerichtet. „Der Dezember ist aufgrund der geplanten Weihnachtsfeiern mit der wichtigste Monat für uns“, sagt Betreiber Libbert. „Ich werde aber alles versuchen, um Kündigungen zu vermeiden.“

Die Mitarbeiter hoffen nun auf die Unterstützung ihrer Stammgäste und weitere Reservierungen. Um die Mittagszeit schauen in der Oberhafen-Kantine sonst oft die in der HafenCity ansässigen Rechtsanwälte und Werber vorbei.

In den kommenden Tagen soll das Gebäude entkernt und das Mauerwerk genauer untersucht werden. „Mit größtem Einsatz und allen Kräften planen wir schon den Wiederaufbau, aber der finanzielle Aufwand ist erheblich“, sagt Libbert. Wenn alles gut gehe, könne er bis Ende März wieder am alten Standort in der HafenCity eröffnen.

Die traditionsreiche Oberhafen-Kantine wurde 1925 als sogenannte Kaffeeklappe im Hamburger Hafen von Hermann Sparr eröffnet. Bis 1997 blieb die Kneipe in Familienbesitz. 2006 pachtete Christa Mälzer, Mutter von TV-Koch Tim Mälzer, das Gebäude. Nachdem eine Sturmflut 2007 das Gebäude erheblich beschädigt hatte, beschlossen beide, das Lokal aufzugeben. Zuletzt übernahm Sebastian Libbert mit seinem Partner Tim Seidel den Gastronomiebetrieb. Das Gebäude gehört seit 2002 dem Unternehmer Klausmartin Kretschmer.