Künstler von „Fettes Brot“, Konzert-Veranstalter Karsten Jahnke und Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter unterstützen das ehemalige Arbeiterviertel. Sanierung soll im September beginnen.

Hamburg Das Gängeviertel in der Hamburger Neustadt hat prominente Unterstützer gefunden. Künstler, Kulturschaffende und ehemalige Politiker haben Anteile an einer Genossenschaft erworben, die das Gängeviertel einmal übernehmen will. Unter den Käufern der Geschäftsanteile sind die Musiker von „Fettes Brot“, Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter, Konzert-Veranstalter Karsten Jahnke und der ehemalige Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer. „Ohne das Gängeviertel wäre Hamburg keine Weltstadt“, sagte Schriftsteller Gunter Gerlach, der die Aktion unterstützt. Hamburg müsse auch „Kultur von unten aushalten“.

Die Genossenschaftsanteile kosten 500 Euro. Wie viele Anteile die Prominenten zeichneten, ist nicht bekannt. „Das können wir aus Datenschutzgründen nicht sagen“, erklärte Bildhauerin Claudia Pigors vom Vorstand der Genossenschaft. Gekauft haben auch: Abaton-Gründer Werner Grassmann, Architekt und Michel-Restaurator Joachim Reinig und die Singer-Songwriterin Meike Schrader. 369.000 Euro kamen bisher insgesamt zusammen. Zwei Millionen sollen es mindestens werden, so Pigors zum Hamburger Abendblatt.

Die Genossenschaft kämpft dafür, unmittelbar nach der Sanierung der einzelnen Häuser deren Verwaltung zu übernehmen und per Erbpacht dann Eigentümer zu werden. „Damit soll sichergestellt werden, dass das Gängeviertel auch nach der Sanierung ein die Stadt bereichernder, öffentlicher Ort bleibt und dauerhaft vor Immobilienspekulation geschützt ist“, sagte Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling.

„Charme-Offensive“ für das Gängeviertel

Mit weiteren Prominenten, wie der Schauspielerin Pheline Roggan und dem Humorkollektiv „Studio Braun“, die jedoch nicht kauften, geht das Gängeviertel in eine große Kampagne mit Plakaten, Postkarten, Flyern und Online-Aktionen. Auf den Plakaten ist zum Beispiel „Fettes Brot“ mit dem Zitat: „Wir sind Kulturgenossen, weil schwule Mädchen Platz zum Durchdrehen brauchen.“ Damit soll nicht nur Geld eingeworben - sondern auch so etwas wie eine „Charme-Offensive“ gestartet werden. Denn es sieht es nicht so aus, dass die Stadt bereit ist, der Genossenschaft das Gängeviertel zu übergeben.

„Wir haben keine Planungssicherheit“, beklagte sich Sprecherin Christine Ebeling. So wisse die Initiative nicht, wie hoch die Gewerbemieten nach der Sanierung sein sollen. Ebeling: „Die SPD hat das Gängeviertel nicht verstanden, es droht zu einem Wohnprojekt zu verkommen.“

2009 waren die Häuser friedlich besetzt worden. Nach langem Ringen schloss die Stadt 2011 mit der Initiative einen Kooperationsvertrag. Die Gesamtverantwortung für die Sanierung hat der Bezirk Mitte übernommen. Für 20 Millionen Euro sollen die Häuser in den kommenden acht Jahren saniert werden. Am 15. September soll Baubeginn sein.