Wo einst Prostituierte ihrem Gewerbe nachgingen, sind die ersten Eigentümer eingezogen. Ex-Bezirksamtchef Schreiber ließ Haus umbauen.

Hamburg. Dass in diesen Räumen früher Prostituierte ihre Freier empfingen, kann man sich heute kaum noch vorstellen: Anstelle eines Stundenhotels befinden sich in dem Haus am Hansaplatz 7 heute 17 Luxus-Eigentumswohnungen, von denen die ersten inzwischen bezugsfertig sind. Zwischen Weihnachten und Neujahr seien sogar schon die ersten Bewohner eingezogen, sagte Markus Schreiber, ehemaliger Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte. Schreiber ist in seinem neuen Job als Prokurist bei der Immobilienfirma Außenalster WPB Holding für den Umbau des ehemaligen Stundenhotels zuständig.

Zwischen 3800 und 5000 Euro kosten die noblen Domizile am Hansaplatz pro Quadratmeter. Der Kaufpreis für die teuerste Wohnung - über 200 Quadratmeter im Dachgeschoss - liegt bei mehr als eine Million Euro. Und das an einem Platz, der einst als Schandfleck verrufen war. Vom Schmuddelimage, das dem Hansaplatz früher anhaftete, ist hier keine Spur mehr: Mit edlen Holzböden und Stuck an der Decke fallen die Wohnungen eher in die Luxus-Kategorie. Acht der 17 Einheiten sind bereits verkauft, zwei wurden schon an die neuen Eigentümer übergeben.

Ist der Wandel vom Etagenhotel zum feudalen Wohnhaus symptomatisch für den Wandel des Viertels, für die vielfach beklagte „Yuppiesierung“? „Ich betrachte es als eine sehr positive Entwicklung, dass die Prostitution hier zurückgedrängt wird und Normalbürger den Platz zurückerobern“, sagt Schreiber. Zugegebenermaßen seien die neuen Wohnungen nicht ganz günstig – „aber wenigstens haben wir hier niemanden aus dem Haus verdrängt, hier hat ja niemand gewohnt.“

Im Erdgeschoss sollen zwei gastronomische Betriebe einziehen. Auch das sieht Schreiber als Bereicherung für die Gegend. Schon in seiner Zeit beim Bezirksamt Hamburg-Mitte hatte er sich um eine Umgestaltung des Hansaplatzes bemüht.

Seit Oktober 2011 war das im Jahr 1877 erbaute Gründerzeithaus am Hansaplatz 7 restauriert worden – „unter strenger Beachtung der Regeln des Denkmalschutzes“, wie Schreiber betont. Bis Mitte Januar soll hier nun noch ein Fahrstuhl eingebaut werden, im Laufe des Frühjahrs sollen dann auch die letzten Wohnungen im Dachgeschoss fertig sein.