Vor der Europapassage steht seit kurzem der einzige sprechende Mülleimer Hamburgs. Und das Hightech-Wunder kann noch mehr.
Hamburg. Auf den ersten Blick ist er ein ganz normaler Mülleimer - auf den zweiten ein kleines Hightech-Wunder. Seit wenigen Tagen steht „Big Belly Solar” vor der Europa-Passage an der Ecke Ballindamm/Jungfernstieg. Im Unterschied zu den standardmäßig roten und kleineren Mülleimern der Stadtreinigung ist „Big Belly” schwarz und eine echte Quasselstrippe. Richtig: Big Belly Solar ist der einzige sprechende Mülleimer Hamburgs. Zugegeben - der Wortschatz ist begrenzt. Vier Sätze spricht der Mülleimer, und das auch nur, wenn er „angesprochen”, also mit Abfall „gefüttert” wird:
Im Repertoire: "Na endlich mal ne müllde Gabe", „Das war die gute Tat des Tages", "Ich bin für jeden Dreck zu haben. Und Sie?", und "Moin, Moin. Da sag ich danke". Mit den freundlich-lustigen Sprüche will die Stadtreinigung die Hamburger motivieren, von den Mülleimern Gebrauch zu machen.
Der „Big Belly Solar” am Ballindamm ist einer von insgesamt 13 Mülleimern des Herstellers Ecotec, die die Stadtreinigung angeschafft hat. Drei stehen auf dem Kiez, 10 in der Hamburger City. Bisher ist das Modell an der Europa Passage zwar das einzige, das mit einem Sprach-Chip ausgestattet ist. Gemein haben die Neuen jedoch, dass sie mit einer mit Solarenergie betriebenen Presse ausgestattet sind, die den Abfall zusammendrückt. So entsteht mehr Platz für neuen Müll. Erst, wenn der Mülleimer wirklich voll ist, sendet „Big Belly Solar” ein Signal an die Stadtreinigung. „Der Vorteil ist, dass die Mülleimer so deutlich seltener geleert werden müssen”, so Sprecher Andrée Möller.
Außerdem sind die schwarzen Modelle größer und können mit 160 Litern mehr Abfall fassen als die üblichen Mülleimer (100 Liter). Mit 4800 Euro pro Exemplar sind die „Big Belly Solars” allerdings nicht gerade Schnäppchen. „Dadurch, dass seltener geleert werden muss, rechnen wir damit, dass sich die Anschaffung rechnet”, so Möller. „In anderen Städten sind die Mülleimer bereits erfolgreich im Einsatz.” So können die Münchner und die Düsseldorfer ihre Mülleimer zum Reden bringen.
Bis zum Frühjahr soll nun getestet werden, wie die Mülleimer ankommen und ob die Technik funktioniert. „Laut Hersteller soll eine Sonnenstunde reichen, damit Pressplatte, Sendefunktion und Sprachchip einen Monat lang funktionieren”, so Möller. Im Erfolgsfall werden dann auch die anderen „Big Bellys” mit einem Sprachchip ausgestattet. „Gut möglich, dass die Mülleimer dann noch viele andere Sätze dazu lernen.”