Beifall vom Abfall: In Göttingen werben Tonnen mit Hurra-Rufen für ein sauberes Stadtbild
Es war ja nur eine Frage der Zeit: Grußkarten, Waagen und Plüschtiere haben das Sprechen schließlich längst gelernt. Und jetzt fängt endlich auch die Station des sich fröhlich drehenden Konsumbrummkreisels an zu quasseln, die bislang ein Schattendasein führte: der Mülleimer.
Forscherteams der Entsorgungsbetriebe Göttingen haben in jahrzehntelanger Kleinarbeit einen Abfallkorb entwickelt, der das Einwerfen der alltäglichen Hinterlassenschaften mit frenetischem Jubel, einem Tusch oder anderen Nettigkeiten wie - für Freunde des gröberen Humors - dem Geräusch einer Klospülung quittiert. Vier Wochen lang soll die Göttinger Innenstadt von spitzen Freudenschreien der Prototypen widerhallen.
Und es mag tatsächlich sein, dass der eine oder andere sein Selbstbewusstsein mit einer "Hurra!" rufenden Mülltonne aufzupolieren vermag, vielleicht sogar dazu übergeht, mit wildem Blick Passanten ihre Kaffeebecher und Zigarettenkippen aus der Hand zu reißen, um in den Genuss der Lobpreisungen zu kommen.
Doch wo soll das hinführen? Wird sich die Tonne künftig falsch getrenntem Müll verweigern und als Kommentar HAL 9000, den Computer aus dem Film "2001", bemühen ("Tut mir leid, Dave. Aber das kann ich nicht tun.")? Werden überfüllte Eimer lautstark protestieren ("Wir haben die Klappe voll!"), andere uns gar unmoralische Angebote nach Sonnenuntergang machen ("Hey Kleiner, mach mich dreckig ...")?
Zum Glück gibt es Apple. Angeblich soll die iFirma in der Funktionsweise des redseligen Kübels Ähnlichkeiten zur iPhone-Assistentin Siri entdeckt haben. Vermutlich verklagt Apple die Göttinger morgen auf 4,8 Fantastilliarden Euro Schadenersatz. Nur, um kurz darauf iTrash herauszubringen, den sprechenden Mülleimer mit Internetzugang, hochauflösendem Einwurfschacht und individueller Begrüßung.
Der Haken: iTrash nimmt nur Handys von anderen Herstellern und angebissene Äpfel an. Alles andere wird postwendend wieder ausgespuckt.