Zweieinhalb Tage vor dem Verkaufsstart des iPhone 5 warten Nicholas Fechtner und Anton P. bereits vor dem Geschäft am Jungfernstieg.

Hamburg. „Das wollte ich schon immer mal machen”, sagt Nicholas Fechtner (20), der in dicker Winterjacke auf einem Campingstuhl am Jungfernstieg sitzt. Vorbeigehende Passanten schütteln beim Anblick des 20-Jährigen lachend den Kopf. Ein junges Mädchen tritt näher und fragt Nicholas, warum er dort sitzt. Bei seiner Antwort macht sie große Augen und sagt: „Ich habe mit meinen Freunden gewettet – ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich wegen des neuen iPhone hier bist! Das ist doch verrückt!“ Nicholas zuckt unbeirrt mit den Schultern: „Ansichtssache!“

Er und sein Cousin Anton P. (16) haben Dienstagmorgen Punkt 10 Uhr ihre Posten vor den Türen des Apple-Store bezogen. Wenn sie am Wochenende besser geschlafen hätten, wären sie sogar noch früher gekommen. Nun warten sie darauf, dass am Freitagmorgen das iPhone 5 in den Verkauf geht. Die Idee haben sich die beiden Hamburger von Apple-Fans in New York abgeguckt, die schon seit Freitag vor den Filialen im Big Apple campen.

Nicholas ist selbstständig und arbeitet während des Campens ein bisschen von seinem iPad aus. Freundlicherweise nehmen die Apple-Mitarbeiter dieses bei Bedarf mit in den Laden und laden es dort für ihn auf. Anton hingegen muss vormittags seinen Verpflichtungen als Schüler des Gymnasiums Hochrad nachkommen. Dann hält Nicholas allein die Stellung und Freunde und Familie bringen Essen und Getränke vorbei. „Ich habe mir fest vorgenommen, den Posten bis Freitag nicht zu verlassen“, erklärt Nicholas.

Am Abend klappen die beiden iPhone-Fans die Lehne des Campingstuhls zurück und schlafen unter freiem Himmel. „Nachts laufen am Jungfernstieg schon komische Leute rum“, erzählt Nicholas. „Ein Obdachloser hat uns geraten, wach zu bleiben, damit uns niemand die Sachen klaut.“ Trotzdem haben die beiden immerhin etwa drei Stunden ihre Augen zugemacht. In den frühen Morgenstunden wurden sie dann allerdings von Baulärm geweckt.

Von der Freundlichkeit der Mitarbeiter des Apple-Stores sind Nicholas und Anton ganz begeistert. "Die haben sich gleich freundlich bei uns vorgestellt. Und als es anfing zu tröpfeln, hat man uns Regenschirme angeboten", sagt Nicholas. In den kommenden Nächten können die Camper ihre Taschen zur Sicherheit im Laden einschließen. Und damit bei Nicholas und Anton keine Langeweile aufkommt, soll ihnen sogar Strom an ihr Mini-Camp gelegt werden.

Warum die beiden den ganzen Aufwand betreiben? „Mein iPhone 4 ist gerade kaputt gegangen und die neue Version ist klasse. Ich finde den Gedanken toll, der erste Hamburger zu sein, der es in den Händen hält“, sagt Nicholas. Der Einsatz der beiden hat sich scheinbar jetzt schon gelohnt – die ersten beiden Modelle des „Kult-Telefons” wurden ihnen bereits zugesichert.