Bezirk Mitte zeigt sich zufrieden mit der öffentlichen Grillstation. Doch Altona und Nord lehnen eine Anschaffung ab: Geräte sind zu teuer.
Hamburg. Seit knapp einem Jahr steht auf der überschaubaren Michel-Wiese eine fest installierte Grillstation. Für zwei Euro können sich Hungrige etwa 20 Minuten lang ihre Würstchen, Steaks oder Koteletts brutzeln - 220 Grad werden die drei Aluminiumwannen heiß. Die Idee dazu hatten zwei junge Männer aus Australien mitgebracht: Dort gibt es laut den Betreibern Andreas Schütt und Ron Domeyer rund 50.000 dieser Geräte.
Die beiden konnten das Bezirksamt Mitte davon überzeugen, dass auch Hamburg eine rund 10.000 Euro teure Grillstation benötigt. Ihre Argumente: Im Vergleich zu herkömmlichen Kohlegrills schone die Edelstahlapparatur den Rasen, reduziere Abfall, entlaste die Anwohner - und sei außerdem noch gesünder, da kein Fett in die Kohle tropfe. Und natürlich werde alles von Ökostrom angetrieben. Bio-Grillen ohne lästige Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt - klingt eigentlich gut. Doch wie haben die Hamburger die erste Grillstation der Stadt - in ganz Deutschland - angenommen?
"Es läuft ganz gut", sagt Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte. "Um Erfahrungen zu sammeln, wurde der Vertrag gerade für zwei weitere Jahre verlängert." Sollte das Konzept auf der Michelwiese erfolgreich sein, könnten mehr Standorte folgen, hatten Schütt und Domeyer vor einem Jahr gesagt. Vorstellen könnten sie sich andere beliebte Grillplätze wie den Stadtpark, den Elbstrand oder die Alster. Auch der damalige Bezirksamtleiter Markus Schreiber hatte die Grillstation als "Exportschlager aus Mitte" angepriesen.
Doch bislang ist der Grill auf der Michelwiese der einzige im Stadtgebiet. Das Konzept wurde den Bezirksversammlungen Altona und Nord bereits vorgestellt - beide Verwaltungen haben die Anschaffung der Grillstationen aber abgelehnt. "Wir haben uns Bewertungen des Bezirksamts Mitte angesehen. Die Anschaffung wäre mit hohen Kosten verbunden", sagt Nils Fischer, Sprecher des Bezirksamtes Altona. Die Grillstationen müssten aus dem gleichen Haushaltstopf bezahlt werden, der auch für die Pflege der Grünanlagen genutzt wird - "da haben wir einfach andere Prioritäten", sagt Fischer.
Stadt sucht nach Konzept zur Reduzierung des Mülls
Ähnlich positioniert sich der Bezirk Nord: "Nachdem uns das Konzept vorgestellt wurde, ist der entsprechende Fachbereich zu dem Schluss gekommen, dass die Grillstationen keine Alternative zu den herkömmlichen Grillzonen sind", sagt Peter Hansen vom Bezirksamt Nord. Die große Nachfrage in Grünanlagen wie dem Stadtpark oder der Außenalster könnte mit den Grillstationen nicht gedeckt werden. Das Konzept eigne sich nach Auffassung der Bezirksversammlung eher für Wohnungsbaugesellschaften, die einen Grill im Innenhof aufstellen könnten. "Außerdem sind die Kosten für die Anschaffung einfach zu hoch. In Hamburg-Nord werden wir deshalb keine öffentlichen Anlagen installieren", sagt Hansen. Auch für die anderen Hamburger Bezirke kommen die festen Grillstationen vorerst nicht in Frage,
Vor allem die hohen Anschaffungskosten schrecken die Verwaltungen also vor den Edelstahlgrills ab. Dabei könnten die Stationen Abhilfe von übermäßiger Müllproduktion schaffen; derzeit diskutiert der Hamburger Senat das saisonbedingte Umwelt-Problem. Der CDU-Abgeordnete Andreas Wankum hatte Anfang Mai deshalb eine Kleine Anfrage gestellt, in der er wissen wollte, ob der Senat ein Konzept zur Sauberkeit an der Außenalster habe.
Der Senat ließ Wankum wissen, dass "zurzeit ein Konzept zur Verbesserung von Sauberkeit und Stadtbild in allen Quartieren" erarbeitet werde. Die Vermüllung von Grünflächen spiele darin eine wichtige Rolle. "Eine Entscheidung über finanzielle Maßnahmen steht noch aus, da die Erarbeitung des Konzeptes noch nicht abgeschlossen ist", heißt es weiter. Vielleicht sollte sich der Senat doch noch einmal die Argumente von Andreas Schütt und Ron Domeyer anhören. (sap)
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