Hamburg. Zugeparkte Wege, Staus und Partys: Strandampeln wie an der Ostsee könnten Besucherströme lenken. Doch es herrscht Skepsis.

Es waren chaotische Szenen, die sich im vergangenen Jahr an den Elbstränden und in deren Umgebung abspielten. Dicht gedrängt lagen die Menschen im Sand, und etliche nutzten die Elbe, die offiziell gar nicht als Badegewässer zugelassen ist, um sich ausgiebig abzukühlen. Nur wer sehr früh da war, dürfte von dem Chaos an den Zufahrtsstraßen kaum etwas mitbekommen haben – zum Beispiel von den häufigen Staus am Wittenbergener Weg und den angrenzenden Straßen in Rissen sowie rund um den Blankeneser Strandweg.

Die coronabedingte Schließung der Hamburger Schwimmbäder ließ den Ansturm deutlich wachsen. „Die Menschen suchen sich eben ihre Badegelegenheiten“, sagt Hamburgs DLRG-Präsident Heiko Mählmann, „und wenn das auf offiziellem Weg nicht möglich ist, wird es eben der inoffizielle.“ Bereits in diesen Tagen sind die Elbstrände angesichts des Frühlingswetters sehr gut besucht.

Elbstrände: CDU will Besucherströme regulieren lassen

Die Altonaer CDU will die Besucherströme jetzt besser regulieren lassen, als dies bisher der Fall war. Der entsprechende Antrag „Vorsorge für den Sommer – Zufahrtsregelungen für Hamburger Strände im Westen“ kommt am kommenden Mittwoch in die Bürgerschaft. Auch wenn es bis zum Beginn der Badesaison noch eine Weile dauert, muss die Prüfung der einzelnen Vorschläge des Antrags schon jetzt auf den Weg gebracht werden.

Dazu gehört die Installation von elektrisch gesteuerten Schranken, über welche die Zufahrten zu den Stränden, beispielsweise in Wittenbergen und Blankenese, geregelt werden könnten. „Anwohnerinnen und Anwohner könnten dann über Authentifizierungsmethoden wie einer elektronischen Kennzeichenerkennung die Schranke passieren“, erläutert die CDU-Politikerin Anke Frieling. „Dasselbe könnte für Taxis, Lieferdienste und diverse Einsatzfahrzeuge gelten.“ Die Daten würden laut Frieling anschließend wieder gelöscht.

Strandticker für die Elbstrände nach Vorbild Lübecker Bucht?

Ein weiterer Vorschlag dreht sich um den sogenannten Strandticker, den die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht in Kooperation mit einer Bremer Agentur entwickelt hat. Dort finden Strandnutzer Infos zur aktuellen Auslastung verschiedener Orte an den Ostseestränden, die laufend aktualisiert werden. Über ein stilisiertes Ampelsystem wird dort dargestellt, wo noch freie Strandplätze sind (grün) und wo alles belegt ist (rot). „Für Hamburg wäre das reizvoll, weil dann die Besucherdichte an den Stränden besser entzerrt werden könnte“, findet der CDU-Politiker Andreas Grutzeck.

Die Politiker hatten im vergangenen Jahr zahlreiche Beschwerden über zugeparkte Wege, Staus und Partylärm erhalten, berichten Frieling und Grutzeck. Und auch das gehörte zu den Kehrseiten des Badevergnügens: Der Kleinbus, der durchs Blankeneser Treppenviertel fährt, umgangssprachlich „Bergziege“ genannt, war gegen Abend auf dem Weg vom Strand zum S-Bahnhof oft so überfüllt, dass die dort wohnenden Menschen ihn oft über Stunden gar nicht nutzen konnten.

Überqellende Strände an der Elbe Belastung für Anwohner

Für Anwohnerinnen und Anwohner hätten die überquellenden Strände entsprechend eine andauernde Belastung dargestellt, heißt es in dem Antrag. Neben Belastungen und Chaos sorgten die von Strandbesucherinnen und -besuchern zugeparkten Straßen auch bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten für erhebliche Probleme. „Einsatzfahrzeuge stecken auf dem Weg zu Hilfsbedürftigen fest, weil Autos die Zufahrtsstraßen verstopfen“, wird dort gewarnt.

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, dass es aufgrund von zeitlichen Verzögerungen durch verstopfte Straßen beim Rettungseinsatz „zu vermeidbaren Todesfällen“ komme. In der Verantwortung der Politik liege es, dieses zu verhindern und die Situation vor Ort zu verbessern. Hierfür müssten Regelungen getroffen werden, die die aktuellen technologischen Möglichkeiten nutzen.

Verhaltene Reaktionen auf Vorstoß der CDU

In dem Antrag wird der Senat aufgefordert, „die Entwicklung eines Konzepts für eine verkehrliche Entlastung und mehr Sicherheit in den Sommermonaten an den Elbstränden in Auftrag zu geben und die Vorschläge und deren Finanzierung zu prüfen.

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Eberhard Fledel, Vizevorsitzender des Blankeneser Zukunftsforums, in dem sich zahlreiche Interessengruppen für den Stadtteil engagieren, reagiert verhalten auf den CDU-Vorstoß. „Die Schranken vor Ort finde ich keine gute Lösung“, sagt Fledel. „Das wirkt doch, als wolle sich eine privilegierte Klientel abschotten.“ Sinnvoller sei aus seiner Sicht, wenn Polizei und Ordnungsdienste vor Ort strenger kontrollieren würden.

Sperre für Elbstrände: SPD will Antrag der CDU ablehnen

Ähnlich sieht es der Vorsitzende des Rissener Bürgervereins, Claus Scheide. „Gerade nach diesen schwierigen Lockdown-Zeiten finde ich Reglementierungen und Verbote den falschen Weg“, sagt Scheide. „Ich bin skeptisch, dass das Ganze überhaupt Sinn macht.“

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Frank Schmitt kündigt bereits die Ablehnung des Antrags an. „Das ist ein Thema, das auf Ebene des Bezirks Altona bearbeitet werden sollte“, sagt Schmitt, „so wie in der Vergangenheit auch. Ich finde die vorgeschlagenen Maßnahmen überzogen, unter anderem wird hier ja der Elbstrand von der Dimension her quasi mit der Lübecker Bucht gleichgesetzt.“