Hamburg. Der Hotelier präsentiert seine neue Liebe im Hotel Süllberg. 1000 Gäste, darunter Friedrich Merz, kommen zum “Klönschnack“-Empfang.
Klaus Schümann rief – und alle pilgerten zum Süllberg. Der Blankeneser Neujahrsempfang von Schümanns Stadtmagazin „Klönschnack“ am Donnerstagabend auf dem Süllberg ist schon lange keine Party mehr, die nur für den Hamburger Westen wie ein Magnet wirkt. Inzwischen ringen Gäste aus dem ganzen Stadtgebiet um eine Einladung – und die ist von Jahr zu Jahr schwerer zu ergattern.
Schümann und sein Team feierten in diesem Jahr den 25. Geburtstag des angesagten Events – auch wenn es eigentlich schon die 26. Zusammenkunft war. Der allererste Neujahrsempfang wurde 1995 noch in den eignen Redaktionsräumen gefeiert – ohne den Glamour späterer Jahre.
Klönschnack-Empfang feiert 25. Geburtstag
In seiner gewohnt launigen Begrüßungsrede sprach Klaus Schümann über die Anfänge des Neujahrsempfangs: „Ich habe mal gelesen ,Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat‘. Ich glaube, nach 25 Jahren hat sich die Sache durchgesetzt.“ Schümann erinnerte auch an Kuriositäten aus 25 Jahren.
So lieferte zum Beispiel die ehemalige CDU-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth einen Klassiker, als sie die Gäste im Louis C. Jacob „hier an der Alster“ begrüßte. Schümanns Rat an seine 1000 Gäste: „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt.“
Bürgermeister Peter Tschentscher nutzte seinen Auftritt für dezente Hinweise an die geladene Polit-Prominenz – etwa an Bundestags-Vizepräsidenten Claudia Roth (Grüne): „Bitte denken Sie daran, man darf in Hamburg den Ersten Bürgermeister nicht kritisieren.“
Friedrich Merz spottete Richtung Tschentscher
Es gehört zur guten Tradition des Empfangs, dass dieses Gebot nicht respektiert wird. Friedrich Merz (CDU) spottete in Richtung Tschentscher: „Es ehrt Sie, dass Sie mit einem ordentlichen Beruf in die Politik gegangen sind.“
Deshalb sei der Bürgermeister auch „resozialisierungsfähig“, könne nach dem Ausscheiden aus seinem Amt wieder als Mediziner arbeiten: „Dann komme ich auch gern zu Ihrem Neujahrsempfang ins Krankenhaus.“ Merz nutzte seine siebenminütige Rede für einen leidenschaftlichen Appell: „Wir alle müssen mehr dafür tun, dass wir weiter in einer liberalen Gesellschaft leben können.“
Auch FDP-Chef Christian Lindner forderte ein klareres Bekenntnis zum Rechtsstaat sein. Es sei skandalös, dass der inzwischen aus seiner Partei ausgeschiedene AfD-Gründer Bernd Lucke daran gehindert werde, Vorlesungen an der Uni Hamburg zu halten. Der Staat müsse zu 360 Grad wehrhaft sein, also gegenüber allen Extremisten. „Wenn die Rote Flora eine Braune Flora wäre, würde man Gewalt niemals akzeptieren.“
Kurzinterviews mit Prominenten beim Neujahrsempfang
Friedrich Merz will CDU-Spitzenkandidat Markus Weinberg im Hamburger Wahlkampf unterstützen.
Auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki ist dabei. "Die Stimmung ist exorbitant gut", so Kubicki über den Empfang, die Redner seien überwiegend akzeptabel. "Ein guter Einstieg ins neue Jahr". Wolfang Kubicki kündigte an, sich im Hamburger Wahlkampf sehr stark zu engagieren.
Unternehmerin Christina Block verrät in Blankenese, in welchen Städten neue Restaurants entstehen.
Claudia Roth rechnete mit der AfD ab, in den Parlamenten säßen nunmehr auch „Ewiggestrige“. Zudem wünschte sie sich einen politischen Wechsel in Hamburg – mit ihrer Parteifreundin Katharina Fegebank an der Spitze: „Die Zeit ist reif für Katharina, die Große.“
Jost Deitmar stellt seine neue große Liebe vor
Für die Überraschung des Abends sorgte Jost Deitmar, langjähriger Direktor des Hotels Louis C. Jacob. Deitmar, seit Jahren verwitwet und Vater eines erwachsenen Sohnes, stellte bei dem Empfang seine neue große Liebe vor: Christopher Ofenstein, den er vor einigen Monaten bei einer Geburtsparty in seiner Heimat München kennenlernte und mit dem er nun zusammenlebt. „Wir haben uns entschlossen, mit dem Thema ganz offen umzugehen“, sagte Deitmar.
Und weiter: „Meine Familie hat großartig reagiert. Insbesondere mein Sohn war sehr fürsorglich. Das einzige, was er gesagt hat, war: ‚Papi, es ist mir völlig egal, wie du glücklich wirst – ob mit einem Mann oder einer Frau –, Hauptsache, du wirst glücklich.‘“
Ofenstein, Psychotherapeut mit eigener Praxis, sagte: „Ich fühle mich wie ein 53-jähriger Teenager mit Schmetterlingen im Bauch. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, es hat sofort gefunkt.“ Deitmar hatte sich bewusst für den „Klönschnack“-Empfang entschieden, um seine neue Beziehung öffentlich zu machen.
Schließlich kommen zu diesem gesellschaftlichen Ereignis besonders viele seiner Weggefährten. „Sie waren in der Zeit meiner Trauer an meiner Seite“, sagte Deitmar. Deshalb wolle er sie nun auch an seinem neuen Glück teilhaben lassen. Deitmar führt in Bad Aibling, etwa 45 Autominuten von München entfernt, ein Vier-Sterne-Hotel mit 56 Zimmern, das er gepachtet hat. „Der Betrieb läuft sehr gut.“
Karlheinz Hauser und Team servierten Husumer Weiderind
Auch das Gedränge am Buffet gehört zur Tradition des Empfangs. Karlheinz Hauser und sein Team servierten unter anderem Schulter vom Husumer Weiderind, gegartes Filet vom Kabeljau und rosa gegarten Rinderrücken.
Unter den Gästen: die Senatoren Jens Kerstan und Till Steffen (Grüne), HSV-Präsident Marcell Jansen, FDP-Politikerin Katja Suding, Publizist Hans-Olaf Henkel, Unternehmer Ian Karan.