Hamburg. Eines der folgenreichsten Feuer der vergangenen Jahre. 48 Feuerwehrleute löschen Brand in Rissen. Kam der Alarm zu spät?
Eine Mutter und ihre Tochter sind am Donnerstag bei einem Feuer an der Hexentwiete in Rissen ums Leben gekommen. Feuerwehrleute entdeckten die leblose Körper der 49 und 81 Jahre alten Frauen. Der Brand war erst spät bemerkt worden. Zunächst hatten einige Anwohner den Qualm an dem diesigen Morgen für Nebelschwaden gehalten.
Es ist ein Bungalow mit ausgebautem Dachgeschoss, fast nur aus Holz gebaut, in dem das Feuer gegen 10 Uhr ausbrach. Das mehr als 100 Quadratmeter große Gebäude, das aus zwei ineinander übergehenden Wohnungen besteht, ist auf einem Grundstück mit vielen Bäumen und von der Straße nicht zu sehen.
Erst als es auch nach Feuer roch, schlugen Anwohner Alarm. Wenige Minuten später trafen die Beamten der Berufsfeuerwehr der Wache Osdorf und die Freiwillige Feuerwehr Rissen ein. „Zu dem Zeitpunkt brannte das Gebäude bereits in voller Ausdehnung“, sagt Feuerwehrsprecher Torsten Wessely.
Retter versuchten, Frau zu reanimieren
Im vorderen Bereich des Gebäudes entdeckten die Feuerwehrleute die leblosen Frauen. „Bei einer von ihnen gab es sichere Todeszeichen“, sagt ein Feuerwehrmann. Sie war bereits stark verbrannt. Die andere Frau wurde ins Freie gebracht. Auch sie wies Verbrennungen auf. Vor dem Haus versuchten ein Notarzt und Sanitäter die Frau zu reanimieren. Vergebens. Noch am Brandort wurde ihr Tod festgestellt.
„Das Feuer selbst war schnell unter Kontrolle“, sagt Wessely. Mit fünf Wasserrohren, zwei im sogenannten Innenangriff, drei von außen eingesetzt, wurden die Flammen eingedämmt.„Die Nachlöscharbeiten waren sehr arbeitsintensiv“, so Wessely. Zwei weitere freiwillige Feuerwehren wurden nachgeordert.
Holzwände und Decken wurden geöffnet
Insgesamt waren 48 Feuerwehrleute vor Ort. „Die Holzwände und Decken mussten geöffnet werden, um Brandnester im Isoliermaterial abzulöschen“, sagt Wessely. Immer wieder kam auch eine Wärmebildkamera zum Einsatz, um Glutnester zu lokalisieren.
Erst am Nachmittag wurde der Einsatz beendet. Die Polizei beschlagnahmte den Brandort. Neben den Brandermittlern des Landeskriminalamts (LKA) Hamburg kamen auch Beamte des Bereichs für Todesermittlungen, der der Mordkommission angegliedert ist, zum Einsatz. Zwar war bis Redaktionsschluss am späten Donnerstagabend unklar, was sich in dem Haus abspielte und wie genau das Feuer ausbrach. Es gibt aber in der Nachbarschaft Gerüchte, dass die jüngere Frau psychische Probleme gehabt haben soll. Es ist auch davon die Rede, dass sie in der Vergangenheit Suizidversuche unternommen habe.
Technischer Defekt als Brandursache?
Intensiven Kontakt zu Mutter oder Tochter hatte aber kaum jemand. „Sie lebten sehr zurückgezogen“, sagt eine Anwohnerin. Für die Spurensicherung holten die Ermittler Kriminaltechniker hinzu. Unter anderem wurde der 3-D-Laserscanner eingesetzt, um den Brandort exakt zu vermessen.
Die Ermittler selbst versuchen den Brandausbruchsort zu lokalisieren. Das soll Aufschluss darüber geben, ob auch ein technischer Defekt als Brandursache infrage kommen kann. Beispielsweise wenn dort technische Geräte standen oder Leitungen verliefen.
Am späten Nachmittag wurde die Spurensicherung mit dem Einsetzen der Dunkelheit unterbrochen. Sie soll am Freitag fortgesetzt werden. Die Leichen der beiden Frauen wurden noch während der Löscharbeiten in das Institut für Rechtsmedizin gebracht. Dort soll durch eine Obduktion die genaue Todesursache festgestellt werden.
Folgenreiches Feuer
Der Brand in Rissen ist eines der folgenreichsten Feuer der vergangenen Jahre. 2018 waren 14 Menschen in Hamburg durch Brände ums Leben gekommen. Zwei Jahre zuvor waren es zehn Brandtote gewesen. 2012 kamen 13 Menschen in Hamburg durch Brände ums Leben. Häufig spielen Alkohol oder Drogen eine Rolle, wenn ein Mensch im Feuer stirbt. Auch ältere, in der Bewegung eingeschränkte Menschen, kommen bei Bränden überproportional oft ums Leben.
Insgesamt liegt die Zahl der Brandtoten auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Jahr 2000 waren es noch 30 Menschen, die durch Brände ums Leben kamen. In den Jahren davor lag die Zahl der Brandtoten in der Hansestadt jährlich bei deutlich über 20. Der starke Rückgang wird vor allem dem flächendeckenden Einsatz von Rauchwarnmeldern zugeschrieben, die in Mietwohnungen seit 2011 in Hamburg Pflicht sind. Eigenheimbesitzer entscheiden selbst, ob sie Brandmelder in ihrem Haus installieren.