Hamburg. Das Projekt Oclean bietet Aufräumaktionen mit Eventcharakter. Gegründet haben es drei Schwestern aus Othmarschen.
Aufräumen liegt nicht jedem. Es ist oft schwer, damit anzufangen und noch schwerer, andere zum Mitmachen zu motivieren. Drei Schwestern aus Othmarschen – Marie, Hannah und Lena Pippert – versuchen genau das. Sie kämpfen mit viel Engagement dafür, Hamburgs öffentliche Räume sauber zu halten und sind damit schon ganz schön erfolgreich. Ihr besonderer Dreh: Stärker als andere wenden sie sich gezielt an jüngere Leute, und deutlicher als den ästhetischen stellen sie den ökologischen Aspekt in den Vordergrund ihrer Arbeit. Oclean heißt ihr Projekt, aus dem mittlerweile eine gemeinnützige GmbH mit Mini-Büro in Bahrenfeld geworden ist.
Hinter dem Namen, der sich aus den Wörtern Ocean (Ozean) und clean (sauber) zusammensetzt, steht die Idee, die Verschmutzung der Ozeane schon dort anzugehen, wo sie entsteht, nämlich an den Flüssen, die zu den Meeren führen. Dass es mit dem Saubermachen also bereits vor der eigenen Tür losgehen soll, unterstreichen die drei jungen Frauen mit einem Slogan, der sich auch auf ihrer Website immer wieder findet: „nordisch for nature“. Und auch das ist dem Trio wichtig: Die Putz-Aktionen, sogenannte Clean-ups, werden nicht streng dogmatisch durchorganisiert, sondern eher wie coole Events aufgezogen – so nach dem Motto: Saubermachen ist nicht spießig.
Interesse für ökologische Themen
Alle Infos und die Einladungen zu künftigen Treffen stehen auf der Website (https://oclean.hamburg) und den verlinkten Social-Media-Kanälen. Dort kann man auch selbst „Dreck-Spots“ melden Die Termine verbreiten sich auf der „Clean-up-Map“ schnell, unkompliziert und zeitgemäß. Freundschaften sind auf diese Weise schon entstanden, und nach getaner Arbeit ist immer Zeit fürs Pläneschmieden beim gemeinsamen Bier in der Schanze.
Die Idee geht zurück auf den Vater der drei. Als Mitglied bei One Earth One Ocean, einem Kieler Verein, der sich für die Säuberung der Meere einsetzt, hatte Thomas Pippert vor einem Jahr die Idee, in Hamburg ebenfalls etwas Nachhaltiges aufzubauen. Das Interesse für ökologische Themen verbindet bei den Pipperts mehrere Generationen. Und während andere Familien gemeinsame Hobbys pflegen oder sich für soziale oder kulturelle Projekte engagieren, haben sich Eltern und Kinder hier dem Schutz der Meere verschrieben. Ausschlaggebend war dabei eine Tatsache, die auch vielen Bewohnern der Hafenstadt Hamburg nicht bekannt sein dürfte: 80 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren wird über Flüsse dorthin gespült.
Plastikflut soll Nordsee gar nicht erst erreichen
„Wir möchten mit unserem Einsatz an Hamburgs Gewässern dazu beitragen, dass die Plastikflut die Nordsee gar nicht erst erreicht“, sagt Marie. Das Konzept überzeugt nicht nur die meist jugendlichen Helferinnen und Helfer. Eine Hamburger Stiftung unterstützt Oclean finanziell, und einige Sponsoren sorgen mit Pizzen und Getränken für Kraftnahrung.Wer das alles als „selbstverständlich“ oder „nett, aber zu wenig“ beurteilt, kann sich ja fragen, was er oder sie selbst zur Eindämmung der Plastikflut beiträgt – oder dazu, dass die Ufer der Elbe von Plastik gesäubert werden.
Aktionen wie „Hamburg räumt auf“ gibt es schon länger. Da gelingt es dann zum Beispiel den Bürgervereinen, eine Menge Leute zum Großputz in ihrem jeweiligen Stadtteil zu motivieren – mit beachtlichem Erfolg. Das Team von Oclean versteht sich als Ergänzung zu solchen Veranstaltungen – nicht als Konkurrenz. Auch mit der Stadtreinigung sind die jungen Leute im Kontakt – „die freuen sich über jeden, der mitmacht“.
Große Putzaktion an der Hoheluft
Ein Treffen an der Elbe, die so eine Art Patenfluss der Ocleaner ist. Vor wenigen Tagen hat die sympathische Truppe eine große Putzaktion an der Hoheluft abgeschlossen, nun ist der Strand bei Teufelsbrück dran. Erschreckend schnell füllen sich Eimer und Säcke: Plastiktüten und -flaschen, kaputte Leinen, Verschlüsse, Badelatschen. Eine Tour dauert in der Regel zwei Stunden. „Du entscheidest selbst, wie lange du dabei sein willst“, heißt es dazu auf der Website. Marie und Hannah Pippert (ihre Schwester Lena ist zurzeit in München), sind dabei nicht die Antreiber, sondern Teil der Gruppe.
„Uns geht es nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger herumzulaufen“, sagt Hannah. „Wenn jemand, aus welchen Gründen auch immer, mit dem Auto zum Clean-up vorfährt, kommen wir damit auch klar.“ Es könne nicht darum gehen, schlechte Laune zu verbreiten. Und Marie ergänzt: „Wir wollen niemanden überfordern, sondern mit unserem Projekt dazu ermutigen, nicht mehr nur über Umweltbewusstsein zu diskutieren, sondern einfach mal aktiv zu werden.“ Nur eines müsse jeder und jedem im Team bewusst sein, macht Marie klar: „Egal, wie viel Zeit oder Energie jemand für Nachhaltigkeit aufbringen kann: Müllsammeln geht immer.“
Ein Treffen zum Kennenlernen und Mitmachen bietet das Oclean-Team am Sonntag, 8. Dezember, ab 15 Uhr im Braugasthaus Altes Mädchen, Lagerstraße 28 B