Hamburg. Rund 82.500 Menschen sammelten bei der größten deutschen Aufräumaktion wilden Müll – mehr als je zuvor.

Immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger engagieren sich für die Sauberkeit der Stadt und nehmen an der Aktion „Hamburg räumt auf“ teil. Laut Umweltbehörde haben bei der 22. Auflage der Aktion zwischen dem 22. und 31. März in diesem Jahr 82.488 angemeldete Teilnehmer mitgeholfen, die Stadt von wildem Müll zu befreien. Das ist neuer Rekord. Im Jahr 2018 waren es noch 72.100. Dabei sammelten die vielen Freiwilligen in diesem Jahr allerdings deutlich weniger Müll ein, nämlich 170 Tonnen. Im vergangenen Jahr waren es laut Umweltbehörde noch 193 Tonnen.

Für Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) ist der Rückgang der Müllmenge auch eine Folge der seit Januar 2018 laufenden Sauberkeitsinitiative, für die die Stadtreinigung 400 neue Mitarbeiter eingestellt und 200 neue Fahrzeuge angeschafft hatte. „Die Sauberkeitsoffen­sive zeigt Wirkung“, sagte Kerstan am Dienstag. „Seit die Reinigung der öffentlichen Flächen bei der Stadtreinigung gebündelt wurde, hat sich die Sauberkeit der Stadt merklich gesteigert. Rund 400 zusätzliche Arbeitskräfte, diverse neue Fahrzeuge und Geräte, Hunderte zusätzliche rote Mülleimer, eine regelmäßige Reinigung in Parks und eine Eingreiftruppe, die auch Knöllchen gegen Müllsünder verteilen kann: Das alles sind Bausteine eines Gesamtkonzepts, das funktioniert.

Unterstützung der Umweltbehörde

Von der Grünanlage bis zum Hauptbahnhof, vom Spielplatz bis zum Straßenrand hat sich das Erscheinungsbild verbessert.“ Das große Engagement der Hamburger bei der Aufräumaktion zeige, dass viele das Motto beherzigten „Frag nicht, was andere machen, guck, was du selbst machen kannst!“. Die Aktion „Hamburg räumt auf“ sei mittlerweile die „größte Aufräumaktion Deutschlands“, so Kerstan. „Um die Stadt lebenswert zu erhalten, sind weiter alle Hamburgerinnen und Hamburger und auch die Gäste unserer Stadt gefragt, die Mülleimer zu nutzen und keinen Müll achtlos wegzuwerfen.“

Der Umweltsenator wies dabei darauf hin, dass das „Engagement für eine saubere Stadt nicht nur an Land und nicht nur beim Frühjahrsputz möglich“ sei. So bringe die dänische Organisation GreenKayak im April „ein kostenloses Angebot für Bürgerinnen und Bürger an den Start, um für ein sauberes Hamburg auch auf der Wasserseite zu sorgen“. Die zunächst drei Kajaks der Initiative liegen demnach an der Alster und den Nebenkanälen und können für zwei Stunden gratis genutzt werden, „wenn die Freiwilligen im Gegenzug Plastik und anderen Abfall aus der Alster und den anliegenden Kanälen sammeln und das Erlebnis in den Sozialen Medien teilen“. Die Umweltbehörde unterstütze das Projekt für zunächst drei Jahre (Buchung unter www.greenkayak.org).

Reinigung von Straßenschildern

Der Chef der Stadtreinigung, Rüdiger Siechau, kündigte an, das Unternehmen „Präsenz und Leistungen an den Brennpunkten in den Grünanlagen und im Umfeld von Veranstaltungen auch an den Wochenenden ab sofort noch weiter zu steigern“. Dies sei auch durch ein neues Arbeitszeitmodell im Reinigungsbereich möglich. Zugleich seien jetzt „in ausgewählten Quartieren Versuche zur Reinigung von Straßenschildern im Auftrag der Bezirksämter angelaufen“. Auf Grundlage von Verträgen mit Dritten kümmere sich die Stadtreinigung zudem um die Sauberkeit von Stadtmobiliar, Schaltkästen und Lichtmasten, so Siechau. „Ein Programm zur Reinigung leider immer wieder beschmierter und beklebter Papierkörbe ist ebenfalls kürzlich angelaufen.“

Auch bei einem weiteren Problem setze man auf neue Lösungen, so der Stadtreinigungs-Chef. Derzeit würden noch rund 11.000 Haushalte ihren Hausmüll über rosa Säcke entsorgen, weil es bei ihnen keinen Platz für Tonnen gebe. Diese Zahl wolle man künftig weiter reduzieren – durch Angebote von zentralen Müllgroßbehältern.

Lob von der FDP

Noch keine Lösung gibt es dagegen bei einem anderen Problem: Insgesamt 30 Millionen Hundekotbeutel aus Kunststoff habe die Stadtreinigung im vergangenen Jahr ausgegeben, sagte Siechau. Bisher habe man keine Lösung gefunden, diese Beutel aus biologisch abbaubarem Material herzustellen – denn schließlich müssten sie ja dicht sein. Zuletzt war häufiger die Frage diskutiert worden, ob die Plastikbeutel nicht auch ein ökologisches Problem darstellten, zumal manche Hundebesitzer sie gefüllt in der Gegend liegen ließen. Man befasse sich mit der Frage, so Siechau. Zwar gebe es dazu keine exakten Zahlen, nach seiner Kenntnis seien liegen gelassene Kotbeutel allerdings kein massives Problem. Die meisten Hundebesitzerentsorgten die Beutel ordnungsgemäß in Mülleimer.

CDU-Umweltpolitiker Stephan Gamm wertete die aktuelle Sauberkeitssituation anders als der Umweltsenator. „Wer sich durch Hamburgs Parks bewegt, wird gemerkt haben, dass dort gerade an den Wochenenden noch nicht viel von ‚gepflegt und grün‘ zu sehen ist“, sagte Gamm. „Unser Dank gilt daher den Hamburgerinnen und Hamburgern, die wieder einen gewaltigen 170-Tonnen- Müllberg eingesammelt haben.“

FDP-Umweltpolitiker Kurt Duwe lobte die Entwicklung, warnte Kerstan aber, nun „auszuruhen“. Vielmehr müsse er „für die flächendeckende Umsetzung sorgen und bei der Vermeidung von rosa Säcken die Bezirksämter mehr in die Pflicht nehmen“, so der FDP-Mann.