Hamburg. Klaus Schümann, Herausgeber des Stadtmagazins „Klönschnack“, denkt auch an seinem 70. Geburtstag nicht ans Aufhören.
Das oft bemühte Bild vom Wein, der mit zunehmendem Alter immer besser wird, trifft auch auf Klaus Schümann zu. Und auch wieder nicht. Denn Schümann war eigentlich schon immer gut – und sehr oft besser als andere. 1983 rief er sein Stadtmagazin „Klönschnack“ ins Leben, das seitdem unverzichtbarer Info- und Unterhaltungsmarktplatz aus Papier ist. Mitten im „Dorf“ Blankenese angesiedelt, erreicht der „Klönschnack“ monatlich Haushalte überall im Westen. Dass sein Schöpfer – mittlerweile Herausgeber und Chefredakteur in Personalunion – am Montag 70 Jahre alt wurde, ist kaum zu glauben. Wer Schümann beim täglichen Radfahren sieht („Der Autoverkehr nervt mich zunehmend“) oder erlebt, wie er federnden Schritts einen Raum erobert, weiß: Dieser Mann hat noch viel vor und wird für manche Überraschung gut sein.
Überrascht hat er oft. Da ist sein beispielloser Aufstieg als aus einfachen Verhältnissen stammender Setzer zum Medienmacher und wohlhabenden Unternehmer. Da ist aber auch die Gästeauswahl für den jährlichen Neujahrsempfang des „Klönschnack“ – längst das gesellschaftliche Ereignis im Hamburger Westen. Gregor Gysi hatte er schon als Redner und auch CSU-Mann Günther Beckstein. Verwunderung gab es dann immer viel – und auch noch mehr Nachfragen nach Einladungen.
Perfektes Networking
Menschenfänger – das hat auch eine negative Konnotation, weil Menschenfänger oft auch Trickser sind. Zu Klaus Schümann passt das Wort Menschensammler viel besser. Er schart Menschen um sich, aber nicht, weil er einen Hofstaat braucht. Sie kommen einfach gerne zu ihm, hören seine Geschichten, lassen sich von seiner coolen Art mitnehmen, und mancher braucht vermutlich auch die Inspiration seiner starken Persönlichkeit. Doch Schümann ist kein Softie. Streicheleinheiten und überbordendes Mitgefühl kann man bei ihm nicht erwarten. Seine wachsamen Augen können kühl werden, wenn einer „labert“. Kumpeltyp: ja. Aber auch ein toughes Alphatier, wenn’s sein muss. Rumdruckserei kann Schümann nicht leiden. „Sprich alles aus, pack es auf den Tisch“, sagt er, „anders geht’s doch gar nicht.“ So hat er es auch gehalten, als er vor zehn Jahren Krebs bekam und die Krankheit erfolgreich niederrang.
Klaus Schümann betreibt Networking perfekt, und seine Unternehmungen profitieren von dem ungewöhnlichen Können, das er dabei an den Tag legt. Doch auch andere profitieren. Da sind die vielen, die sich bei und durch ihn kennengelernt haben – beim Mittagessen oder bei einer seiner meist spektakulären Partys. Man muss es erlebt haben: „Mr. Klönschnack“ macht Fremde miteinander bekannt, bringt die Unterhaltung in Schwung, steuert ein paar Schnacks bei und zieht sich dann zufrieden zurück. Da sind aber auch diejenigen, die Hilfe bitter nötig haben. Die Summe der Spenden, die seit Jahren bei diversen Schümann-Veranstaltungen gesammelt werden, hat nie jemand ausgerechnet. Sie dürfte sehr hoch sein.
Wahrscheinlich hat niemand in ganz Hamburg so tiefe Einblicke in die Elbvororte-Gesellschaft wie Klaus Schümann. Manches würde er wahrscheinlich lieber nicht so genau wissen, aber ein Menschenfeind ist er nie geworden. Wie man das schafft? Schümann denkt lange nach. „Es ist leider wahr und gar nicht selten“, sinniert er, „dass es Leute gibt, die andere nicht nur besiegen wollen, sondern sie auch fallen sehen wollen.“ Trotzdem habe er immer wieder versucht, das Positive in den Menschen zu sehen.
„Gnadenloser Optimismus“
„Gnadenloser Optimismus“ ist eines seiner Rezepte für Vitalität und Lebensfreude. Die anderen? Schümann grinsend: „Na ja, man weiß ja, dass ich immer für ein Glas guten Wein zu haben bin und bei Partys auch nicht gerade als Letzter nach Hause gehe.“ Die Arbeit hält ihn auch fit: „Ich plane mit 81 aufzuhören“, bekennt er hintersinnig wie immer, „das ist ein schönes Alter.“ An diesem Freitag feiert Klaus Schümann seinen Geburtstag „mit ein paar Freunden“ (also vielen) auf dem Süllberg im großen Ballsaal.
Die Einladung dazu sagt viel über ihn aus. Jahre harter Arbeit und manchen Schicksalsschlag relativiert er mit dem Satz oben drüber: „Älter werden ist wie Bergsteigen – es wird jeden Tag beschwerlicher, aber die Sicht wird weiter!“. Und auch das ist Schümanns Stil: „Dresscode: Jeans und Lederjacke“. Und: „Bitte keine Geschenke, keine Blumen, keine Spenden, keine Reden, aber gerne ein Lächeln.“ Daneben ein Foto des Jubilars, ebenfalls lächelnd und mit Fünftagebart. Wer mit 70 noch so aussieht und so viel Drive hat, dem ist noch eine Menge zuzutrauen. Auch dass er bis 81 weitermacht. Mindestens.