Hamburg. So viele Besucher wie nie zuvor beim Blankeneser Neujahrsempfang. Rund 1000 Gäste folgen Einladung zur neuen Veranstaltungsstätte.

Schon beim Blick auf die Gästeliste war klar, dass beim 23. Blankeneser Neujahrsempfang neue Wege beschritten werden. Denn die Liste ist lang. Erstmals durchschlug sie die magische Tausender-Grenze, das sind knapp 200 Gäste mehr als sonst. Möglich machte das der kurzfristige Umzug, der auch für Schlagzeilen gesorgt hatte. Denn nach 18 Jahren lud Herausgeber und Chefredakteur Klaus Schümann vom Stadtteilmagazin „Klönschnack“ nicht wie üblich in das Traditionshaus Louis C. Jacob in Nienstedten ein.

Der Neujahrsempfang, der in Blankenese ins Leben gerufen worden war, kehrte vielmehr zurück zu seinen Wurzeln. Erstmals feierten Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport hoch oben auf dem Süllberg im gleichnamigen Hotel von Chef und Zwei-Sterne-Koch Karlheinz Hauser. Der war allerdings nicht dabei, sondern ist mit einem Kreuzfahrtschiff in der Südsee unterwegs – beruflich. Seine zugeschalteten Grußworte kamen beim Publikum sehr gut an.

Diesmal war alles ein bisschen anders

Doch noch viel mehr wurde ein anderer bejubelt: Jost Deitmar, dem Klaus Schümann in seiner Begrüßungsrede herzlich dankte. Der langjährige Hotelmanager hatte Anfang 2017 überraschend das Louis C. Jacob verlassen müssen. Nun plötzlich Gast auf dem Blankeneser Neujahrsempfang zu sein und nicht mehr Gastgeber – in diese Rolle musste er sich erst einfinden.

Bei diesem Neujahrsempfang war eben alles ein wenig anders, und doch punktete das alljährliche Treffen auch mit Altbekanntem wie dem humoristischen Ton. So schlug Gastgeber Klaus Schümann in seiner launigen Rede als Unwort des Jahres vor: „ergebnisoffen“. „Ich habe in Berlin vorgeschlagen, die Regierungsbildung per Akklamation hier heute im Ballsaal zu organisieren“, so Schümann an seine Gäste, „aber das wurde da nur ergebnisoffen zur Kenntnis genommen.“

Mercedes-Chef Dieter Zetsche schaffte die Kurve

Sogar Mercedes-Chef Dieter Zetsche, ohne Krawatte und in Turnschuhen, schaffte die Kurve zwischen dem humorvollen Ansatz des „Aschermittwochs des Nordens“ – wie die Organisatoren es manchmal bezeichnen – und einem Blick in die Zukunft des Unternehmens. Für ihn ist klar: „Welche Unternehmen es noch in 100 Jahren geben wird, entscheidet sich jetzt.“ Star des Abends war Kabarettist Jörg Knör, der die Gäste mit ungemein treffenden Parodien unterhielt. Von Heinz Erhardt bis zu Karl Lagerfeld – fast hatte man das Gefühl, die Parodierten seien selbst vor Ort anwesend. Besonders seine Helmut- und Loki-Schmidt-Parodien hatten es dem Publikum angetan. Knör, der als Ex-Kanzler von „Wolke Sieben“ berichtete, musste zeitweise selbst mit Lachanfällen kämpfen. Den begeisterten „Zugabe“-Rufen konnte er wegen der fortgeschrittenen Stunde dann aber nicht mehr Folge leisten.

Unter den zahlreichen Gästen waren unter anderem Medienurgestein Stefan Aust, der Schauspieler und Moderator Yared Dibaba, die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, Kaffeeunternehmer Albert Darboven, die Bundestagsabgeordneten Matthias Bartke (SPD), Marcus Weinberg (CDU) und Katja Suding, TV-Koch Christian Rach, Musiker Rolf Zuckowski und Bernd Wehmeyer vom HSV.

Bürgermeister Olaf Scholz fehlte

Dagegen fehlten Bürgermeister Olaf Scholz und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Beide ursprünglich als Redner eingeplant, mussten wegen der laufenden Sondierungsgespräche in Berlin kurzfristig absagen. Kramp-Karrenbauer hatte jedoch einen Autounfall in Brandenburg und musste ins Krankenhaus.

Bemerkenswert: Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki hatte extra auf seine Teilnahme am Neujahrsempfang von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther verzichtet – und Klaus Schümann den Vorzug gegeben.