Hamburg. Konzept für Modernisierung steht. Grundeigentümer investieren 1,85 Millionen Euro, BID ist vorbereitet, Baubeginn Anfang 2020.
Die in die Jahre gekommene Blankeneser Bahnhofstraße steht vor der gewaltigsten Umgestaltung ihrer jüngeren Geschichte. Fahrbahn, Fußwege und Übergänge sollen modernisiert, „Stadtmobiliar“ wie Bänke, Papierkörbe und Parkbügel erneuert werden. Alles neu – das gilt auch für die kleinen Grünflächen am Rand und die Baumeinfassungen.
Was schon lange geplant ist, rückt jetzt einen entscheidenden Schritt näher: Eine Ende vergangenen Jahres gegründete Initiativgruppe aus Grundeigentümern bereitet zur Umsetzung der ehrgeizigen Pläne die Einrichtung eines BIDs (Business Improvement Districts) vor, der die Bahnhofstraße und Teile des letzten Abschnitts der Elbchaussee umfasst. Die beteiligten Grundeigentümer vor Ort wollen nach jetzigem Stand 1,85 Millionen Euro aufwenden, um die Umgestaltung des Areals im Zusammenwirken mit der Stadt auf den Weg zu bringen.
Fülle von Maßnahmen
Mit dem Geld soll – ergänzend zum eigentlichen Umbau – eine Fülle von Maßnahmen finanziert werden. Dazu gehören unter anderem die Einsetzung eines Straßenmeisters als „Kümmerer“ vor Ort und die Umsetzung eines modernen, einheitlichen Lichtkonzepts für die ganze Straße. Außerdem ist eine Verbesserung der „Besucherlenkung“ – auch und gerade für Touristen – geplant. Dazu soll die „visuelle Verbindung“ der Straße mit dem Bahnhof im Norden und dem Treppenviertel im Süden deutlicher gemacht werden als bislang. Zudem wollen die Initiatoren sich an der Pflege und Unterhaltung des öffentlichen Raums beteiligen und den Winterdienst erweitern.
Als ersten formalen Schritt hat die Gruppe jetzt einen Lenkungsausschuss gegründet, der das weitere Vorgehen in Absprache mit der Stadt koordiniert. Als dessen Sprecher fungiert Oliver Diezmann, der auch Vorsitzender der vor Ort besonders aktiven Blankeneser Interessengemeinschaft e. V. (BIG) ist.
Wichtige Impulse
Die Initiativgruppe verspricht sich von der Umgestaltung wichtige Impulse für den Handel vor Ort und für ganz Blankenese. „Die Revitalisierung des Ortskerns ist dringend erforderlich“, sagt Diezmann. „Nur so ist eine Profilierung gegenüber dem Onlinehandel und der Konkurrenz der Einkaufszentren möglich. Stillstand ist Rückschritt, und auch in Blankenese kann und darf die Zeit nicht stehen bleiben.“
Nach Angaben von Diezmann sind aktuell elf Grundeigentümer mit im Boot, denen rund 40 Prozent der Flächen gehören, um die es geht. Gespräche mit weiteren Eigentümern laufen. Konkret geht es um 63 Grundstücke, die sich vom nördlichen Ende der Bahnhofstraße (Ecke Erik-Blumenfeld-Platz) bis einschließlich Elbchaussee erstrecken, wobei die Finanzbehörde bei der genauen Abgrenzung das letzte Wort hat.
Unansehnliche Poller
Mit der vorbereitenden Planung hat die Initiativgruppe das Büro „Stadt + Handel City- und Standortmanagement BID GmbH“ betraut. Das Büro stellt aktuell bereits das Blankeneser Quartiersmanagement und sieht sich laut Geschäftsführerin Nina Häder dadurch mit den besonderen Anforderungen vor Ort vertraut. Häder verweist auf das Sammelsurium verschiedener Bodenbeläge und verstreuter „Stadtmöbel“ entlang der beliebten Einkaufsachse. Platten sind abgesackt, etliche Bügel und Poller alt und unansehnlich, Markierungen stellenweise kaum zu erkennen.
„Jeder, der hier mit offenen Augen entlanggeht, weiß, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt sie. Anwohner ärgerten sich, Touristen seien verblüfft. „Wer zum ersten Mal durch die Bahnhofstraße geht, kann von diesem Auftritt nur enttäuscht sein.“ Und Quartiersmanagerin Ina Würdemann ergänzt: „Das Potenzial ist da, es muss nur genutzt werden.“
Kommt jetzt das Ende der Brache?
Die Umgestaltung könnte auch Bewegung in ein seit Jahren festgefahrenes Bauprojekt am südlichen Ende der Blankeneser Bahnhofstraße bringen. Dort liegt bereits seit 2011 ein mit einem Bauzaun gesichertes Grundstück der Unternehmerfamilie Quint in bester Lage brach, das mittlerweile mit Unkraut zugewuchert ist. Laut Oliver Diezmann gebe es mittlerweile „positiv verlaufene“ Gespräche mit Eigentümer Oliver Quint, der selbst auch Mitglied im BID-Lenkungsausschuss ist.
Das Konzept soll Ende 2019 eingereicht werden, sodass die Arbeiten bei einem positiven Bescheid Anfang 2020 losgehen könnten.
Das Projekt BID Bahnhofstraße wird unabhängig von der bereits angelaufenen Umgestaltung des Blankeneser Marktplatzes und seiner unmittelbaren Umgebung entwickelt. Der Marktplatz-Umbau mit dem Neubau des Markthäuschens soll, wie berichtet, im kommenden Jahr beginnen. Im Rahmen dieses Projekts wurden bislang lediglich die Arbeiten rund um den Martini-Block an der Ecke Bahnhofstraße und der Propst-Paulsen-Straße abgeschlossen. Wie Oliver Diezmann klarstellt, soll das neue Erscheinungsbild der Bahnhofstraße baulich und optisch zu den dann erneuerten Flächen des Marktplatzes und seiner Umgebung passen.