Hamburg. Admiral Carsten Stawitzki wird nach knapp einem Jahr sofort nach Berlin berufen. Ausbau der Eliteschule der Bundeswehr beschlossen.
Er kam, krempelte viel um in der Führungsakademie der Bundeswehr und verabschiedet sich nun schon wieder gen Berlin: Denn Admiral Carsten Stawitzki klettert weiter die Karriereleiter empor und wechselt ins Bundesministerium für Verteidigung, wo der 51- Jährige künftig für den Bereich Ausrüstung verantwortlich sein wird. Angesichts der zahlreichen negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate dürfte auch das ein Bereich sein, in dem Stawitzki vor allem anpacken und umkrempeln soll.
Dass er dabei das Vertrauen seiner Chefin Ursula von der Leyen genießt, fiel schon in der Vergangenheit in Bezug auf die Veränderungen in der Führungsakademie auf. 2016 hatte die Ministerin Stawitzkis Vorgänger relativ überraschend vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet. Dem neuen Mann an der Spitze der Führungsakademie hatte sie einen deutlichen Arbeitsauftrag erteilt. Die „Schmiede der Führungselite“ sollte im 60. Jahr ihres Bestehens deutlich moderner werden und sowohl inhaltlich als auch strukturell neu ausgerichtet werden. Seit seinem Amtsantritt am 31. August 2016 hat Stawitzki viel bewegt.
100 zusätzliche Stellen
So richtete er eine Konzeptions- und Planungsgruppe für die Weiterentwicklung der Akademie ein. Die machte zahlreiche Aufgaben und Potenziale aus: Lehrpläne, die an die Herausforderungen der Zukunft (Cyber-Angriffe) angepasst werden müssen, eine Ausbildung, die weniger auf Inhalte als vielmehr auf Kompetenzen ausgerichtet ist, eine bessere Vernetzung sowie die Weiterentwicklung der Führungsakademie zur Denkfabrik. Nach nur einigen Monaten ging es bereits an die Umsetzung. Unter anderem wurden Teil der Verwaltungsstruktur verändert, wurde eine Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität bereits geschlossen sowie damit begonnen, die gesamte Lehrgangslandschaft zu überarbeiten.
Die wohl größte Leistung Stawitzkis: Er überzeugte seine Chefs davon, dass die Akademie deutlich ausgebaut wird. Laut Abendblatt-Informationen hat das Ministerium rund 100 zusätzliche Stellen genehmigt, um das erarbeitete Zukunftskonzept umzusetzen. Zum Vergleich: Derzeit verfügt die höchste militärische und zentrale Ausbildungsstätte der Bundeswehr über ein Stammpersonal von rund 470 Mitarbeitern. Mit den nun zusätzlich genehmigten Stellen sollen beispielsweise die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Führung bei der Umsetzung der zahlreichen Änderungen unterstützend arbeiten. Doch die meisten Stellen werden dem neuen Bereich der Denkfabrik als Forum für Wissens-, Erkenntnis- und Erfahrungsaustausch zugeschlagen.
Wichtiges Zukunftsziel
Denn ein wichtiges Zukunftsziel ist es, dass die Nienstedtener Führungsakademie zukünftig einen gezielten Beitrag zur Verbesserung der Strategiefähigkeit der Bundesregierung leistet. Dafür wurde eine Steuergruppe an der Führungsakademie eingesetzt, die die hiesigen Ressourcen (Wissen und Erfahrung der zahlreichen Dozenten sowie der „Schüler“ aus dem In- und Ausland) nutzt. Zum anderen war an der Helmut-Schmidt-Universität das Netzwerk für interdisziplinäre Konfliktanalysen gegründet worden.
Die Umsetzung des beschlossenen Akademieausbaus muss der scheidende Kommandeur Stawitzki nun einem anderen überlassen. „Die Zeit an der Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg habe ich als sehr erfüllend erlebt. Sehr gern wäre ich noch länger hier geblieben. Natürlich freue ich mich auch auf die neuen Herausforderungen“, erklärt Stawitzki gegenüber dem Abendblatt. Denen muss er sich auch schon unverzüglich stellen. Bereits kurz nach Ostern wird er seinen Job in Berlin antreten.
Nachfolge noch unklar
Wer sein Nachfolger wird, ist dagegen noch unklar. Doch spätestens im Juni, zum seit Monaten geplanten Festakt, dürfte ein anderer Kommandeur die Gäste in Nienstedten begrüßen. Dann können sich Interessierte einen Eindruck von der sonst für die Öffentlichkeit verschlossenen Führungsakademie verschaffen. Denn für den 9. Juni ist ein Tag der offenen Tür geplant.
Vielleicht gibt es dann auch ein Wiedersehen mit Stawitzki, denn er sagt: „Meine zahlreichen Kontakte in der Hansestadt bedeuten mir sehr viel. Sie werden mit Sicherheit über die aktuelle Tätigkeit hinaus bestehen bleiben.“ Auch wenn er in Heidelberg geboren wurde, habe er sein Herz an Hamburg verloren. „Ich freue mich deshalb auch in Zukunft darauf, wann möglich, am gesellschaftlichen Leben an der Elbe teilnehmen zu können.“
Die Akademie in Zahlen:
1957 wurde die Führungsakademie der Bundeswehr gegründet. Ein Jahr später zog sie an ihren heutigen Sitz in die Nienstedtener Clausewitz-Kaserne um.
Hier werden seither die Generalstabslehrgänge für Heer, Marine und Luftwaffe abgehalten. Da sich die Akademie für verbündete Länder geöffnet hat, besuchen auch etwa 250 internationale Teilnehmer die Lehrgänge pro Jahr. Etwa 3000 Teilnehmer besuchen die rund 80 Lehrgänge und Seminare pro Jahr.
120 Dozenten unterrichten sie. Hinzu kommen etwa 500 Gastdozenten. Die Führung der Akademie hatten bislang insgesamt 20 Kommandeure.