Hamburg. 100 Tage ist sie im Amt: Judith Fuchs-Eckhoff übernahm die Leitung des Hotels an der Elbchaussee in turbulenter Zeit.
Wir treffen uns auf der Landseite. So bezeichnen die Jacobiner den Teil des Fünfsternehotels, der nördlich der Elbchaussee gelegen ist. Es ist der Teil, der bislang eher ein Schattendasein fristete, weil es die Besucher und Gäste nun mal mehr in das Haupthaus mit Elbblick zieht. Doch derzeit ist alles anders im Louis C. Jacob. Das Traditionshaus befindet sich im Wandel – einmal mehr in seiner 226-jährigen Geschichte.
Das Haupthaus ist eine Baustelle. Die Küche von Sternekoch Thomas Martin wird komplett umgebaut. Einen zweistelligen Millionenbetrag investiert die Betreibergesellschaft in die Modernisierung. Wohnhalle, Restaurant und Bar sind dafür noch bis April geschlossen. So hat sich das Hotelleben auf die andere Seite der Nienstedtener Elbchaussee verlagert. Im Kleinen Jacob herrscht an diesem Morgen ordentlich Trubel. Die Gäste nehmen ihr Frühstück hier ein.
Vorgänger hatte Probezeit nicht überstanden
Da im Kleinen Jacob kein Platz ist und sich das Hauptgebäude im Umbruch befindet, geht es in eine Suite auf der Landseite. Judith Fuchs-Eckhoff öffnet die Tür. Herzliches Lächeln, schicke Erscheinung. Sie führt kurz durch die Suite, die für die Gäste als Bar-Ersatz umgestaltet wurde. „Man muss nur kreativ sein“, sagt die 51-Jährige. Sie wird es wissen. Denn als neue Direktorin des Louis C. Jacob ist sie dafür verantwortlich, dass sich das Bauchaos in Grenzen hält und die Gäste davon am besten so wenig wie möglich mitbekommen. Da braucht es einiges an Kreativität. Eben noch war sie mit dem Architekten unterwegs, um die Umsetzung des kurzfristig beschlossenen Parkett-Abschliffs zu besprechen.
Seit knapp 100 Tagen ist die Hamburgerin im Amt. Sie hat sich im Unterschied zu ihrem Vorgänger deutlich mehr Zeit gelassen für einen Interviewtermin. Nach den turbulenten Wochen sollte ein wenig Ruhe einkehren, vor allem in Sachen Personaldebatte. Seinen Anfang nahm das Thema mit dem überraschenden Aus für den langjährigen Hotelchef Jost Deitmar.
Wesselhoefft musste gehen
Er führte 20 Jahre lang das Haus, war sehr beliebt bei Mitarbeitern und Gästen. Doch die DSR Hotel Holding als Betreiber verlängerte im März 2017 seinen Vertrag nicht. Im April checkte bereits Nachfolger Frank Wesselhoefft ein, der damals erklärte, dass ein Traum für ihn in Erfüllung gehe. Doch der platzte mit der Probezeit. Wesselhoefft musste gehen, ihm fehlte Rückhalt bei den 140 Mitarbeitern, und sein legerer Kleidungsstil war umstritten.
Fuchs-Eckhoff äußert sich zu ihren Vorgängern und der Debatte nicht. Das ist nicht ihr Stil. Allerdings erklärt sie deutlich: „Jost Deitmar hat mich ins Louis C. Jacob geholt.“ Das war im Mai 2016. Die damalige Verkaufs- und Marketingleiterin hätte sich niemals träumen lassen, dass sie das Hotel einmal führen würde. „Das war nie mein ausgesprochenes Ziel“, sagt die Hamburgerin, die mit ihrem Mann in einem selbst renovierten Altbau in Eppendorf lebt. Als sie den Job annahm, sei ihr auch nicht bewusst gewesen, was auf sie zukomme. „Es ist keine einfache Phase. Aber es macht mich umso stolzer, dass man mir die Aufgabe zugetraut hat“, sagt sie.
Zurück zu den Wurzeln
Hanseatisch und aus dem eigenen Haus: Mit Judith Fuchs-Eckhoff geht es zurück zu den Wurzeln. Die erste weibliche Chefin des altehrwürdigen Hauses ist zwar ein Novum, aber sie steht für Traditionsbewusstsein und bewegt sich seit Jahrzehnten in der Hamburger Hotelszene – ganz im Unterschied zu ihrem Vorgänger, der zuvor Hotels in Thailand, auf den Seychellen und den Malediven geleitet hatte. Fuchs-Eckhoff arbeitete unter anderem 16 Jahre lang für das Hotel Vier Jahreszeiten , anschließend zwei Jahre im Atlantic.
„Traditionshäuser haben eine Geschichte. Diese weiterzutragen und dem Nachwuchs zu zeigen, was für ein Schatz das ist, empfinde ich als wichtige Aufgabe“, betont die Mutter eines 16-jährigen Sohnes. So hat sie eingeführt, dass jeder Mitarbeiter des Hotels die umfangreiche Chronik des Louis C. Jacob gelesen haben muss. Es geht für sie darum, sich mit dem Haus zu identifizieren und sich als Team einer besonderen Einrichtung zu verstehen.
Doch bei aller Tradition möchte Fuchs-Eckhoff auch neue Wege einschlagen. Unter anderem plant sie, die Lindenterrasse wieder zu beleben, sie als das Ausflugsziel in Hamburg bei schönem Wetter zu etablieren. Das soll durch ein etwas umgestelltes gastronomisches Konzept mit vegetarischen Speisen und Tapas-Etageren gelingen sowie mit Veranstaltungen. Livemusik, Open-Air-Kino und Public Viewing zur WM sind nur einige ihrer Ideen.
Gut laufen Elbphilharmonie-Arrangements
„Es ist jetzt meine Aufgabe, dieses Haus mit innovativen Ideen zu führen“, gibt sie die Richtung vor. Dabei baut sie auf einem relativ guten Fundament auf. „2017 war ein super Jahr“, erklärt Fuchs-Eckhoff mit Blick auf den erzielten Logisumsatz: Der lag 17 Prozent über dem des Vorjahres. Besonders gut laufen die Elbphilharmonie-Arrangements, inklusive Übernachtung, Essen im Carls und Fahrt mit der hoteleigenen Barkasse. Innerhalb von 15 Minuten seien die zuletzt nur über den Newsletter des Hotels beworbenen 20 Pakete weg gewesen.
Derzeit werden der Umsatz und die vorgegebenen Ziele um die nicht nutzbaren Bereiche noch bereinigt. Im April ist damit Schluss. Dann soll das modernisierte Louis C. Jacob unter neuer Leitung voll durchstarten.