Hamburg. Das Tabea in Blankenese bietet Zimmer mit Elbblick, kostenlosem Sky-Empfang – und ein Atlantic-Chefkoch leitet die Cafeteria.
Vom Bett aus lassen sich die dicken Pötte auf der Elbe beobachten. Die Zimmer sind hell und modern eingerichtet. Über einen Flachbildschirm mit Kopfhörern können die Patienten Filme sehen, Musik hören, Zeitung lesen oder sich mittels der eigens entworfenen Anwendungssoftware über das Krankenhaus informieren.
Bei Bedarf trennt eine Milchglaswand die beiden Betten voneinander. Mehr als zwei Personen schlafen hier nicht. Alle Kabel und medizinischen Geräte werden auf Wunsch der zuvor befragten Patienten möglichst verborgen. Tatsächlich erinnert in dem Neubau kaum etwas daran, dass es sich hierbei um ein Krankenhaus handelt. Und dass hier jeder kostenlos den Privatsender Sky samt Sportprogramm empfangen kann, verstärkt den Eindruck, dass es sich doch eher um ein Hotel handeln könnte.
Krankenhaus ist im Besitz der Artemed-Gruppe
Benjamin Behar hört das allerdings gar nicht gern. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Artemed-Gruppe. Zu der zählen außer dem 155-Betten-Tabea-Krankenhaus in Blankenese noch weitere zehn Kliniken, darunter in Berlin, München und Tutzing. Warum dieser Komfort immer nur mit einem Hotel verbunden wird und nicht zu einem Krankenhaus passen soll, versteht Benjamin Behar nicht. „Wenn man neben der medizinischen Leistung auch in die Aufenthaltsqualität investiert, dann trägt das zur Genesung bei“, erläutert er. Allerdings räumt er ein, dass er in der für seine Branche relativ luxuriösen Situation steckt, dass die Unternehmensgruppe sich diese Einstellung leistet.
Alleine in den 2015 fertiggestellten Neubau investierte die Gruppe 15 Millionen Euro. Die 34 neuen Zimmer wurden nach den Wünschen der Patienten gestaltet, die zuvor aufwendig befragt und deren Ideen in Musterzimmern getestet wurden. Zudem findet sich in dem Neubau ein Operationssaal auf aktuellem technischen Stand. Zuvor wurden bereits ältere Gebäudetrakte saniert, weitere Modernisierungen sind geplant. Unter anderem wird der Operationstrakt des Venen- und Dermatologiezentrums jetzt während der Sommermonate erweitert und modernisiert.
„Wir können uns das leisten, weil die Unternehmensgruppe seit 2009 jeden Euro wieder in das Krankenhaus investiert“, erklärt Behar. Gleichzeitig seien Krankenhäuser angesichts des Wettbewerbs auf möglichst viele Patienten angewiesen. Gerade das Tabea, das über keine Notaufnahme verfügt, muss mit seinem Ruf Patienten an den Hamburger Stadtrand locken. Das funktioniert in Teilen schon sehr gut. Vor allem für den Bereich Venenmedizin und Chirurgie hat sich das Krankenhaus einen Namen gemacht. „Mit 3500 Eingriffen pro Jahr ist das Tabea mit Abstand die größte Fachklinik in Norddeutschland und die zweitgrößte bundesweit“, sagt Behar.
Das zweite Standbein der Klinik ist der Fachbereich Orthopädie und Endoprothetik. Pro Jahr werden in Blankenese 1000 Prothesen eingesetzt, 800 Operationen an der Wirbelsäule realisiert und etwa 400 Füße gerichtet. In Blankenese konnte es einem da auch schon einmal passieren, dass ausgerechnet der Sohn des ehemaligen Bundespräsidenten Hand anlegt. Denn lange Zeit war Christian Gauck der leitende Oberarzt der Abteilung für Endoprothetik und Gelenkchirurgie am Tabea. Ende 2016 wechselte er aber zur Helios Endo-Klinik Altona als Chefarzt der dortigen Abteilung.
Dass man offensichtlich auch ins Personal investiert, zeigt ein Blick in die neue Cafeteria. Hinterm Herd steht mit Peter Könemann ausgerechnet ein ehemaliger Küchenchef des Hotels Atlantic. Der 55-Jährige bereitet für Patienten, Mitarbeiter und Besucher frische Mahlzeiten vor. Ricotta-Spinat-Ravioli und Saltimbocca in Zitronenbutter klingen nun so gar nicht nach Krankenhausessen, sondern eher nach Restaurantküche zum Beispiel in einem Hotel.
Ehemaliger Hotelmanager leitet den Empfangsbereich
Und da ist er wieder – dieser Vergleich. Ein wenig ist Behar aber auch selbst schuld daran, betont er doch auch noch, dass der Empfangsbereich des Blankeneser Krankenhauses mit Michael Bachmann ausgerechnet von einem ehemaligen Hotelmanager der Lindner-Gruppe geführt wird.
Auch eines der nächsten Bauprojekte dreht sich um die Verbesserung der Wohlfühlatmosphäre für die Patienten: Es geht um die neue Dachterrasse auf dem Neubau mit Panorama-Elbblick. Noch kämpft Behar um die Genehmigung und vor allem den nötigen zweiten Fluchtweg. Ziel ist es aber, möglichst bald die Terrasse für Patienten und Besucher wieder öffnen zu können.