Hamburg. Hamburgs umstrittenster Radweg: Strandbesucher wollen Bürgerbegehren, politisches Geschacher im Bezirk.
Die Debatte um einen geplanten neuen Radweg direkt auf dem Övelgönner Elbstrand nimmt weiter an Fahrt auf. Nun hat sich eine Gruppe aus Anwohnern und Elbstrand-Fans zusammengefunden, die ein Bürgerbegehren anstrebt. Sie setzt sich vehement für den Erhalt des Strands ein und wehrt sich gegen Pläne, nach denen ein sechs Meter breiter Rad- und Fußweg direkt an den dort liegenden beliebten Ausflugslokalen entlangführen soll.
„Das ist ein einmaliger Ort. Wir brauchen solche Orte in Hamburg, die nicht zubetoniert sind“, sagt Christiane Petersen. Die regelmäßige Strandbesucherin gehört zum harten Kern derjenigen, die das Bürgerbegehren planen. Damit ihre Initiative Erfolg hat, benötigt die Gruppe drei Prozent der im Bezirk Altona wahlberechtigten Einwohner. Laut Bezirksamt wären das rund 6000 gültige Unterschriften.
Anwohner wollen keine Flächen verkaufen
Anlass für die Debatte und das angestrebte Bürgerbegehren sind Pläne des Altonaer Bezirksamts, das kürzlich eine neue Route für den seit Jahren geplanten Radweg am Elbstrand vorstellte.
Diese würde ohne den Ankauf von privaten Grundstücken am Elbstrand auskommen. Ein Problem war bislang, dass sich die betroffenen Anwohner weigerten, Flächen für das in Övelgönne stark umstrittene Projekt herzugeben.
Nun soll mit der geplanten Strecke direkt auf dem Strand der Konflikt zwischen Radfahrern, Fußgängern und Anwohnern auf dem bisherigen Fußweg weiter oberhalb des Strands gelöst werden. Der ist so schmal, dass Radfahrer hier schieben müssen – allerdings halten sich nur die wenigsten daran.
Projekt sehr umstritten in Altona
Während beispielsweise die Hamburger Fahrradlobby den neuen Vorstoß des Bezirks befürwortet, hat sich zugleich rasch Widerstand formiert. In sozialen Netzwerken tobt die Schlacht. Allein die Facebookgruppe „Gegen die Fahrrad-Rennbahn in Övelgönne“ hat mittlerweile an die 2000 Unterstützer. Gleichzeitig wurden Gruppen gegründet, deren Mitglieder sich für den „Lückenschluss“ an der Elbe einsetzen.
Spätestens am 15. Mai treffen die Kritiker und Befürworter aufeinander. Denn für diesen Tag ist eine Info-Veranstaltung des Altonaer Bezirksamts geplant. Bis dahin sollen Vorschläge und Konzepte gesammelt sowie bisherige Planungen auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden. Die Ergebnisse werden dann vorgestellt.
CDU fordert eine "zeitnahe" Infoveranstaltung
Unterdessen wird auch in der Bezirkspolitik heftig diskutiert: Richtig geladen war am Donnerstag während einer Ausschusssitzung zu dem Thema CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny. Denn die Christdemokraten, die das Projekt im Unterschied zu Rot-Grün ablehnen, fordern eine zeitnahe Bürgerveranstaltung. Dabei soll es um die grundsätzliche Frage gehen, ob am Status quo des Elbstrands überhaupt gerüttelt werden soll. Doch die politische Mehrheit aus Rot-Grün will die bisherige Planung erst einmal auf ihre Machbarkeit hin überprüfen lassen, neue Ideen sowie Kritik und Vorschläge auch von Bürgern sammeln und das Ganze in einer Veranstaltung möglichst vor der Sommerpause gebündelt vorstellen.
Für die CDU ein Unding. „Man will das Thema nur schieben und den Protest der Bevölkerung auf ein Nebengleis abschieben“, kritisiert Szczesny, der den Bezirkskollegen sogar mit dem Verwaltungsgericht drohte. Der Ton war scharf. Der Altonaer CDU-Chef erklärt die Eile mit Ersparnissen. Er will schnell ein Bürgervotum herbeiführen und das Projekt schnellstmöglich begraben, damit Mitarbeiterkapazitäten nicht länger gebunden werden. Richtig durchsetzen konnte sich die CDU damit nicht.