Hamburg. Ex-Hadag-Fähre lief in der Elbe auf Steine. Die mögliche Ursache veranlasst den Schiffseigner auch zu einer Spitze gegen den HSV.

Es war seine erste offizielle Fahrt mit Gästen – und die ging offensichtlich richtig schief: Vor dem Elbstrand von Wittenbergen ist am späten Donnerstagabend das Hamburger Hotel- und Eventschiff "Großer Michel" auf eine Buhne geraten, also auf einen der Steinwälle, die dort fingerartig ins Wasser ragen, um den Strand vor der starken Strömung zu schützen. Die knapp 47 Passagiere wurden vorsorglich von Bord geholt.

Während nach erster Einschätzung der Polizei ein technisches Problem als Ursache vermutet worden war, lag es aber wohl doch eher an der tückischen Situation dort, wie Schiffseigner Martin Doose dem Abendblatt sagte. Für den 26-jährigen Schiffsführer sei es die "Premierenfahrt" für dieses Schiff gewesen, ansonsten habe er aber fünf Jahre Erfahrung in dieser Position. "Der ist jetzt völlig geknickt", so Doose. In der Engstelle zwischen Elbinsel und Elbstrand wollte er ganz am Rand fahren, um einem Riesenfrachter nicht zu nahe zu kommen. Gleichzeitig drückte aber wohl starker Südwind auf die Aufbauten der früheren Hadag-Fähre und trieb sie auf die Buhne, die bei Hochwasser nicht zu sehen ist.

Bei ablaufendem Wasser steckte das Schiff schnell fest

Weil mit der Ebbe das Wasser aber ablief, steckte das Schiff in kurzer Zeit richtig fest und geriet zusätzlich noch in Schräglage. Eine Havarie, die dort auch Sportbooten immer einmal wieder passiert, weil sie sich aus Respekt vor den großen Pötten zu dicht an Ufer wagen. Die Passagiere, Gäste eines Sportschuhherstellers, blieben Doose zufolge aber gelassen. Auch als sie von Bord auf kleine Boote von Feuerwehr und Wasserschutzpolizei klettern mussten. "Die haben sich wunderbar verhalten", sagt Doose.

Verletzt wurde laut Polizei niemand. Auch sei kein Wassereinbruch festgestellt worden. Von dem Schlepper "Wilhelmine" konnte die "Großer Michel" gegen 22.20 Uhr wieder von ihrer unfreiwilligen Position befreit werden und aus eigener Kraft zu ihrem Stammliegeplatz an der Kehrwiederspitze fahren. Tatsächlich gilt die 1955 gebaute, frühere Hadag-Fähre als sehr robust: Früher wurde sie im Hafenbetrieb auch als Schlepper und sogar Eisbrecher eingesetzt und verfügt über einen bewährten dieselelektrischen Antrieb. Ein Dieselmotor erzeugt dabei wie ein Minikraftwerk die elektrische Energie für einen Elektromotor.

Früher wurde die Ex-Fähre sogar als Eisbrecher eingesetzt

Heute fährt die "Großer Michel" mit Gästen auf der Elbe oder bietet an ihrem Liegeplatz nahe der Elbphilharmonie als Hotelschiff eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit im Hafen. Bevor der Betrieb aber wieder startet, soll ein Sachverständiger heute das Schiff auf mögliche Schäden untersuchen. Dann entscheide sich auch, ob das Hotelschiff noch in eine Werft müsse. Die missglückte Premierenfahrt seines Schiffsführers sieht Eigner Doose indes sportlich, an eine Entlassung denke er nicht. "Das reicht schon, wenn der HSV ständig seine Trainer wechselt."