Hamburg. Die Anwohner sind entsetzt, die Befürworter zufrieden. Der Elbe-Radweg in Övelgönne wird nah am Wasser gebaut – das hat Folgen.
Schlechte Aussichten für Besucher der Strandperle, gute für Radfahrer: Die Pläne, einen neuen Radweg entlang des Elbstrandes bei Övelgönne zu bauen, werden weiter verfolgt. Die CDU scheiterte am Montagabend im Verkehrsausschuss mit ihrem Antrag, das umstrittene Projekt endgültig zu beerdigen. SPD und Grüne sprachen sich mehrheitlich dafür aus, die Planung weiter voranzutreiben und nun Detailfragen zu klären. Die Entscheidung wurde von den Befürwortern mit Erleichterung aufgenommen, bei den Gegnern sorgte sie für Unverständnis.
Elbe-Radweg: Der Leitartikel
Eines ist klar: Das Thema bewegt. Zahlreiche Interessierte drängten sich im viel zu kleinen Sitzungsraum des Technischen Rathauses, wo am Montagabend der Verkehrsausschuss tagte. Auch ein Kamerateam wurde durch die Debatte angelockt. Die Atmosphäre war extrem geladen. Es wurde gestritten und gepöbelt. Da war die Rede von Jagdszenen, prognostizierten schweren Unfällen mit Kindern, dem Kampf zwischen Auto und Rad auf Hamburgs Straßen.
Verschandelt der Radweg den Strand?
Auf der einen Seite saßen die Gegner, darunter viele Anwohner, die eine Verschandelung des Strandes und Konflikte zwischen Radfahrern und anderen Strandbesuchern befürchten. Sie kritisieren die Planung als unrealistisch und zu teuer. Auf der anderen Seite fanden sich Befürworter wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der sich vehement für die Strecke als Lückenschluss des Elbe-Radweges einsetzt oder dem Blankeneser Zukunftsforum, dessen Mitglieder die Pläne unterstützen und sich eine bessere Anbindung für Rissen und Blankenese versprechen.
Trotz der aufgeladenen Stimmung ließ sich die rot-grüne Mehrheit von ihrem (Fahrrad-)Weg nicht abbringen. „Für uns geht es nicht darum, denen zu folgen, die am lautesten schreien oder am schnellsten mobil machen“, erklärte Eva Botzenhart, Bezirksabgeordnete der Grünen, in Richtung der Kritiker. Man nehme die Bedenken ernst, wolle aber in alle Richtungen überlegen dürfen und erst einmal prüfen lassen, ob der Weg überhaupt technisch realisierbar wäre.
Neuer Elberadweg direkt an Cafés geplant
Die CDU forderte unterstützt von den Linken, der FDP und AfD dagegen kein weiteres Geld oder Arbeitskraft in das umstrittene Projekt zu investieren. Tim Schmuckall (CDU) forderte von Rot-grün: „Konzentrieren Sie sich auf das, wo man etwas für den Radverkehr machen kann. Es gibt mehr als genug zu tun.“
Das ist der Plan: Um Radfahrern eine Alternative zur Schiebestrecke oberhalb des Elbhanges zu bieten, soll ein neuer rund sechs Meter breiter Rad- und Fußweg auf dem Strandabschnitt bei Övelgönne gebaut werden. Nach den aktuellen Plänen, die das Bezirksamt kürzlich vorgestellt hat (wir berichteten), soll der neue Radweg kurz vor der Himmelsleiter am Strand entlang der Mauer weitergehen. Die rund einen Kilometer lange Route würde dann direkt an den beliebten und bei schönem Wetter viel frequentierten Cafés Strandperle und Ahoi vorbeiführen. Heißt: Zwischen Strandperle und Wasser fahren Radler vorbei.
Kurz vorm Museumshafen würde der neue Weg wieder mit dem alten verschmelzen. Vor den Cafés sind Sitzstufen und Treppen geplant, zudem sind weitere Parkmöglichkeiten für Räder vorgesehen.
Kosten dürften verdoppelt werden
Der größte Vorteil der neuen Planung ist es, dass für diese Route keine privaten Grundstücke angekauft werden müssten. Die Betroffenen hatten sich geweigert, ihre Grundstücke zu verkaufen. Da der Weg so nahe am Wasser entlang verläuft, steigen die Kosten für die Befestigung des Radweges. Derzeit geht man von zwei Millionen Euro aus, was einer Verdopplung der Kosten gleichkommt. Dabei basieren die Zahlen nur auf Schätzungen. Denn die bereits 2012 beschlossene Machbarkeitsstudie fehlt bis heute. Denn SPD und Grüne sprachen ausdrücklich von sparsamen Weiterplanungen im Sinne des Konzeptes. Was das bedeutet, blieb offen.
Das Thema wird die Bezirksversammlung am Donnerstag beschäftigen. Der Antrag der FDP, Infoveranstaltung zum Thema zu veranstalten, wurde in diese Sitzung verschoben.