Hamburg. Am heutigen Montag tagt der Verkehrsausschuss: Kommt der umstrittene Radweg in Övelgönne, oder wird das Projekt begraben?
Wohin geht die Fahrt in Övelgönne? Werden die alten Pläne, einen neuen Radweg am Strand zu bauen, weiterverfolgt oder wird das Projekt heute begraben? Klar ist: An diesem Montagabend geht’s im Altonaer Verkehrsausschuss ans Eingemachte. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner des umstrittenen Projekts haben sich angekündigt. Ein CDU-Antrag liegt auf dem Tisch, die Planung sofort zu stoppen. Seit Tagen machen Kritiker und Projekt-Fans mobil.
Sechs Meter breiter Radweg
Über die sozialen Netzwerke wird mächtig getrommelt. „Gegen die Fahrrad-Rennbahn in Oevelgönne“ lautet etwa der Name einer Facebook-Gruppe, die zuletzt großen Zulauf verzeichnete und schon an die 1000 Unterstützer zählt. Auch zahlreiche Anwohner, die eine Verschandelung des Strandabschnitts vor der Strandperle durch den knapp sechs Meter breiten Radweg fürchten, haben sich zur Sitzung angesagt. Viele kritische Fragen sind eingegangen – zu den Baukosten, dem Nutzen, der Sicherheit, den Interessenskonflikten zwischen Radfahrern und Strandbesuchern und vor allem zur technischen Umsetzung eines Weges, der auf Sand gebaut und ständig überspült wird.
Toller Blick für Radtouristen
Auf der anderen Seite hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) eine Eingabe an den zuständigen Verkehrsausschuss gerichtet. In dem Schreiben werben die Fahrradfreunde ausdrücklich für den Radweg und versuchen, die Gegenargumente zu entkräften. Aus Sicht des ADFC ist auf dem 21.500 Quadratmeter großen Strandabschnitt genug Platz für alle, wenn sie aufeinander achten. „Selbst wenn der Radweg an einigen Tagen im Jahr wegen Hochwassers oder akuter Strand-Überfüllung nicht nutzbar sein sollte, so wird er an den übrigen 330 Tagen des Jahres eine entscheidende Verbesserung für Spaziergänger, Jogger, Anwohner wie Radfahrer bringen“, ist sich Stefanie Miczka, Referentin für Verkehr beim ADFC Hamburg, sicher. Für Radtouristen wäre der Weg mit Blick auf den Hafen zudem eine besondere Attraktion, und so würde eine Lücke auf dem Elbe-Radweg beziehungsweise Nordseeküsten-Radweg geschlossen.
Pläne gibt es seit 1990
Denn bislang müssen alle, die der beliebten Tour durch Deutschland folgen, an dieser Stelle runter vom Rad. Denn der Fußweg oberhalb des Elbhangs ist zu schmal. Aufgrund der Unfallgefahr darf auf der etwa einen Kilometer langen Strecke nur geschoben werden. Daran halten sich viele nicht, was wiederum zu Problemen führt. Seit den 1990er-Jahren gibt es Pläne für eine Alternative zur Schiebestrecke. Seit 2012 steht der Beschluss von SPD und Grünen, die Pläne voranzutreiben. Passiert ist lange nichts.
Anlass für den neuen Wirbel ist eine vom Bezirksamt kürzlich vorgelegte neue Routenplanung (wir berichteten). Sie hat den Vorteil, dass sie nicht mehr über private Grundstücke führt und einen Flächenankauf überflüssig macht. Die Betroffenen hatten sich geweigert, für den Plan etwas von ihren Grundstücken herzugeben. Die jetzige Route führt kurz vor der Himmelsleiter am Strand entlang der Mauer am Café Strandperle und dem benachbarten Ahoi direkt vorbei und endet kurz vorm Museumshafen. Die Kosten werden auf zwei Millionen Euro geschätzt.
Radspur an der Elbchaussee verzögert sich
Während sich weiter um den Elbe-Radweg gestritten wird, geht es mit anderen Routen nicht voran. Mit einer Million Euro war der bereits 2011 beschlossene Umbau der Elbchaussee zur Fahrradkomfortzone mithilfe einer Radspur berechnet. Passiert ist bis heute nichts. Der Grund: anstehende Sielbauarbeiten. Mit denen soll es laut Hamburg Wasser nun am 5. März 2018 losgehen. Bis Mai 2018 müssen sich die Autofahrer auf der Elbchaussee mit den Bauarbeiten arrangieren, für die jeweils eine Spur gesperrt wird. „Zu einer Vollsperrung kommt es nicht“, verspricht Sabrina Schmalz, Sprecherin von Hamburg Wasser.
Allerdings ist das nur ein Vorgeschmack auf die Arbeiten und den Staus, die noch kommen werden. Denn nach den punktuellen Sielbauarbeiten kommt die umfangreiche Sanierung der Trinkwasserleitung. Die steht schon länger an für die Elbchaussee. Bedingt durch andere Baustellen in der Stadt musste sie allerdings immer wieder verschoben werden. Im Jahr 2020 soll es nun losgehen. Wie lange die Arbeiten dauern werden, ist unklar. „Im Moment wird geprüft, wie die Baumaßnahme genau aussehen soll“, so Schmalz. Sie hängen vom Vorankommen der Arbeiten am A-7-Deckel ab. Denn auch hierbei werden Trinkwasserleitungen umgebaut. Würde gleichzeitig an der Elbchaussee gearbeitet, wäre die Trinkwasserversorgung laut Schmalz nicht zu gewährleisten. Sprich: Erst kommen die Siele, dann der Deckel, anschließend die Trinkwasserleitung samt Asphaltarbeiten und danach die Radspur.
Kein Vorankommen für Zweiräder
Eine Nachricht, die auch für ADFC Bezirksmann-Fachmann Benjamin Harders neu ist. Er hatte wie viele auf einen Fortschritt für Radfahrer auf der Elbchaussee im Jahr 2018 gehofft. Ob Velourouten oder die vor zwei Jahren mühsam erarbeiteten bezirklichen Radrouten: „Es gibt keinen Plan, was man für die Radfahrer wirklich tun will“, kritisiert Harders. Er sieht in Altona derzeit kein Vorankommen für Zweiräder.