Hamburg. Gebührenpflichtige Stellplätze und Kontrollen: Blankeneser fordern “Brötchentaste“ – und protestieren mit Auto-Korso.
Sie soll schöner werden: An Blankeneses neuer Mitte wird seit Jahren geplant. Nun sieht es so aus, als wenn es einen großen Schritt bei der Umgestaltung der Ortsmitte vorangeht. Das erste sichtbare Zeichen für diese Veränderung kommt die Blankeneser allerdings erst einmal teuer zu stehen.
Denn seit November kostet das Parken im Ort Geld. Rund 20 Parkautomaten wurden aufgestellt. Die Mitarbeiter des Landesvertriebs Verkehr kontrollieren nun regelmäßig und verteilen Knöllchen. Besucher und Anlieger müssen im Bereich des Bahnhofs, der Bahnhofstraße und einem Teil der Nebenstraßen nun in die Tasche greifen. 1,20 Euro kostet die Stunde. Die Höchstparkdauer wurde auf zwei Stunden begrenzt. Die Regelung gilt montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und sonnabends bis 14 Uhr. Damit sollen Dauerparker vertrieben werden und so Kunden Platz machen – so die Idee.
Eine Brötchentaste, also das kostenlose Parken in einem Zeitraum von 15 Minuten, wird es nicht geben. Die Taste hatten im Vorwege einige der Geschäftstreibenden vehement gefordert. Ihr Fehlen sorgt für Frust. Hamburgweit war die Brötchentaste nach einem Pilotversuch in der Innenstadt aufgrund mangelnder Nachfrage 2011 wieder abgeschafft worden, für Blankenese gab’s nun keine Neuauflage. „Die Innenstadt ist nicht unbedingt vergleichbar mit einem Vorort wie Blankenese. Aber unser Appell wurde leider nicht erhört“, sagt Quartiersmanagerin Nina Häder für die Blankeneser Interessen-Gemeinschaft. „Wir werden uns weiterhin dafür starkmachen.“
Anlieger planen einen Protest-Autokorso
Auch bei einigen Anliegern kommt das teure Parken nicht gut an. Erste planen einen Protest-Autokorso. Im Büro des Quartiersmanagements glühen die Drähte. Nina Häder und Kollegin Vivienne Kalka werben um Verständnis, klären auf. „Der Parksuchverkehr war zuvor sehr hoch“, so Kalka. Weniger Lärm, weniger Schadstoffe, mehr Parkplätze und somit ein gesünderer Einzelhandel soll auch die derzeit wütenden Anlieger auf Dauer überzeugen.
Dabei geht es mit dem richtigen Umbauprojekt erst los. Hauptaugenmerk wird dabei auf den Parkplatz an der Bahnhofstraße gelegt. Dort soll die neue Mitte entstehen. Das Konzept sieht einen offeneren und barrierefreien Platz vor, der nicht mehr als Parkplatz dient. Dafür soll das Geländeniveau angeglichen, bisherige Mauern abgerissen werden. Der Platz soll sich in einen Treffpunkt verwandeln und am besten für manchen zu einem zweiten Wohnzimmer werden. „Das wirkt sich dann letztlich auch auf die Geschäfte aus.
Denn in Zeiten des Onlinehandels wird es immer wichtiger, das Umfeld zu stärken und die Kunden so anzulocken“, erklärt Häder. Fürs bessere Umfeld sollen mehr Bänke, mehr Außengastronomie und eine kleine Veranstaltungsbühne sorgen. Die Propst-Paulsen-Straße und der Mühlenberger Weg werden verkehrsberuhigt. Zudem gibt es Überlegungen, in dem bisherigen Markthäuschen mithilfe des Bürgervereins eine Touristeninformation zu etablieren.
Es fehlen 1,35 Millionen Euro
An Ideen mangelt es nicht, an Geld schon. Es fehlen 1,35 Millionen Euro. Zwar wurde die Ortsumgestaltung für den Doppelhaushalt 2017/18 angemeldet, entschieden wurde darüber noch nicht. Der CDU-Bezirksabgeordnete Clemens Reus aus Blankenese sagt: „Wir als CDU werden uns dafür starkmachen, die Regierungsparteien dazu zu bewegen, die fehlenden Mittel nach Blankenese zu leiten.
Im Moment sieht es allerdings sehr schlecht aus.“ Auch die örtlichen Sozialdemokraten warben zuletzt in einem Flyer für die Ortsumgestaltung und versprachen, sich für eine „belastbare Finanzierung“ einzusetzen. Offen ist, ob ihre Appelle angesichts vieler Begehrlichkeiten aus zahlreichen Bezirken auch weiter oben erhört werden.
Aus einem anderen Topf stammt daher das Geld für einen kleineren Umbau im Zusammenhang mit der Ortsumgestaltung. Dabei geht es um einen Vorplatz an der Ecke Bahnhofstraße/Auguste-Baur-Straße. Hier sollen bereits im Frühjahr kommenden Jahres die Bagger rollen. Büsche und Hecken werden verschwinden und mehr Platz für Außengastronomie und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Die sechs angrenzenden Parkplätze verschwinden.