Hamburg/Wedel. Reederei soll Verbindung von Landungsbrücken zu den Elbvororten planen. Autofähre von Wedel nach Jork verzögert sich.

„Wann legt denn das nächste Schiff nach Hamburg ab?“ Diese Frage hören die Lühmanns oft von ihren Gästen. Die Antwort, die die Betreiber des gleichnamigen Tee- und Gästehauses in Blankenese dann geben müssen, schmeckt ihnen allerdings überhaupt nicht. Im Sommer hält allein am Wochenende zweimal am Tag eine Fähre. Während der Wintermonate warten Besucher und Pendler am Blankeneser Anleger Op’n Bulln vergebens auf das nächste Schiff. Doch nun ist Hoffnung in Sicht.

Einem Bündnis, zu dem unter anderem auch die Lühmanns, zahlreiche Vereine, Gastronomen, Politiker und so prominente Unterstützer wie Komiker Otto Waalkes und Musiker Rolf Zuckowski gehören, ist es gelungen, eine Reederei von dem Projekt zu überzeugen. „Es handelt sich um eine große Reederei, die bereit ist, eine regelmäßige Linie zwischen den Landungs­brücken und Blankenese einzurichten“, berichtet Monika Lühmann. „Und zwar sommers wie winters.“ Eine Potenzialanalyse sei erstellt worden, ein Schiff da, die Verhandlungen mit der Stadt sollen laufen.

Die interessierte Reederei will sich allerdings erst bei einem erfolgreichen Verhandlungsabschluss mit der Hansestadt öffentlich zum Projekt bekennen. Und dafür sind noch so einige Hürden zu nehmen. Wenn die nötigen Genehmigungen vorliegen, soll es laut Lühmann aber möglichst kurzfristig mit dem neuen regelmäßigen Pendelverkehr auf der Elbe losgehen, der langfristig auch eine Erschließung von Wedel und Anlaufpunkten der anderen Elbseite möglich machen würde.

Allerdings ist es nicht der erste Versuch eines privaten Unternehmens, eine regelmäßige Wasserverbindung zwischen den Landungsbrücken, den Elbvororten und der anderen Elbseite herzustellen. Mit dem aus dem Alten Land stammenden Reeder Sven Fischer stand vor zwei Jahren ein Betreiber für die Linie parat. Auch er wollte die von dem breiten Bündnis aus Bürgervereinen, Gastronomen und Prominenten aus dem Hamburger Westen geforderte Ausweitung der Passagierschifffahrt auf der Niederelbe voranbringen. Auch er hatte das dafür nötige Schiff. Die geplanten Abfahrtszeiten waren bereits über die Internetseite des Unternehmers veröffentlicht worden. Das Projekt scheiterte.

Fischer bekam die nötige Anlauf­genehmigung für die Landungsbrücken nicht. Er wurde auf den Fischmarkt Altona verwiesen. Das Problem: Dorthin zieht es deutlich weniger Touristen, was weniger Fahrgäste für die privat finanzierte Linie bedeutet hätte. Ein wirtschaftliches Risiko, das auch der neue Interessent so nicht tragen könnte. Für die Genehmigungsvergabe ist die Hamburg Port Authority (HPA) zuständig. Pressesprecher Martin Boneß verweist darauf, dass die Liegemöglichkeiten an den St.-Pauli-Landungsbrücken langfristig geplant und rechtsverbindlich vergeben werden. Ein Plan, wann welche Schiffe die Anleger anfahren dürfen, stünde für die kommende Saison bereits fest. Eine Anfrage der Reederei liege bislang nicht vor.

Große Pläne hatte auch Becker Marine Systems. Das Hamburger Unternehmen will eine neue Fährlinie zwischen Wedel und Jork schaffen. Die Idee: In 20 Minuten sollten bis zu 200 Passagiere und 60 Pkw auf Autofähren mit LGN-Antrieb über die Elbe transportiert werden. Ursprünglich wollten die Initiatoren in diesem Jahr starten. „Wir arbeiten weiter an dem Projekt und sind in Gesprächen“, verspricht Projektleiter Ralf-Thomas Rapp.

Allerdings gestalteten sich die Gespräche auf der Südseite der Elbe zäh. Doch es braucht politische Unterstützung und Fördermittel für das 20-Millionen-Euro-Projekt. Rapp rechnet nicht vor 2018 mit einer Umsetzung. Allein die Bauzeit für die Anleger beträgt 18 Monate. Dabei war das Blankeneser Bündnis auch mit Becker Marine Systems im Gespräch. Das Unternehmen zeigte Interesse, das Angebot auszudehnen. Daraus wird vorerst nichts.

Eines ist klar: Die städtische Fährgesellschaft Hadag plant keine Erweiterung ihres Angebots. „Die Förderung des Tourismus gehört nicht zu unseren Aufgaben“, stellt Chefin Gabriele Müller-Remer klar. In Sachen Berufsverkehr stelle die S-Bahn die schnellere Alternative dar. Nachdem die Hadag 2005 den Fährverkehr auf der Nieder­elbe einschränkt hatte, wurde 2014 mit dem Elb-Hüpfer wieder ein Angebot am Wochenende geschaffen. Die Rundfahrt vom Hafen bis nach Wedel kostet 30 Euro. Die Fähre hält auch in Blankenese. „Die Gästezahlen liegen im oberen fünfstelligen Bereich, wir schreiben schwarze Zahlen“, zieht Müller-Remer eine positive Bilanz. Ausgebaut werden könne das Angebot aufgrund der benötigten Schiffe nicht.

Deshalb setzen die Lühmanns ihre Hoffnungen auf die jetzt interessierte Reederei, damit sie ihren Gästen auf die Frage nach dem nächsten Schiff gen Hamburg bald eine andere Antwort geben können.