Blankenese. Die Hafenbehörde erteilt den Plänen eines Architekten, ein Kunstwerk daraus zu machen, eine Absage.

Dem Blankeneser Leuchtturm droht der Abriss. Wenn es nach der Hamburg Port Authority (HPA) geht, besteht jedenfalls keine Chance, das markante Leuchtfeuer am Strandweg zu erhalten. Am Montagabend erläuterten Vertreter des städtischen Unternehmens den Bezirkspolitikern im Altonaer Rathaus den derzeitigen Sachstand zur Elbvertiefung. Sie machten dabei deutlich, dass das Schicksal der zwei Blankeneser Leuchttürme allein an das Hamburger Großprojekt gekoppelt ist. Kommt die Elbvertiefung, haben das Unterfeuer am Elbufer und das Oberfeuer im Baurs Park ein für alle Mal ausgeleuchtet. Denn aus Sicht der HPA kann und darf an den vor etwa zehn Jahren geschmiedeten Abrissplänen heute nicht mehr gerüttelt werden.

Wie die Leuchttürme und die Vertiefung zusammenhängen, wurde ebenfalls erklärt: Im Zuge der Elbvertiefung ist auch eine Verbreiterung der Fahrrinne geplant, die Begegnungsverkehr möglich machen soll. Dadurch verschiebt sich die nötige Orientierungs­linie für die Schiffe um 125 Meter. Und das macht zwei neue Leuchttürme nötig. Das neue Unterfeuer soll neben dem Blankeneser Ponton op’n Bulln ebenfalls im Elbwasser stehen und der Betonsockel für Sparziergänger begehbar sein. Das Oberfeuer soll oberhalb des Mühlenberger Jollenhafens seinen Platz finden.

Die bisherigen Leuchttürme dürften in diesem Fall nicht stehen bleiben, auch nicht ohne Funktion. „Ein ähnlicher Baukörper gleich welcher Farbe erhöht die Verwechslungsgefahr“, erklärte HPA-Vertreter Marc Kindermann. Kapitäne einlaufender Schiffe orientierten sich an den beiden See­zeichen, um die Mitte der Fahrrinne zu finden. Auch am Tag würden die Türme, die aus acht Kilometern Entfernung zu sehen sind, den Weg weisen. Die Farbe spielt dabei laut Kindermann eine untergeordnete Rolle.

Den Plänen eines Architekten, der das Leuchtfeuer am Elbufer erhalten und daraus ein Kunstwerk formen will, erteilte man damit ebenfalls eine deutliche Absage. Auch mit der abgespeckten Version des Kunstwerks, bei dem nicht der gesamte Turm, sondern allein der Sockel erhalten bliebe, konnten sich die HPA-Vertreter nicht anfreunden. „Wir können im laufenden Verfahren nicht ohne Weiteres von den Plänen abweichen“, sagte Jörg Oellerich, bei der HPA für Entwicklungsvorhaben verantwortlich. Die Befürchtung: Durch die kleinste Abweichung vom ohnehin beklagten Planfeststellungsverfahren könnte man sich angreifbar machen und weitere juristische Aus­einandersetzungen provozieren.

Die Elbvertiefung macht zwei neue Leuchttürme nötig

Der juristische Streit um die Elbvertiefung zwischen der Stadt und den Naturschützern geht im Dezember in die nächste Runde. Weitere Verhandlungstage wurden vom 19. bis zum 21. Dezember angesetzt. Auch wenn das Gericht in diesem Jahr noch ein Urteil zugunsten des Projekts fällen würde, rechnet HPA nicht vor 2019/2020 mit dem Abriss und dem Neubau der Blankeneser Leuchttürme.

Zeit, die Architekt und Leuchtturmbewahrer Helge Kühnel nutzen will. Trotz der großen Bedenken will er sich nicht unterkriegen lassen. „Ich bleibe an diesem Projekt dran“, kündigte Kühnel am Dienstag an. Er zeigte sich enttäuscht, dass er von dem Gespräch mit HPA nichts wusste. Gern hätte er die Argumente gehört, um sich damit auseinanderzusetzen. Dass eine Änderung des Planfeststellungsverfahrens gleich das ganze Projekt Elbvertiefung gefährden könnte, bezweifelt er. „Im laufenden Verfahren wurden doch schon Sachen geändert“, so Kühnel.

Der Leuchtturm am Elbufer in
Blankenese
Der Leuchtturm am Elbufer in Blankenese © picture alliance

Sein Entwurf sieht vor, dass der Leuchtturm am Strandweg zu einem riesigen Pegelmesser wird. Der Architekt möchte dem Turm dafür Flügel verleihen: 16 große Schwingen würden unterhalb des Turms angebracht, die sich bei Ebbe heben und bei Flut senken würden. Die Kosten des Projekts beziffert Kühnel auf etwa eine Million Euro, die er mithilfe von Stiftungen, Sponsoren und Spendern einwerben möchte. Zuvor bräuchte er allerdings das Signal der Politiker, ob das Projekt denn überhaupt gewollt ist. Kühnel dazu: „Wenn man ein Projekt wirklich will, dann findet sich auch ein Weg.“

Doch gerade angesichts der Bedenken von HPA hat sich die Euphorie der Politiker weiter abgekühlt. „Mir fehlt die Fantasie, wie man angesichts dieser Lage auch das Geld zur Realisierung auftreiben will“, sagt zum Beispiel Karin Prien. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Blankenese hatte eine Anfrage bezüglich der Zukunft der Blankeneser Leuchttürme gestellt und sich auch bereits um Klärung der Rahmenbedingungen bemüht. Aus ihrer Sicht gebe es jetzt andere und deutlich dringendere Probleme, die es in Blankenese anzugehen gelte. So seien nach derzeitigem Planungsstand die nötigen finanziellen Mittel, die zur dringenden und seit Jahren geplanten Umgestaltung des Blankeneser Marktplatzes benötigt werden, im Haushalt für 2017/18 nicht vorgesehen. Dabei geht es um 1,5 Millionen Euro.