Blankenese. Aufgrund der Elbvertiefung steht das Unterfeuer am Elbstrand auf der Streichliste. Das sind die Pläne seines Retters.

Wie viele Liebesschwüre wurden hier wohl in den Nachthimmel gemurmelt, wie viele Schiffe von der Aussichtsplattform aus bestaunt? Der Blankeneser Leuchtturm ist Treffpunkt vieler Elbstrandbesucher. Mit seiner vorgelagerten Position im Wasser nimmt das rot-weiße Unterfeuer aber auch eine besondere und vor allem anziehende Rolle ein. Sparziergänger nutzen die Aussichtsplattform für einen Abstecher und Ausblick über den Fluss. Pärchen besiegeln hier ihre Liebe. Davon zeugen zig kleine Schlösser mit Initialen und Datum, die am Absperr­gitter angebracht wurden.

Doch die Tage des Leuchtturms am Blankeneser Strandweg sind gezählt. Aufgrund der geplanten Elbvertiefung stehen das Unterfeuer am Strand sowie der Leuchtturm weiter oben im Baurs Park auf der Abrissliste. Sie sollen durch kleinere Leuchttürme am Mühlenberger Yachthafen und am Hirschpark ersetzt werden.

Abriss? Genau das möchte Helge Kühnel unbedingt verhindern. Der Hamburger ist Architekt, in Rissen groß geworden und ein Fan des Blankeneser Leuchtturms. „Man sieht ihm an, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat“, sagt der 47-Jährige mit Blick auf das Bauwerk. Deshalb macht sich Kühnel für den Erhalt des Leuchtturms auch nach einer möglichen Elbvertiefung stark – und zwar nicht als dann nutz­loser Turm. Kühnel möchte das Blankeneser Unterfeuer in ein Gezeiten-Kunstwerk verwandeln.

Ein neuer Anstrich soll Verwechslungen vermeiden

Die sehr detaillierten Pläne, die er kürzlich erstmals den Bezirkspolitikern vorstellte, sehen Folgendes vor: Der Leuchtturm bleibt stehen und bekommt höchstens einen anderen Anstrich – zum Beispiel in Grau-Weiß, um die Verwechslungsgefahr für Schiffskapitäne zu verringern. Zusätzlich erhält der Turm Ziffern und einen Messingring, der als Pegelmesser fungiert. Zudem will Kühnel dem Leuchtturm Flügel verleihen. 16 Stück. Sie würden am ersten Stock der Aussichtsplattform angebracht werden und sich mit dem Lauf der Gezeiten bewegen. Bei Ebbe wären sie eingeklappt. Mit steigendem Wasser würden sie sich über der Elbe ausklappen. Damit von dem Leuchtturm auch weiterhin eine Strahlkraft ausgeht, bekämen die Schwingen eine nächtliche Beleuchtung.

Kühnel hat bereits Gespräche mit der Kulturbehörde, dem Bezirksamt, dem Blankeneser Bürgerverein sowie der Hamburg Port Authority (HPA) als Eigentümer des Leuchtturms geführt, die durchaus auch positiv waren. Allerdings gibt es viele Hindernisse zu nehmen. So stellt allein die Finanzierung des Projekts eine große Aufgabe dar. Kühnel setzt die Kosten oben an und rechnet mit einer Million Euro, inklusive Gutachten, Steuern, etc. Die laufenden Kosten schätzt er auf 10.000 bis 20.000 Euro. Zum Aufbau des Gezeiten-Kunstwerks hofft er auf Stiftungen, Sponsoren und Spender. Denn nach den ersten Gesprächen ist ihm klar, dass dafür von der Stadt nicht viel kommen wird. Zumindest bei der Unterhaltung des Kunstwerks setzt er aber auf Unterstützung. „Ich erwarte, dass die Stadt sich zumindest um das kümmert, was sie hat und schön ist“, sagt Kühnel.

Ein erster Erfolg auf dem Weg zur Rettung

Einen ersten Erfolg konnte der Hamburger bereits für sich verbuchen. Denn die Mitglieder des Altonaer Kulturausschusses, denen er kürzlich das Initiativprojekt vorstellte, waren von der Idee begeistert. „Mich haben Sie damit total gepackt. Das ist ein geniales Projekt, das es verdient, weitergedacht zu werden“, sagte beispielsweise An­dreas Grutzeck (CDU). Er schlug vor, einen Gastronom zur Finanzierung mit ins Boot zu holen. Auch die Sozialdemokraten und die Grünen zeigten sich grundsätzlich angetan, befürworteten, dass der Leuchtturm so erhalten bleiben könnte – wenn die HPA mitspielt.

In diesem Punkt waren die Bezirkspolitiker aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem städtischen Unternehmen für das Hafenmanagement deutlich skeptischer als Kühnel. Deshalb soll nun vorab geklärt werden, inwieweit die HPA einer Umwidmung und Nutzung des Blankeneser Leuchtturms entgegenstehen würde. Kühnel war dagegen der Meinung: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Und es würden sich bestimmt gemeinsam Lösungen finden, um eine Verwechslungsgefahr für Schiffsführer zu vermeiden oder andere Bedenken der HPA auszuräumen.

Weil Kühnel derzeit der Wille deutlich wichtiger ist als der Weg dorthin, bemüht er sich auch um ein Meinungsbild der Hamburger. „Wenn die Leute es nicht gut finden, brauchen wir nicht weiterzumachen“, erklärt er. Um herauszufinden, was die Leute wollen, wurde eine Internetseite eingerichtet. Dort gibt es Informationen zur Geschichte des Leuchtturms und zum Projekt – und über eine Feedback-Funktion können alle Hamburger ihre Kommentare zu Kühnels Plan hinterlassen.

Weitere Infos gibt’s im Internet unter www.gezeitenkunst.de