Hamburg. Bilanz für die Spielzeit 2016/17 sieht beide städtischen Gesellschaften deutlich im Plus. 18.000 Schüler besuchten Konzerthaus.

Seit Montag hat die Stadt es erstmals schwarz auf weiß: Der Betrieb der Elbphilharmonie lief für die Stadt auch wirtschaftlich nicht nur gut, sondern besser als erwartet. Und nicht nur das: Sowohl die für den künstlerischen Betrieb zuständige Hamburg Musik gGmbH als auch die für die Vermietung der Säle zuständige Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft haben das in jeder Hinsicht einzigartige Geschäftsjahr 2016/17, in das sich seit dem 11. Januar das neue Konzerthaus als zweite Spielstätte einfügt, mit unerwartet hohem Überschuss abgeschlossen. Das geht aus einem Bericht der Kulturbehörde an die Bürgerschaft hervor, der dem Abendblatt vorliegt.

Er weist für die Hamburg Musik gGmbH ein vorläufiges Jahresergebnis von plus 542.000 Euro auf. Da nur mit einem Plus von 1000 Euro kalkuliert worden war, wurde die Planung um 541.000 Euro übertroffen. Das lag unter anderem an den Spenden: Statt der eingeplanten vier Millionen Euro für die Eröffnungssaison kamen 5,161 Millionen Euro zusammen. Auch die Sponsoring-Einnahmen lagen mit gut zwei Millionen Euro deutlich über den kalkulierten 1,66 Millionen.

Höhere Nachfrage nach Vermietungen

Die Zuwendungen der Stadt waren zwar bei beiden Gesellschaften jeweils um drei Millionen Euro höher als geplant. Das seien aber ausschließlich einmalige Zuschüsse für Investitionen gewesen, etwa in das Ticketing-System, hieß es aus der Kulturbehörde. Diese seien aus Rücklagen für das Projekt Elbphilharmonie bestritten worden. Ansonsten wurde der laufende Spielbetrieb lediglich mit den zugesagten sechs Millionen Euro pro Jahr bezuschusst – ein Bruchteil dessen, was die großen Theater oder die Staatsoper erhalten, die davon aber auch ihre eigenen Ensembles unterhalten.

Positiv fiel auch die Abrechnung der Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft aus: Dort ist man mit 374.000 Euro im Plus, statt – wie im Wirtschaftsplan kalkuliert – mit 499.000 Euro im Minus. Als Ursachen dafür werden sowohl die deutlich höheren Nachfrage nach Vermietungen genannt, außerdem macht sich der Erfolg der wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe Foyer-Gastronomie und Plaza-Shop bemerkbar, die beide von den „sehr positiven Entwicklungen bei den Besucherzahlen“ profitieren. Gerechnet hatte man für 2016/17 mit 1,875 Millionen Besuchern, real gekommen sind 2,98 Millionen. Aus angedachten 540 Hausführungen wurden 954. Die Zahl der Vermietungstermine in der Elbphilhar-monie ist von kalkulierten 405 auf 850 Vermietungen gestiegen.

Größere Kosten für Fremdpersonal

Doch durch die zusätzlichen, entsprechend größeren Kosten für Fremdpersonal und zusätzlich eingestelltes Personal seien die positiven Einnahmeeffekte „in sehr großem Umfang wieder aufgezehrt“ worden, hieß es. Das massiv gesteigerte Interesse an Konzerten machte sich auch bei der Laeiszhalle bemerkbar: Der Plan sah 340 Vermietungen vor, gebucht worden sind dort 507.

„Die Elbphilharmonie ist ein enormer Publikumserfolg und hat zugleich wichtige Impulse für die Musikstadt Hamburg gesetzt“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zu diesem ersten Kassensturz. „Sowohl beim Konzertkartenverkauf, den Vermietungen und bei der Anzahl der Plaza-Besucher wurden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.“ Dadurch sei auch das wirtschaftliche Ergebnis der Saison 2016/17 für die beiden städtischen Gesellschaften deutlich besser ausgefallen, als ursprünglich kalkuliert. „Die ungebrochen hohe Nachfrage nach Konzertkarten ist nicht nur ein untrügliches Zeichen für die hohe Qualität und Attraktivität des angebotenen Konzertprogramms, sondern lässt zugleich die Prognose auf eine ebenfalls positive Entwicklung in der laufenden Saison 2017/18 zu.“

Starke Schwankungen

Der perspektivische Umgang mit diesen Erfolgszahlen und ihre Interpretation für mittelfristige Planungen sind weniger eindeutig. Denn die Spielzeit, in deren Mitte die Elbphilharmonie ihren Spielbetrieb aufnahm, kann mit ihren starken Schwankungen nicht als eindeutig belastbare Richtwert-Größe herhalten. Sowohl die organisatorischen Abläufe im Haus als auch das Kundenverhalten seien immer noch „von sehr starken Sondereffekten geprägt“, heißt es in der Drucksache. Die Kulturbehörde rechnet daher frühestens mit Abschluss der Saison 2018/19 mit „belastbaren Erfahrungswerten“.

Bemerkenswert: Zu den 250 Konzerten der Hamburg Musik kamen mit exakt 249.796 Besuchern zwar gut 10.000 mehr als erwartet. Aber darunter waren „nur“ 7229 Kinder und Jugendliche, erwartet wurden 9592. Das wurde aber vom musikpädagogischen Bereich der Elbphilharmonie mehr als ausgeglichen: Dort gab es 574 statt geplanter 350 Veranstaltungen und 327 statt 290 Workshops. Teilgenommen haben daran mit 45.000 Menschen mehr als doppelt so viele wie kalkuliert. Und darunter waren mit 18.000 Schülern fast 10.000 mehr als erwartet (8700).

Heute sollen von Hamburg Musik weitere Zahlen folgen.