Hamburg. Bei der Gala in der Elbphilharmonie mit 1300 Gästen – darunter viele Prominente – wurden auch zwei Hamburger Sender ausgezeichnet.
Der Deutsche Radiopreis steht für Kontinuität. Seit 2010 wurde die Auszeichnung jedes Jahr im Schuppen 52 vergeben. Seit 2011 moderiert Barbara Schöneberger die festliche Gala. Stets strömen knapp 1000 geladene Gäste zur Preisverleihung, bei der bisher jedes Mal hochkarätige Popstars aufgetreten sind und noch in jedem Jahr mindestens ein Sonderpreis verliehen wurde.
Doch abgesehen davon, dass die Schöneberger auch 2017 den Radiopreis moderierte, war in diesem Jahr manches anders. Das fing damit an, dass die Hörfunkauszeichnung erstmals im Großen Saal der Elbphilharmonie vergeben wurde. Und weil der (nach einem Bühnenumbau) am Donnerstagabend 1300 Besucher fasst, verfolgten die Gala mehr geladene Gäste denn je. Einen roten Teppich gab es nicht, dafür anthrazitfarbene Auslegeware, auf der Stars und Sternchen für die Fotografen posierten. Auf die Verleihung eines Sonderpreises wurde verzichtet. Offenbar hatten die Beiratsmitglieder keinen preiswürdigen Kandidaten gefunden.
Mehr Klassik zum Pop
Dem Genius loci (Geist des Ortes) war geschuldet, dass es dieses Jahr im musikalischen Programm des Radiopreises nicht nur Pop gab. Bereits im Aufgang zum Großen Saal empfing ein Streichquartett Gäste und Laudatoren, unter ihnen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Moderator Günther Jauch, Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
Zu Beginn spielte die NDR Radiophilharmonie Hannover zusammen mit den Musikern Johannes Oerding, Adel Tawil und Wincent Weiss auf, was für Klassikliebhaber gewöhnungsbedürftiger war als für Popfans. Klassik-Höhepunkt war aber der elektronisch nicht verstärkte Auftritt des Violinisten Nigel Kennedy, der im FC-St.-Pauli-T-Shirt kam.
Die Zuschauer freundeten sich mit dem leicht abgeänderten Konzept schnell an. Und auch der Gastgeber, NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth, war zufrieden: „Sehr gefallen hat mir die Kombination aus klassischer Musik und modernem Pop, die sich verlässlich durch den Abend gezogen hat“, sagte er dem Abendblatt. „Das passt zu beidem: dem Konzerthaus und dem Radio.“
Aber auch als NDR-Radiochef hatte Knuth Grund zur Freude: Einer der elf Preise ging an seinen Sender. Die NDR-Jugendwelle N-Joy gewann in der Kategorie „Beste Programmaktion“ mit ihrer Multimedia-Kampagne „Kopf hoch. Das Handy kann warten“, in der die Radioleute davor warnten, das Smartphone am Steuer eines Autos zu nutzen.
Radio Hamburg ausgezeichnet
Und noch ein Preis ging an Radiomacher aus der Hansestadt: Die Kategorie „Beste Morgensendung“ gewann „Mission Aufstehen! Die Radio Hamburg Morningshow“ mit den Moderatoren John Ment, Birgit Hahn und André Kuhnert. Kurz zuvor hatte übrigens Günther Jauch zum Besten gegeben, dass er Morningshows nicht möge, insbesondere die, „bei denen vier, fünf Leute im Hintergrund durcheinanderbrüllen“.
Zum großen Finale spielte die ABBA-Legende Benny Andersson (70) „Thank You For The Music“ am Konzertflügel – und der ganze Saal sang mit.
Das Duell öffentlich-rechtlicher Hörfunk gegen das Privatradio entschieden die Privaten mit sieben zu vier für sich. Die Radiometropolen Hamburg, Berlin und München gewannen jeweils zwei Preise. Und 2018 trifft sich die Hörfunkbranche wieder im Schuppen 52 – dann ganz ohne klassische Musik.