Hamburg. Ein Musikliebhaber aus der Nähe von Osnabrück wollte einen Elbphilharmonie-Gutschein einlösen. Er erlebte eine Irrfahrt.

Die Nacht auf Montag war kurz für Volker Wobker. Um halb sechs klingelte der Wecker, kurz darauf ging es schon los von Melle über Osnabrück nach Hamburg. Um halb zehn stand Wobker wie geplant vor dem Elbphilharmonie-Kulturcafé am Gerhart-Hauptmann-Platz, rechtzeitig zum Start des großen Kartenverkaufs. Gleich würde er den Gutschein einlösen können, den ihm die Familie zum 70. Geburtstag geschenkt hatte. Dachte er.

Schon dass Wobker dafür eigens nach Hamburg reisen musste, hatte ihn gewundert: „Bei der Hamburgischen Staatsoper lassen sich Gutscheine problemlos online einlösen.“ Aber nun gut. Wobker bekam eine Nummer: 245. Um 10.30 Uhr, eine halbe Stunde nach Verkaufsbeginn – die jeweils ersten Kunden an den beiden Schaltern waren noch immer nicht zu Ende bedient – begann er nervös zu werden. Immerhin: Den anderen ergeht es nicht besser, die Unterhaltungen sind nett.

Jemand berichtet, bei der Abendblatt-Geschäftsstelle stünden lediglich 25 Personen wegen Tickets an. Wobker macht sich auf den 900 Meter langen Weg die Mönckebergstraße hinunter zum Großen Burstah. Dort erfährt er, dass er seinen Gutschein nur in einer der drei Verkaufsstellen der Elbphilharmonie einlösen kann. Also zurück zum Kulturcafé, wo ihm freundlicherweise jemand den Platz frei gehalten hatte.

Um 15 Uhr sind noch 100 Menschen vor ihm

Nach gut zwei Stunden ist Nummer 65 dran. Wobker versucht es noch einmal beim Abendblatt, dann eben ohne Gutschein. „Eine nette junge Dame“ lässt sich von Wobker einen Zettel mit neun Wunschterminen geben und schaut, was sich machen lässt – nichts, alles ausverkauft.

Inzwischen ist es 15 Uhr, und Wobker versucht es noch ein letztes Mal am Kulturcafé. Dort sind immer noch 100 Personen vor ihm dran. Wobkers Wunschkonzerte sind inzwischen alle ausverkauft. Frustriert macht er sich wieder auf den Heimweg nach Melle. Mehr als 500 Kilometer ist er umsonst gefahren.

Nun stellt Volker Wobker sich eine Frage: „Was macht die Elbphilharmonie mit meinem Gutscheingeld?“ Er selbst betreibe ein Café und gebe gern Gutscheine aus, weil er wisse, dass nicht jeder eingelöst werde. „Aber wer einen Gutschein auf den Tisch legt, bekommt auch etwas dafür.“

95.000 Tickets an einem Tag verkauft

Elbphilharmonie-Sprecher Tom R. Schulz bedauert den Fall: „Es tut uns leid, dass der Kunde den Weg umsonst auf sich genommen hat.“ Der Vertrieb werde sich mit ihm in Verbindung setzen und versuchen, ein passendes hauseigenes Konzert von HamburgMusik zu finden.

Zum Start des Einzelkartenverkaufs für die kommende Saison waren am Montag etwa 95.000 Karten verkauft worden. Für Veranstaltungen der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette und des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters gibt es nach offiziellen Angaben nur noch wenige Restkarten, bei allen anderen Veranstaltern sind die Chancen, an Karten zu kommen, größer.

Zudem sind online am Montag 40.000 Kartenbestellungen für HamburgMusik-Konzerte eingegangen. Registrierungen hierfür sind auf www.elbphilharmonie.de noch bis 1. Juli möglich, die Tickets werden anschließend im Losverfahren vergeben.