Hamburg. Letzte Probleme werden mit Hochdruck beseitigt. Stadt und Hochtief versprechen: Die Eröffnung ist in keiner Weise gefährdet.
Die Zahl klingt auf den ersten Blick geradezu beängstigend groß: Fünf Tage vor der Eröffnung der Elbphilharmonie gibt es noch rund 5000 Mängel im und am Gebäude. Das teilten die Kulturbehörde und der Baukonzern Hochtief jeweils auf Abendblatt-Anfrage mit. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt jedoch, dass man diese Zahl durchaus auch als gute Nachricht interpretieren kann. Denn bei der offiziellen Übergabe des Konzerthauses an die Stadt am 31. Oktober wurden noch 12.309 Mängel notiert, und gut zwei Monate davor, im August, waren es sogar noch 29.863. Mit anderen Worten: Die Abarbeitung der letzten Probleme schreitet rasant voran.
--- Eröffnung mit Kanzlerin Merkel? ----
Es geht vor allem um optische Beeinträchtigungen
„Es handelt sich hauptsächlich um optische Beeinträchtigungen oder um kleinere technische Störungsmeldungen“, sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter und betonte: „Die Funktion des Gebäudes ist dadurch in keiner Weise beeinträchtigt.“ Ähnlich äußerte sich Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde: „Wir sind sehr zufrieden, die Mängel werden zügig abgearbeitet und beeinträchtigen die Eröffnung in keiner Weise.“
Elbphilharmonie-Eröffnung: So funktioniert der Livestream
Die meisten Mängel seien Kratzer und Dellen an Wänden und Fußböden, verursacht zum Beispiel durch Hubsteiger oder Sackkarren, mit denen Möbel oder andere schwere Gegenstände ins Gebäude transportiert wurden. In solchen Fällen kommen Schleifmaschinen mit feiner Körnung zum Einsatz, um die Oberflächen wieder zu glätten, hieß es.
Schwarze Schlieren an den Wänden, oft verursacht von schweren Arbeits- oder Sicherheitsstiefeln, werden je nach Untergrund abgewaschen oder übergestrichen. So erklärt sich auch die scheinbar große Zahl an Mängeln: Eine Wand, mit 100 Schmutzflecken, die neu gestrichen werden muss, ist nicht ein Mangel, sondern fließt als 100 Mängel in die Statistik ein.
Türen öffnen mit Scheckkarte – oder auch nicht
Zu den technischen Problemen zählen nach Abendblatt-Informationen die Schließsysteme der Türen im Gebäude: Wie in modernen Neubauten üblich, lassen sich die meisten Türen in der Elbphilharmonie nicht mit einem Schlüssel öffnen, sondern mit einer Art Scheckkarte – doch diese Systeme sind relativ störungsanfällig. Von der Karte selbst über die Kartenleser bis zum elektronischen Schließmechanismus gibt es mehrere potenzielle Fehlerquellen.
„Wir haben das Gebäude auch nach Einschätzung von Fachleuten aus dem In- und Ausland in einer außerordentlich hohen Qualität an die Stadt übergeben“, sagte Hochtief-Sprecher Pütter. Bezogen auf die Bruttogeschossfläche von rund 120.000 Quadratmetern, was etwa 17 Fußballfeldern entspreche, sagte er: „Die Zahl der Mängel ist verglichen mit der enormen Größe des Gebäudes sehr gering.“
Keinerlei finanzielle Nachforderungen
Aufseiten der Stadt sieht man das Thema auch entspannt. Denn zum einen wurde mit der Neuordnung der Verträge 2013 glasklar geregelt, dass Hochtief und die Architekten Herzog & de Meuron alle Probleme untereinander oder gemeinsam lösen müssen und keinerlei finanzielle Nachforderungen stellen dürfen – von der Seite droht Hamburg keine Gefahr.
Und zum anderen ist auch der Unterhalt des Gebäudes, das sogenannte Facility Management (FM), für 20 Jahre an die Hochtief-Tochter Adamanta vergeben, die damit wiederum die SPIE GmbH beauftragt hat. Ob vor oder nach der Eröffnung – Hochtief ist also so oder so verpflichtet, die Elbphilharmonie in Ordnung zu halten.
Daher ist es der Stadt relativ egal, ob kleinere optische Mängel in nicht öffentlichen Bereichen noch vor dem 11. Januar beseitigt werden oder erst danach. Intern geht man davon aus, dass nicht jeder Mangel bis zur Eröffnung beseitigt sein wird.
Unterhalt des Gebäudes kostet 7,2 Millionen Euro pro Jahr
Für 20 Jahre Facility Management zahlt Hamburg an Adamanta 144,8 Millionen Euro, also rund 7,2 Millionen Euro pro Jahr. Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses hatte Hochtief noch eine eigene FM-Sparte, hat die jedoch mittlerweile an den französischen SPIE-Konzern verkauft. Der ist nach eigener Mitteilung nun für das gesamte Gebäudemanagement sowie „die Funktionsgewährleistung in den öffentlichen Bereichen sowie in Teilen des Hotels, der Parkgarage, der Konzertsäle und der Gastronomieflächen“ zuständig.
Dafür würden unter anderem Projektleiter, Haustechniker, Elektriker, Ingenieure und technische Zeichner beschäftigt, sagte SPIE-Sprecher Christian Willers. Wie viel Personal insgesamt eingesetzt wird, wollte er nicht verraten.