Hamburg. Kunst am Bau: Ein Algorithmus wandelt den Ton in Muster um. Wer keine Tickets hat, kann an der Elbphilharmonie Musik “sehen“.

Wenn am 11. und 12. Januar 2017 die Elbphilharmonie eröffnet wird, schaut die ganze Welt zu. Wer nicht im Saal dabei sein kann, hat die Chance, zumindest über Internet, Radio und Fernsehen dem Ereignis beizuwohnen. Er kann aber auch – zum Beispiel von den Landungsbrücken aus – eine aufwendige Lichtinstallation auf der Fassade des Bauwerks erleben.

Die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt hat eine weltweit einzigartige Programmierung entwickelt, die die Musik im Saal auf der Architektur sichtbar machen soll. Erste Bilder vermitteln den Eindruck eines eigenständigen Kunstprojekts. Mit Hilfe des NDR werden im Saal für alle Instrumentengruppen Mikrofone verteilt. Über eine Datenautobahn wird der Ton in eine Box geleitet.

Algorithmus wandelt Ton in Muster um

Ein eigens entwickelter Algorithmus – ein mathematisches Programm – wandelt den Ton anschließend in Muster um, in Linien, Formen, Farben, Verläufe, Kurven und Silhouetten, die auf der Fassade des historischen Kaispeichers und der gläsernen Fassade erstrahlen sollen.

Das Prinzip ähnelt dem der Synästhesie, einer Wahrnehmungsbegabung, die beim Hören von Musik Bilder hervorruft. Zu dem Zweck werden 27 Hochleistungsbeamer auf Türmen positioniert. 800 Scheinwerfer kommen zum Einsatz. Die Muster werden mit einer Stärke von 800.000 Ansi Lumen (Maßeinheit für Lichtstärke von Projektoren) auf die Nord-, West- und Südseite des Kaispeichers in Bildern aus 17.400 mal 2160 Pixel projiziert.

Elbphilharmonie: 360-Grad-Rundgang

Bei den Bildern gibt es pastoral kirchliche Anmutungen, dann wieder Assoziationen an das Weltall oder aber abstrakte geometrische Figuren. Sie sind je nach Werk sehr abwechslungsreich und werden mit intensiven Strahlen in den Himmel und in die Elbe verlängert. Für die visuelle Inszenierung werden auch die Plaza und die Balkone beleuchtet.

Video: Plaza der Elbphilharmonie

Fast fünf Monate lang hat Jung von Matt gemeinsam mit weiteren Hamburger Partnern, etwa dem Lichtdesigner Jerry P. Appelt und dem technischen Dienstleister PRG aus Billstedt, die In­stallation erarbeitet. Die Kosten belaufen sich auf eine hohe sechsstellige Summe und sind Teil des Kommunikationsbudgets von zehn Millionen Euro.

Auch schon vor der Eröffnung wird die Fassade bespielt. Ab dem 1. Januar wird mithilfe von drei leistungsstarken Lasern ein Countdown auf die Westfassade projiziert. Hierbei wird bereits schon mit Symbolen gespielt.

Elbphiharmonie im Video: Chefvisite

Am Eröffnungstag von zu Hause aus dabei sein: Der NDR und abendblatt.de übertragen am 11. Januar ab 18.30 Uhr live, auf youtube.de/elbphilharmoniehh gibt es einen 360-Grad-Livestream zu sehen. Auch NDR Kultur bietet eine sechsstündige Radio-Livesendung.

Per Drohne durch die Elbphilharmonie