Hamburg. 2005: Die Elbphilharmonie – vom Jahrhundertprojekt zum Albtraum und wieder zurück.
Den Champagner haben sie schon am Morgen im Harburger Büro der Realisierungsgesellschaft (ReGe) kalt gestellt. Es ist Mittwoch, der 19. Januar 2005. Der Tag, an dem Hamburg endgültig die Regie über die Elbphilharmonie übernimmt. Die ReGe soll das Bauwerk für die Stadt umsetzen. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Um 16 Uhr sitzen Hartmut Wegener, Chef der ReGe, sein Projektleiter Heribert Leutner und sein Geschäftsführer Dieter Peters auf der einen Seite des Tisches im Großen Sitzungssaal am Ve- ritaskai. Gegenüber haben der Architekt Pierre de Meuron, sein Mitarbeiter Jürgen Johner und sein Architektenpartner Ernst Höhler Platz genommen. 90 Minuten später unterzeichnen die Herren den „Generalplaner-Vertrag“. Ernst Höhler muss danach sofort weg. Um 17.35 Uhr stoßen fünf Männer mit einem Glas Lanson auf das Vertragswerk an.
Interaktiv: Im Flug die Elbphilharmonie erobern
Sie haben ja auch lange gerungen. Denn ein Bauwerk entsteht in mehreren Phasen. Und der Vertrag regelt, welche dieser neun „Leistungsphasen“ von den Architekten (den Generalplanern) und welche vom Baukonzern (dem Generalunternehmer) durchgeführt werden. Von der ersten Idee und der Ermittlung der Grundlagen (Leistungsphase 1) über den Entwurf, die Genehmigung, die Ausführung und Fertigstellung bis zur Objektbetreuung nach der Abnahme des Gebäudes (Phase 9) ist es ein weiter Weg. Da braucht es eindeutige Abgrenzungen. Idealerweise wird zunächst zu Ende geplant – und dann gebaut.
Knackpunkt ist oft die Leistungsphase 5: die Ausführungsplanung. Darin geht es um die mühevolle Detailarbeit, die sehr entscheidend für Aussehen und Funktionalität des Gebäudes ist. Meist übernimmt ab hier die Baufirma die Planung und damit die Regie über die Architekten, damit dann eines garantiert ist: Planen und Bauen aus einer Hand. Die Elbphilharmonie aber soll ein weltweit einmaliges Gebäude werden. Treppen, Fenster, Decken, Wände – nahezu alles ist gebogen, gekrümmt oder geschwungen. Als wäre bereits die Architektur in Musik verwandelt worden. Rechte Winkel scheint es nicht zu geben.
Kostenobergrenze wird nicht festgelegt
Das ist die Handschrift des Architektenbüros Herzog & de Meuron. Damit ihre kühnen Pläne nicht von einem soliden Generalunternehmer im Bauprozess auf kostengünstige Standardmaße gestutzt werden, lassen sie sich vertraglich auch den Großteil der Ausführungsplanung zusichern. Das wird zu massiven Konflikten führen. Eine Kostenobergrenze wird nicht festgelegt. Der Vertrag erhält zwar Hinweise auf eine noch abzuschließende Bonus-Malus-Regelung. Sie bezieht sich auf einen vereinbarten Kostenrahmen. Und führt zu einem Erfolgshonorar, wenn dieser eingehalten (Bonus) – oder zu einem Honorar-Abzug (Malus), wenn das Limit überschritten wird. Eine gängige Methode für den Bauherrn, den Architekten verbindliche Kostenvorgaben zu machen. Doch das ist nur Theorie. Es kommt nie zu einer Bonus-Malus-Regelung. Am 29. November 2006 einigt man sich darauf, dass sie endgültig entfällt.
Die Architekten erhalten für diesen ersten Vertrag 31,5 Millionen Euro. Am Ende werden sie auf fast 100 Millionen Euro Honorar kommen. Ihr Satz ist gekoppelt an die Baukosten und liegt 35 Prozent über der Summe, die in der deutschen „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)“ festgelegt ist. Die Branche spricht von einem „Schweiz-Zuschlag“. Ein bekannter Hamburger Architekt sagt, dass er solch einen Vertrag auch gern mal abschließen würde: „Dann könnte ich mein Büro vier Wochen schließen und alle Mitarbeiter auf die Bahamas einladen.“
Fundamental entgegengesetzte Aussagen
Dieter Becken, der geschasste Investor, sagt, der Vertrag sei „absolut üblich“. Er sieht aber ein sehr entscheidendes anderes Problem: „Ich hätte darauf bestanden, dass aus dem Architektenvertrag heraus die Leistungsphase 5, also die Ausführungsplanung, auf den Generalunternehmer übergeht. Nur das wäre mit mir möglich gewesen. Ich wäre sonst aus dem Projekt ausgestiegen, weil ich nach 32 Jahren Erfahrung weiß, dass das eigentlich immer schiefgeht.“ Pierre de Meuron meint, das wäre durchaus möglich gewesen, weil das etwa beim Bau der Münchner Allianz Arena auch praktiziert worden sei, „wo wir unter dem Generalunternehmer gewesen sind“.
Warum es bei der Elbphilharmonie nicht dazu kam, lässt sich wohl nie mehr klären, denn es gibt fundamental entgegengesetzte Aussagen. Pierre de Meuron erinnert sich an die Verhandlungen zur Ausführungsplanung so: „Das war auch ein gegenseitiges Diskutieren und nicht irgendeine Bedingung oder irgendeine Drohung unsererseits.“ Er kenne sich nicht so, dass er stur verhandele. „Das gibt es nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damals so eine Haltung eingenommen habe.“
Das Planungschaos ist komplett
ReGe-Chef Wegener und sein Projektleiter Heribert Leutner sagen, dass sie in diesen Gesprächen jedes Mal versucht hätten, die Ausführungsplanung auf die Baufirma zu übertragen. „Immer haben die Architekten gesagt, das würden sie nicht akzeptieren.“ Was sie akzeptieren, ist, dem Bauunternehmen die Ausführungsplanung für die Bereiche Tragwerk und Technische Gebäudeausrüstung (TGA) – also Heizung, Lüftung, Elektrik, Licht und Aufzüge – zu überlassen. Womit das Planungschaos komplett ist, weil es jetzt Tausende Schnittstellen gibt. Oder anders: Das kann funktionieren, wenn sich die Parteien als Partner verstehen. In Hamburg wird das Gegenteil der Fall sein.
Am 12. Februar 2005 erklärt Architekt Jacques Herzog: „Unser Bestreben ist es, etwas noch nie Gesehenes zu schaffen. Ich sage das mit allem Respekt vor dieser großen Herausforderung.“ Die von Hans Scharoun gebaute Berliner Philharmonie stelle seit dem Krieg für alle sowohl Vorbild als auch ein fast unbezwingbares Monument dar. „Vor allem innen ist sie unglaublich. Nie wieder wurde das erreicht. Deshalb ist es vielleicht auch falsch, von diesem Vorbild auszugehen. Deshalb muss man wohl neu denken.“
Investor soll nicht nur Bauleistung übernehmen
Und das tun sie in Hamburg. Als am 24. Februar die EU-weite Ausschreibung des Investorenwettbewerbs beginnt, ist die Aufforderung in den „Informationen zum Teilnahmewettbewerb“ unmissverständlich: „Auf dem historischen Kaispeicher A soll die Elbphilharmonie als neues städtebauliches und kulturelles Wahrzeichen Hamburgs entstehen. Für die Philharmonie wird eine außerordentlich hohe Qualität angestrebt. Erklärtes Ziel ist es, mit dem neuen Konzertsaal zu den zehn besten Häusern der Welt zu gehören.“
Die Messlatte liegt jetzt ganz oben. Der Investor soll nicht nur die Bauleistung übernehmen. Sondern auch die „Mantelnutzung auf eigenes Risiko und mit eigenen Gewinnchancen konzipieren, bauen und vermarkten“. Mit Mantelnutzung ist der Bau des Hotels und der Wohnungen gemeint. Die von der Stadt zu tragenden Baukosten sollen minimiert werden, „indem der Bau der Philharmonie durch Erträge aus der Mantelbebauung möglichst weitgehend quersubventioniert wird“.
Spannend sind die Extras
Kurz darauf legt die Kulturbehörde eine Aufstellung mit weltweiten Vergleichsprojekten vor. Danach geht man bei der Elbphilharmonie von Baukosten in Höhe von 2886,74 Euro pro Quadratmeter aus. Zum Vergleich: Wohnhäuser in München kosten im Schnitt 3300 Euro pro Quadratmeter. Die meisten der verglichenen Konzerthäuser weisen Kosten zwischen 3000 und 7800 Euro pro Quadratmeter aus. In der Machbarkeitsstudie jedoch, die der Bürgerschaft später vorgelegt wird, werden die Parlamentarier über diese Zahlen nicht informiert. Sonst hätte sich mancher Abgeordnete wohl gewundert, dass man einen Ferrari bestellt, aber nur einen Golf bezahlen will.
Am 22. April wird es schon etwas konkreter: Nach Abschluss ihrer Vorentwurfsplanung kommen die Architekten auf Gesamtkosten von 196,7 Millionen Euro. Für die Konzertsäle veranschlagen sie 90 Millionen Euro. Spannend sind die Extras: Die Fensterelemente sollen unterschiedlich gekrümmt sein. Die Rolltreppe wird – weltweit einmalig – eine konvexe Krümmung erhalten. Ein Unikat soll auch der Tunnel sein, die Tube, in dem die Rolltreppe verläuft.
Bürgermeister findet Kosten hoch
Bürgermeister von Beust findet die von den Architekten ermittelten Kosten hoch. „Aber wir können das schaffen! Es bleibt der Wille des Senats, an der Planung der Elbphilharmonie festzuhalten und diese umzusetzen.“ Mit ihrem Entwurf sei es den Architekten gelungen, die Menschen in der Stadt zu begeistern. „Es ist klar, dass die Elbphilharmonie nicht ohne öffentlichen Zuschuss gebaut werden kann.“ Dafür sind Mittel eingeplant. „Die Stadt ist darauf eingestellt, bis zu einem Drittel der gesamten Baukosten zu übernehmen. Die restlichen Mittel müssen durch privates Investment, aber auch durch Sponsoren, Mäzene und Spender aufgebracht werden.“
Als am 25. April die Teilnahmefrist der europaweiten Ausschreibung endet, liegen 25 Bewerbungen vor, mit sechs Bewerbern werden Verhandlungen aufgenommen. Sie haben bis zum 6. Januar 2006 Zeit, ihre ersten noch unverbindlichen Angebote abzugeben. Am 18. Mai fällt eine buchstäblich wegweisende Entscheidung. Architekt Gérard wollte, nach Prüfung durch einen Verkehrsplaner, den Kaispeicher als Parkhaus nutzen. Nun macht die ReGe den Praxistest.
Experiment endet mit einer teuren Erkenntnis
Projektleiter Leutner leiht sich bei der BMW-Niederlassung den größten Wagen, der vorrätig ist: eine schwarze 7er-Limousine. Leutner kurvt eine Stunde durch einen „Wald von Stützen“ und versucht einzuparken. Das Experiment endet mit einer Millionen Euro teuren Erkenntnis, die Wegener so formuliert: „Das geht nicht, die Pfähle stehen viel zu eng. Es muss komplett entkernt werden.“ Von dem historischen Speicher bleibt nur eine Hülle stehen.
Um das Projekt zu steuern, engagiert die ReGe die Braunschweiger Ingenieur-Gesellschaft Assmann, die vor allem auf Einhaltung von Terminen und Kosten achten soll. Im Statusbericht vom 30. Juni hält Assmann „nach stichprobenartiger Prüfung der Kosten- und Mengenansätze“ eine Einsparung von zehn Millionen Euro für realistisch. Die Realisierungsgesellschaft glaubt der Stichprobe gern und nennt künftig als Gesamtbaukosten 186 Millionen Euro.
Die Architekten bleiben bei ihren knapp 200 Millionen Euro. Und lassen in einer Ergänzung eines Besprechungsprotokolls vom 25. Mai einfügen: „Die Generalplaner haben eine korrekte Kostenschätzung abgegeben.“
Als der Senat am 12. Juli 2005 die Machbarkeitsstudie zur Elbphilharmonie vorlegt, stehen dort als Gesamtkosten 186,7 Millionen Euro. Davon entfallen rund 95 Millionen auf die Elbphilharmonie und 70 Millionen auf die Mantelbebauung. Rund 22 Millionen sind für besondere Erschließungskosten vorgesehen. Durch Spenden sollen 35 Millionen Euro zusammenkommen.
„Voraussetzung für eine Realisierung ist somit, dass ein eigener Investitionsbeitrag der Freien und Hansestadt Hamburg in Höhe von bis zu 77 Millionen Euro erbracht wird“, heißt es in der Drucksache 18/2570. Ole von Beust sagt dazu, das sei „pessimistisch geschätzt“.
„Positive Quersubventionierung“
Die (gute) Nachricht aus dem Rathaus an alle Hamburger im Juli 2005 lautet also: Das Jahrhundertbauwerk wird den Steuerzahler höchstens 77 Millionen Euro kosten. Das Risiko der Mantelbebauung (Hotel und Wohnungen) liegt bei privaten Investoren. Aus deren Gewinnen soll ein zweistelliger Millionenbetrag an die Stadt fließen, um die Baukosten für das Konzerthaus zu senken. Fachleute sprechen von einer „positiven Quersubventionierung“. Was „negative Quersubventionierung“ bedeutet, werden die Verantwortlichen später lernen müssen.
Zu den Kosten heißt es recht zuversichtlich: Überschreitungen des Budgets seien, wenn überhaupt, nur in „eher kleinem Rahmen“ zu erwarten. Allerdings wird darauf verwiesen, dass die „Planungs- und Bauzeit (…) sehr knapp bemessen“ sei. Das „könnte zu Mehrkosten führen“.
Toyotas Mitarbeiter unter Druck
Auf der anderen Seite der Elbe wird fieberhaft gearbeitet. In einem 50er Schuppen auf der Veddel sitzen zehn Experten der Firma Nagata Acoustics vor ihren Laptops. Es geht um einen der wichtigsten Aspekte des gesamten Projekts: die Akustik. Yasuhisa Toyota hat ein 1:10-Modell des Konzertsaals bauen lassen, um dort im Kleinen durchzumessen, wie es später im Großen klingen wird. Das Konzertsälchen − viel Holz, viele Kabel, von einer Firma in Süddeutschland gebaut − misst 5 x 5 x 3,5 Meter.
Auf den 2100 Plätzen sitzen Besucher-Attrappen, die Filzjäckchen tragen. Da hier alles kleiner ist, müssen die Töne, die in fünf Varianten aus kleinen Lautsprechern kommend von 56 Messstationen wahrgenommen werden, entsprechend hoch sein. Für menschliche Ohren sind sie nicht mehr hörbar. Damit die Schallwellen sich in dieser Playmobil-Philharmonie maßstabsgetreu verhalten, wird der Sauerstoffanteil der Luft auf fünf Prozent verringert. Ende August 2005 sollen die Messarbeiten beendet sein. Kosten: rund 200.000 Euro. Falls die Akustik nicht so wird wie bestellt, würde das ganze Projekt ein Desaster. Toyotas Mitarbeitern ist dieser Druck nicht anzusehen. Sie arbeiten konzentriert vor sich hin.
Vieles wird später noch verändert
Der Rest des Bauwerks wird auf dem Reißbrett munter verändert: Das Hotel hat nun nur noch eine Geschosshöhe von drei Metern. Die Folge: ein Geschoss mehr, 226 statt 200 Zimmer. Philharmonie-Büros werden ins Innere verlegt, um mehr Wohnungen zu generieren. Der Wellnessbereich wandert vom 18. Obergeschoss in den alten Speicher. Der Konferenzbereich wird nach oben verlegt. Das wird ein Jahr später abermals geändert. Wie so vieles andere auch noch.
Warum das zu einem gewaltigen Problem werden kann, erfahren die Bürgerschaftsabgeordneten am 23. August. 14 Experten sind im Festsaal des Rathauses zur Sitzung von Haushalts-, Stadtentwicklungs- und Kulturausschuss erschienen. Auf der vorbereiteten Liste stehen 80 Fragen. Von NDR-Chefdirigent Christoph von Dohnányi wollen die Parlamentarier gleich zu Beginn wissen, ob es überhaupt einen Bedarf für die Elbphilharmonie gibt. „War ein Bedürfnis für die Neunte von Beethoven da?“, fragt er weltmännisch zurück. „Eigentlich nicht. Aber sie war da. Und dann kam das Bedürfnis. War ein Bedürfnis für Coca-Cola da? Eigentlich nicht.“
Von einem „politischen Preis“ ist die Rede
Einer der Sachverständigen ist Volkwin Marg, einer der renommiertesten Architekten Hamburgs. „Wenn man eine so epochale Entscheidung will, muss man Farbe bekennen. Bei einer Kathedrale des Geistes hat noch niemand kleinkarierte Maßstäbe angelegt“, sagt er. Marg warnt aber auch: vor Planungsentwicklungen und Sonderwünschen der Investoren, die den Genauigkeitsgrad einer Kostenkalkulation enorm beeinflussen könnten.
Selbst wenn diese weichen Prämissen nicht berücksichtigt würden, sagt Marg, wenn also absolut „harte Rahmenbedingungen“ gegeben seien, sei man „stolz, wenn man in einer solchen Phase zwischen fünf und zehn Prozent Genauigkeit schafft“. Und weiter: „Wenn die Prämissen aber so weich sind, muss man Luft lassen. Es sei denn, man will sich prophylaktisch gesundrechnen.“ Übersetzt: Die kalkulierten rund 200 Millionen Euro Baukosten haben eine geringe Aussagekraft. Man kann sie glauben oder nicht. Später wird oft von einem „politischen Preis“ die Rede sein, mit dem das Jahrhundertbauwerk erst einmal auf die Schiene gesetzt worden ist. Weil die realistische Angabe der Kosten und Risiken womöglich zum Stopp der Planungen geführt hätte.
Professor erweist sich als Prophet
Zum Schluss erweist sich der Professor als Prophet. Marg warnt eindringlich davor, nicht etwas runterzurechnen, „wo man anschließend ständig vor der Öffentlichkeit in einer Notsituation steht und sagt, da ist nun wieder dies Unvorhergesehene gekommen und das.“ ReGe-Chef Wegener kontert: „Aber Herr Marg, das ist wirklich ein glattes Eis, auf das Sie sich eben begeben haben.“
Doch der Architekt Marg bekommt Unterstützung vom Immobilien-Fachmann Frank Billand. „Die größten Kostenüberraschungen kommen immer, wenn Sie während der Bauzeit noch Planungsänderungen vornehmen“, sagt er. Seine dringende Empfehlung: „Eine Planungssicherheit bis zu den Vergabeentscheidungen.“ Wenn die Elbphilharmonie ein Wünsch-dir-was-Projekt werde, bei dem die halbe Stadt noch laufend Änderungswünsche in den laufenden Prozess einbringe, „können Sie schnell zu 50 Prozent Mehrkosten kommen“.
Verzweifeltes Schreiben der Architekten
Wegener entgegnet: „Wir haben sehr seriös die Kosten berechnet.“ Der Vorentwurf gehe weiter als ein normaler Vorentwurf, dadurch sei „eine viel stärkere Planungstiefe“ erreicht. Ein Jahr später werden die Architekten die ReGe in einem verzweifelten Schreiben vor einer unfertigen Planung warnen.
Wegener teilt auch mit, dass die Eignung des Kaispeichers als starker Sockel für den gewaltigen Glasaufbau hervorragend sei. „Wir gründen auf 1111 Pfählen, sie sind von der Belastbarkeit exzellent. Das ist von drei Büros geprüft worden. Es ist Fakt, dass die Pfähle eine Belastungsmöglichkeit haben, die 40 Prozent über dem Soll liegt. Das heißt, wir haben 40 Prozent Reserve bei der Belastbarkeit.“
Unter den Eingeladenen ist auch Christoph Lieben-Seutter. Der Intendant des Wiener Konzerthauses hat noch eine Empfehlung für die Hamburger: „Seien Sie froh, dass Sie keine Schuhschachtel-Halle haben, die kann man von der Stange kaufen.“ Kurz vor 22 Uhr wird die Sitzung mit Hinweis auf das gleich beginnende UI-Cup-Finale des HSV in Valencia beendet. Die Elf von Trainer Doll erreicht durch ein 0:0 die erste Runde des Uefa-Cups.
Dieser Text ist eine aktualisierte Fassung
unseres großen Abendblatt-Dossiers von 2013.