Hamburg. Das Wirtschaftsinstitut in Rotherbaum ist in finanzieller Schieflage. Chef Henning Vöpel spricht über schwere Zeiten und neue Pläne.

Es ist keine einfache Zeit für den Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Henning Vöpel. Und dennoch lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich mit viel Enthu­siasmus und Optimismus in die sicherlich nicht einfache Arbeit der nächsten Monate stürzen will. „Ich bin voller Tatendrang und sehr zuversichtlich, was die Zukunft des HWWI betrifft“, sagte Vöpel dem Abendblatt. Nur wenige Stunden nachdem das Abendblatt exklusiv über die finanzielle Schieflage des renommierten Forschungsinstituts und den geplanten Ausstieg der Universität Hamburg bei HWWI als einer der beiden Gesellschafter berichtet hatte.

Zusammen rund eine Million Euro Verlust hatte das HWWI 2014 und 2015 gemacht – und musste zum Ausgleich des Fehlbetrages auf die eigenen Rücklagen zugreifen. Sogar eine Insolvenz war zeitweise nicht ausgeschlossen. Doch Vöpel ist der Auffassung, dass das Institut die größten Probleme bereits hinter sich gelassen hat. „Etwa 80 Prozent eines nicht einfachen Weges sind wir schon gegangen“, sagt er. Kosten seien bereits stark reduziert worden. Dazu trägt auch der geplante Auszug aus dem herrschaftlich anmutenden, aber nicht gerade preiswerten Hauptsitz an der Heimhuder Straße bei.

Neue Ideen und Impulse müssen her

Vöpel will weniger über die Vergangenheit als die Zukunft reden. „Wir haben eine Menge guter Ideen, wollen eine starke Forschungseinrichtung in der Hansestadt bleiben“, sagt er. Schließlich sei Hamburg aus seiner Sicht ein „idealer Standort“ für ein bundesweit bedeutendes Wirtschaftsinstitut. Selbstkritisch fügt Vöpel an, dass das HWWI sicherlich auch neue Impulse und Ideen brauche. Daran wolle er mit seinem Team arbeiten.

Bis 2006 gehörten die Hamburger, die damals noch Hamburgisches WeltWirtschafts-Archiv (HWWA) hießen, zu den fünf beratenden Wirtschafts­instituten der Bundesregierung. Doch nachdem in einem Prüfungsverfahren festgestellt wurde, dass die wissenschaftliche Arbeit nicht mehr ausreichend war, verloren sie ihren Status und damit hohe Subventionen. Die Hamburger Wirtschaft wollte das Institut nicht aufgeben und bastelte am neuen HWWI. Handelskammer und Universität wurden Gesellschafter, die Finanzierung sollte durch eine Kooperation mit Partnern wie der Berenberg-Bank und der Haspa sichergestellt werden. Die Partner sollen an Bord bleiben. Zudem wurde mit der Helmut-Schmidt-Universität vereinbart, dass sie sich 2016 und 2017 an den Personalkosten beteiligt – möglicherweise, indem sie dem HWWI einen Mitarbeiter überlässt. Das Institut könnte Verstärkung gebrauchen. In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden die Personalkosten um 700.000 Euro gesenkt.

Der Kommentar von Wirtschaftsredakteur Oliver Schade zum Dilemma des Instituts.