Seit Tagen sind sie angekündigt – nun treffen die ersten Flüchtlinge in Lokstedt ein. Aktuell beziehen die Menschen die aufgestellten Container. Bis zu 200 Flüchtlinge folgen bis zum Ende der Woche.
Lokstedt. „Asylanten raus“, steht in schwarzer Schrift auf dem kleinen weißen Aufkleber an der Fensterscheibe des Edeka-Supermarktes nahe der U-Bahn-Haltestelle Hagenbecks Tierpark in Lokstedt. Gleich hinter dem Markt treffen an diesem grauen Mittwochvormittag um 11.30 Uhr die ersten 25 Flüchtlinge im Containerdorf in der Straße Lokstedter Höhe ein. Unter ihnen sind Männer, Frauen und viele Kinder im Kindergartenalter. In Rollkoffern, Plastiktüten und Müllsäcken brachten die Menschen ihre wenige Habe auf den ehemaligen Park-and-Ride-Parkplatz, der nun ihr Zuhause sein soll.
Anders als es der Aufkleber vermuten lässt, wollen viele Hamburger die Flüchtlinge, die ersten von ihnen kommen aus Tschetschenien oder Mazedonien, willkommen heißen. So wie Renate Federau, 63, und ihre Freundin Brigitte Carstens, 57. Die beiden haben sich nach einem Hagenbeck-Besuch spontan entschlossen, sich das Flüchtlingscamp mit den rund 90 Containern genauer anzusehen. „Die Toiletten machen einen ordentlichen Eindruck, aber was fehlt, ist eine Sandkiste, eine Schaukel und Spielzeug für die Kinder“, sagt Frau Federau. Sie freut sich, dass die Container hier stehen: „Gott sei Dank ging es dieses Mal, ohne dass sich gleich eine Bürgerinitiative gegründet hat. Es kann doch auch nicht immer gegen alles geklagt werden!“ In ihrem Eifer wollten die Damen am liebsten gleich Spielzeug und Kleidung spenden. Doch dem zuständigen Sozialmanager von „fördern und wohnen“ ist es lieber, wenn damit erst in zwei, drei Wochen begonnen wird. Es fehlen einfach Lagerkapazitäten.
Sozialmanager Holger Nuss ist an diesem Morgen noch damit beschäftigt, seinen Bürocontainer einzurichten, als schon die ersten Flüchtlinge eintreffen. Die Verständigung klappt einigermaßen – mit Händen und Füßen. Denn einen Dolmetscher gibt es an diesem Tag noch nicht. Im eigens eingerichteten Bürocontainer von „fördern und wohnen“ melden sich die Männer und Frauen derzeit an. Das Gepäck wird zunächst im späteren Speisecontainer gesammelt, später werden die Flüchtlinge auf die Container verteilt.
Im Laufe der Woche sollen 200 Flüchtlinge einziehen. Am Dienstagabend diskutierten Vertreter der Sozialbehörde, des Bezirksamtes Eimsbüttel und des Betreibers „fördern und wohnen“ mit rund 300 interessierten Bürger in der Grundschule Döhrnstraße. „Ich würde mich freuen, wenn es aus dem Stadtteil ein Zeichen der Weltoffenheit Hamburgs für die Flüchtlinge geben könnte. So etwas kann natürlich nicht staatlich angeordnet werden, sondern wächst aus dem Gefühl guter Nachbarschaft“, sagte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD). Zwei Themen bewegten die Anwohner seiner Meinung nach: neue Parkmöglichkeiten für Pendler und die Frage, warum die Behörden keine anderen Flächen in anderen Stadtteilen nutzen. Einige kritisierten, dass sie zu spät von dem Flüchtlingscamps erfahren hätten.