Hamburg. „Das hat uns umgehauen“: Zahlreiche Eltern kritisieren jetzt die Entscheidung der Einrichtung. Wie der Träger das begründet.

  • Eine Hamburger Kita verzichtet in der Weihnachtszeit auf einen Baum.
  • Die Leitung begründet ihre Entscheidung mit den Worten: „Es sollen jedoch keine christlichen Feste gefeiert werden.“
  • Das Einführen der neuen Tradition stößt vielen Eltern jetzt bitter auf.

Verwunderung bei zahlreichen Eltern, deren Kinder eine Kita* in Hamburg-Lokstedt besuchen: Anders als in den Vorjahren stellt die Einrichtung in diesem Jahr keinen geschmückten Weihnachtsbaum auf.

In einer Nachricht an die Eltern, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt, begründet die Leitung der Kindertagesstätte die Entscheidung „im Sinne der Religionsfreiheit“: „Wir haben uns im Team dagegen entschieden, da wir kein Kind und seinen Glauben ausschließen wollen“, heißt es. Deshalb werde in diesem Jahr die Dekoration rund um die Feiertage „angepasst“.

Kita Hamburg: Verzicht auf Weihnachtsbaum empört viele Eltern

„Das hat uns schon umgehauen“, sagt eine Familie, die anonym bleiben möchte (Name der Redaktion bekannt). Insgesamt schwanke die Stimmung in der Elternschaft zwischen Aufregung und Empörung. „Wir sind alle tolerant, aber dieser Verzicht auf ein traditionelles Symbol des Friedens, übrigens auch jenseits des Christentums, ist für viele Eltern und Kinder schwer nachvollziehbar“, sagt ein Vater.

Die Kita-Leitung verweist in ihrer Nachricht an die Eltern darauf, dass man auf „dieses eine Symbol“ verzichten könne, weil die Gruppenräume geschmückt seien, mit den Kindern Adventskalender gebastelt und Kekse gebacken worden seien und es auch „Weihnachtsfrühstücke“ gebe. „Es sollen jedoch keine christlichen Feste gefeiert werden.“

Kita Hamburg: Der Träger ist „religiös ungebunden“

Beim Träger, der sich als „religiös ungebunden“ versteht, heißt es auf Abendblatt-Nachfrage, dass bereits „seit Jahren“ eine „Entscheidungsfreiheit“ für die 30 Kitas der Stiftung gelte. Heißt: „Jede unserer Einrichtungen kann selbst entscheiden, in welchem Umfang sie zu Weihnachten dekorieren möchte.“ Das Team der Kita in Lokstedt habe sich in diesem Jahr „aufgrund der Fülle an Bräuchen und Dekoration“ gegen einen Weihnachtsbaum entschieden.

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Einige andere Kitas desselben Trägers stellten Tannenbäume auf, manche eben nicht. „Wir beziehen Eltern gern in diese schöne Zeit der Traditionen ein und auch in diesem Jahr haben Eltern der Lokstedter Kita beim Schmücken der Räume unterstützt“, sagt die Sprecherin des Trägers.

Hamburg Lokstedt: Kita bezieht Eltern in Planung ein

Eine Einbindung, die offenbar manchen Eltern in Lokstedt nicht ausreicht: „Die Entscheidung, in diesem Jahr keinen Baum aufzustellen, wurde uns ja einfach mitgeteilt“, sagt ein Vater. „Es passt so ein bisschen in den Zeitgeist der Cancel Culture.“

* Wir haben den Namen der betroffenen Lokstedter Kita inzwischen freiwillig aus der Berichterstattung entfernt, da die Einrichtung laut anwaltlichem Schreiben nun „massiv bedroht“ werde und es deshalb zu einer „Gefährdung von Kindern und Mitarbeitern“ komme. Eine Abendblatt-Anfrage bei der Hamburger Polizei hat am Freitagnachmittag ergeben, dass der Behörde in dieser Angelegenheit bislang ein Vorfall bekannt ist: Demnach hat die Einrichtung eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen einen Mann erstattet, der einen Weihnachtsbaum und Geschenke auf das Gelände gebracht hatte.