Hamburg. Mode leihen statt kaufen – so funktioniert das Konzept der Kleiderei. Wo der Store eröffnet und wie Hamburger profitieren können.
Die Kleiderei kehrt nach Hamburg zurück! Was lange nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, steht seit Mittwoch endlich fest: „Ich habe eben gerade den Mietvertrag für eine Ladenfläche in Eimsbüttel unterzeichnet“, erzählt Leoni Lojenburg noch ganz euphorisch im Gespräch mit dem Abendblatt.
Damit übernimmt die studierte Modedesignerin ein Franchise-Konzept, das seinen Ursprung schon vor mehr als zehn Jahren in der Hamburger Schanze hatte. Die Gründerinnen Thekla Wilkening und Pola Fendel realisierten damals eine bis dahin noch weitgehend unbekannte Geschäftsidee: Mode leihen statt kaufen.
Hamburg-Eimsbüttel: Mode leihen statt kaufen – Kleiderei kehrt zurück
Das Modell ähnelt dem einer Bibliothek: Interessierte können für 29 Euro im Monat eine Basismitgliedschaft abschließen und damit bis zu vier Teile gleichzeitig ausleihen. Eine maximale Leihdauer gibt es – außer bei wenigen ausgewählten Kleidungsstücken – nicht. Mit der erweiterten Mitgliedschaft für 39 Euro steigt die maximale Anzahl der Stücke auf sechs.
„Und wenn man dann merkt, dass im Kleiderschrank wieder ein ‚neues‘ Teil einziehen soll, bringt man einfach eines der geliehenen Stücke gewaschen zurück und nimmt etwas anderes mit“, erklärt Lojenburg. Schon 2012 hatte sie die Kleiderei kennen- und lieben gelernt. Doch als sich die Inhaberinnen damals nur noch auf den Onlinemarkt konzentrieren und schließlich die Lizenz ganz abgeben wollten, verschwand das Konzept wieder aus der Hansestadt.
Hamburger Modedesignerin traut sich in die Selbstständigkeit
Dass sie selbst diejenige sein würde, die die Kleiderei – mittlerweile ein Franchise-Unternehmen und schon in Köln, Freiburg, Berlin und Stuttgart vertreten – wieder nach Hamburg holt, hätte die 33-Jährige vor zehn Jahren niemals für möglich gehalten. „Meine Eltern sind selbst kreative Selbstständige, von daher habe ich das ganze Auf und Ab der Selbstständigkeit schon früh kennengelernt“, so die Hamburgerin. Für sie sei immer klar gewesen: Lieber das Angestelltenverhältnis wählen und damit auf Nummer sicher gehen.
„Tja und jetzt stehe ich hier und mache das“, sagt Lojenburg lachend, wird dann aber schnell wieder ernst: „Natürlich leistet man mit der Kleiderei Pionierarbeit, die auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Es macht aber einfach so sehr Sinn, auf diese Art und Weise mit Mode und Kleidung umzugehen, schließlich ist doch schon so viel da.“
In der Kleiderei kann Mode nicht nur geliehen, sondern auch gekauft werden
Slow- statt Fast-Fashion, Kleidung am Leben und in einem Kreislauf halten, Überproduktion regulieren, reparieren statt wegwerfen – Leoni Lojenburg „will Teil einer Veränderung sein, Konsum nachhaltiger zu gestalten“. Dazu gehört für die Hamburgerin auch die Kooperation mit Fair-Fashion-Marken, von denen die Kleiderei Retourenstücke oder Mode aus vergangenen Saisons erwirbt. Der sonstige Warenbestand setze sich zum größten Teil aus Kleiderspenden zusammen, die Stück für Stück einzeln sortiert werden.
Teil des Konzepts sei außerdem, dass die Stücke bis auf einige Ausnahmen auch käuflich erworben werden können. „Auch Leute ohne Mitgliedschaft können Kleidung bei uns kaufen. Und wer den Artikel im Vorhinein schon mindestens einen Monat lang geliehen hat und ihn dann kaufen will, erhält 20 Prozent Rabatt“, sagt Lojenburg.
Kleiderei in Hamburg nur für Männer wäre „denkbar“
Die Kaufentscheidungen der Kundinnen und Kunden erfolge so meist überlegter. Apropos Kunden: Auch für Männer wird es einige Stücke im Sortiment geben, „allerdings längst nicht so viel wie für Frauen“, so die Hamburgerin. In Zukunft sei es aber durchaus denkbar, eine Kleiderei ausschließlich mit Männermode zu eröffnen.
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Aber erst mal eins nach dem anderen: Noch sammelt die Unternehmerin mittels einer Crowdfunding-Kampagne Geld für die ersten Monate der Kleiderei. So können Interessierte zum Beispiel schon jetzt – einige Wochen vor der offiziellen Eröffnung Anfang Mai – eine vergünstigte Mitgliedschaft abschließen.
Hamburg-Eimsbüttel: Pop-up-Store der Kleiderei eröffnet im Eppendorfer Weg
Zum ersten Mal nutzen können sie diese sogar schon am Mittwoch, 3. April: Auf der zukünftigen Fläche der Kleiderei am Eppendorfer Weg 68 will Lojenburg einen Tag lang einen kleinen Pop-up-Store öffnen, in dem sich Kunden und Kundinnen die ersten Stücke ausleihen können.