Hamburg. In der Small Giant Gallery verkaufen Gesa Brecher und Kersten Sachse Plakate und Chandigarh-Möbel. Was daran besonders ist.
Sie sind leidenschaftliche Sammler mit einem Faible für die plakative Kunst von Pablo Picasso und Möbel, die einst für die vom Architekten Le Corbusier gestaltete indische Stadt Chandigarh entworfen wurden. Jetzt haben sich Gesa Brecher und Kersten Sachse einen Traum erfüllt und am Eppendorfer Weg eine eigene Galerie eröffnet.
In der Small Giant Gallery bieten sie an, was sie mit viel Sachverstand und großer Begeisterung auf Auktionen im In- und Ausland erworben haben oder bei traditionellen Handwerksbetrieben in Indien anfertigen lassen: Original-Lithografien, Ausstellungsplakate und Poster von Picasso sowie ausgesuchte Möbelstücke aus der von Pierre Jeanneret für seinen Cousin Le Corbusier entworfenen Chandigarh-Kollektion.
Hoheluft: Neue Galerie zeigt einzigartige Picasso-Sammlung
Sie wollen Kunst und Design einen Raum geben, sagen sie, und Kunden ansprechen, für die Kunst nicht nur etwas ist, das man aufhängt oder aufstellt, sondern ein Stück Lebensgefühl. „Unsere Kunstwerke sind nicht abgehoben und elitär, sondern besitzbar und bezahlbar“, sagt Kersten Sachse. Kleine Juwelen der ganz Großen – das sei das Konzept der Small Giant Gallery.
Die Plakate und Poster von Picasso kosten zwischen 800 und 3800 Euro. Jedes sei achtsam ausgesucht worden, wertvoll und echt, betont Sachse. Um das zu demonstrieren, schleppt er ein großes, dickes Buch an, zwischen dessen Seiten massenhaft farbige Post-its stecken. Hier sind alle Plakate verzeichnet – mitsamt der Informationen, wann und wo sie gedruckt wurden und in welcher Auflage.
Small Giant Gallery in Hoheluft – auch mit Accessoires aus Südfrankreich
„Picasso war so ein herrlich verrückter Typ“, schwärmt Gesa Brecher, deren Muttersprache neben Deutsch auch Französisch ist. In Südfrankreich und in Paris, wo es sie und Kersten Sachse oft hinzieht, erstehen sie auch die Accessoires, die ebenfalls in der Galerie erhältlich sind: Trinkgläser, Vasen aus Glas oder Keramik, Lampen und kleine Skulpturen.
Mindestens genauso fasziniert wie von Picasso sind die Galeristen von den Chandigarh-Möbeln. Diese entstanden in den 1950er-Jahren eigens für die Haushalte, Schulen, Universitäten und Regierungsgebäude der von Le Corbusier entworfenen Stadt im Norden Indiens – die nicht nur modern sein, sondern auch das Ende der britischen Kolonialherrschaft symbolisieren sollte.
Neue Galerie in Hamburg präsentiert Chandigarh-Möbel
Es entstanden skulpturale Möbel aus lokalem Teakholz und Zuckerrohr, die leicht waren und der subtropischen Feuchtigkeit und den Insekten trotzten – die wenig später jedoch unmodern und teilweise sogar verbrannt wurden. „Nur wenige blieben erhalten und fanden den Weg in Auktionshäuser, wo sie heute zu unglaublich hohen Preisen angeboten werden“, berichtet Sachse, der selber mal einen Stuhl ersteigerte.
Bei den Möbeln beeindrucke nicht nur die Ästhetik, sondern auch das Verständnis von Kunst und Menschen, betonen beide. Denn es sei damals nicht nur um Stil, sondern auch um Lebensqualität gegangen. „Setzen Sie sich mal in einen Louis-XV-Sessel und dann im Vergleich in einen von Jeanneret – man spürt den Unterschied sofort“, sagt Brecher.
Small Giant Gallery in Hoheluft: Office Chair kostet 2760 Euro
Um die Design-Ikonen von Chandigarh auch Menschen verfügbar zu machen, die nicht 10.000 Euro für einen originalen Office Chair V Leg zahlen können, bieten sie hochwertige Neuauflagen an. „Sie werden in limitierter Auflage von den Besten ihres Fachs in traditionellem Verfahren hergestellt“, sagen die Galeristen.
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Schreiner und Holzschleifer, Rohrweber und Korbflechter, Polsterer und Schneider aus ganz Indien brächten ihr Können und ihre Erfahrung ein. „Man kommt dem Original nirgendwo näher als bei uns.“ Man zahlt aber weniger. Der Office Chair etwa kostet bei ihnen 2760 Euro, das Upholstered Sofa ist mit 5940 Euro das teuerste Stück, das sie anbieten.
Eppendorfer Weg: Small Giant Gallery ist ein Lebenstraum
Die Small Giant Gallery ist ihr Lebenstraum. Ihren Lebensunterhalt verdienen die beiden Galeristen, die auch zusammen arbeiten, in Sachses Agentur für Kommunikation, Werbung und Verpackungsdesign. Die Zeit, sich mehr um ihr Hobby – die Kunst – zu kümmern, fanden sie, als die übrigen Agenturmitarbeiter Anfang 2020 ins Homeoffice entschwanden.
„Wir hatten plötzlich tolle Ideen“, erinnern sie sich. Im Frühjahr eröffneten sie einen Showroom an der Paul-Dessau-Straße in Bahrenfeld. Mit der Galerie am Eppendorfer Weg kehrt Kersten Sachse jetzt zu seinen Wurzeln zurück: Während Gesa Brecher vom Film kommt, hatte er seinen beruflichen Werdegang mit einem Kunststudium in Köln begonnen.
Small Giant Gallery, Eppendorfer Weg 148, geöffnet Do und Fr 12–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr