Hamburg. Beim Unfall hatte der Fahrer ähnlich großes Glück wie zuletzt HSV-Profi Dompé. Wie viele Verfahren es in den vergangenen Jahren gab.
Wenn man sich das Trümmerfeld anschaut, das sich den Ersthelfern am späten Sonnabend bot, grenzt es an ein Wunder, dass der schwere Verkehrsunfall in der Nähe des Fernsehturms nur eine leicht verletzte Person zur Folge hatte. Das metallicgrüne Mercedes-AMG-GT-Coupé auf dem Dach, bei einem geparkten Citroën war der Motorblock freigelegt, dazu diverse platt gedrückte Fahrräder.
Im Nobelstadtteil Rotherbaum hinterließ der Fahrer eine Schneise der Verwüstung „Der 28 Jahre alte Fahrer kam mit einer leichten Armverletzung und einem Schock ins Universitätsklinikum Eppendorf“, erklärte ein Sprecher des Polizei-Lagedienstes dem Abendblatt.
Riesiges Glück hatten die Besucher eines Restaurants. Nur wenige Minuten vor dem Unfall schloss ein Gastronomiebetrieb seine gut besuchte Außenterrasse. Die Tische standen genau dort, wo der Mercedes auf dem Dach landete.
Eimsbüttel: Schaden bei Verkehrsunfall beläuft sich auf mehr als 200.000 Euro
Der Fahrer hatte um 23.06 Uhr in der Rentzelstraße die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, ist in den Gegenverkehr gerast und dort mit dem Kantstein sowie einem geparkten Auto kollidiert. Durch die Wucht des Aufpralls überschlug sich der Mercedes. Ein vorbeifahrender Motorradfahrer konnte den 28-Jährigen aus dem Wrack befreien.
Bei dem am Straßenrand geparkten Citroën, mit dem der Mercedes zusammenstieß, wurde der Motor in den Innenraum gedrückt. „Insgesamt wurden bei dem Unfall sechs Fahrzeuge sowie diverse Fahrräder, die auf dem Gehweg angeschlossen waren, beschädigt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf mehr als 200.000 Euro“, sagte ein Sprecher der Polizei.
Nach Abendblatt-Informationen fiel der beim 28 Jahre alten Mercedes-Fahrer durchgeführte Atemalkoholtest ebenso negativ aus wie der Drogentest. Der Führerschein wurde trotzdem eingezogen. Die Rentzelstraße musste während der Unfallaufnahme und den Aufräumarbeiten zwischen Bundesstraße und Grindelallee bis 1.35 Uhr in der Nacht voll gesperrt werden.
Zeugen berichten über mögliches Autorennen in Rotherbaum
Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. Die Geschwindigkeit soll bei deutlich über 100 Kilometern pro Stunde gelegen haben. Womöglich könnte es sich um ein illegales Autorennen gehandelt haben, an dem ein weiteres Fahrzeug sowie ein Motorrad beteiligt waren. „Der Fahrer hat nach der Kreuzung Rentzelstraße/Bundesstraße stark beschleunigt. Zeugen haben erklärt, dass es sich um ein Autorennen gehandelt haben könnte. Das ist noch nicht bestätigt, kann aber derzeit nicht ausgeschlossen werden“, sagte ein Sprecher der Polizei, die nun weitere Zeugen sucht. Hinweise können unter 040/4286-567 89 oder an einer Polizeidienststelle gemeldet werden.
Illegale Autorennen mit schweren Folgen sind auch in Hamburg keine Seltenheit mehr. Allerdings gibt es zu dem Delikt keine qualitätsgesicherten Zahlen. Immerhin: Auf Abendblatt-Nachfrage konnte die Polizei zumindest die eingeleiteten Verfahren der vergangenen Jahre benennen. 2019 gab es 64 Vorgänge, 2020 119 Verfahren, 2021 90 und im vergangenen Jahr 101 eingeleitete Verfahren. Für 2023 konnten am Sonntag allerdings keine aktuellen Zahlen genannt werden.
Im Februar begann Fahrerin nach mutmaßlichem Rennen Fahrerflucht
Sicherlich dazugehören dürfte ein Fall aus dem Februar, als ein PS-starker 5er-BMW die Steilshooper Allee in ein Trümmerfeld verwandelte. Der schwarze BMW soll sich mit einem Mercedes SUV ein Geschwindigkeitsduell geliefert haben, ehe der Wagen gegen einen Ampelmast krachte. Eine 28 Jahre Fahrerin hatte zunächst Unfallflucht gegangen und wurde von der Polizei in einem nahe liegenden Krankenhaus identifiziert.
Ähnlich war es auch beim möglicherweise spektakulärsten Fall Mitte Februar, als HSV-Profi Jean-Luc Dompé ebenfalls einen schweren Autounfall verursachte. Auch mit einem PS-starken BMW. Ebenfalls in einem mutmaßlichen Autorennen. Und ebenso begann der Fußballer nach dem Unfall Fahrerflucht.
Verfahren um HSV-Profi Dompé läuft noch immer
Und obwohl der Fall von Dompé nun bereits drei Monate her ist, sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen. Grund hierfür ist das aufwendige Unfallrekonstruktionsgutachten, das erstellt werden muss. Dabei simuliert eine Computersoftware den Unfallhergang. Erst danach sind die Ermittlungen abgeschlossen, und die Staatsanwaltschaft entscheidet über eine mögliche Anklage.
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Neben Dompé war übrigens auch dessen HSV-Mitspieler William Mickelbrencis in den Unfall verwickelt – allerdings „nur“ als Beifahrer eines zweiten Autos. Und Dompé? Durfte seinen Führerschein sogar vorerst behalten – und konnte auch am Sonntag schon wieder richtig Vollgas geben. Allerdings nur auf dem Platz im fernen Regensburg und nicht auf der Straße.