Hamburg. Das Lokal bietet eine regional orientierte, saisonal wechselnde Karte mit vielen frischen Produkten der Region zu angemessenen Preisen.

Der Witwenball in der Weidenallee ist total nett eingerichtet, hat einen hübschen kleinen Gastgarten und verfügte schon seit der Eröffnung 2013 über eine sorgsam edierte, höchst spannende, recht selbstbewusst kalkulierte Weinauswahl mit vielen tollen unbekannten Entdeckungen. Nur die Küche konnte mit den hehren, von den Marketing-erfahrenen Betreibern stets virtuos kommunizierten Ansprüchen nicht so recht mithalten.

Nun erreichte mein neugieriges Ohr aber die frohe Kunde, dass seit Frühjahr vergangenen Jahres der von mir hochgeschätzte Markus Hampp, der einst den Heldenplatz zu Ruhm und Ehre kochte, als Küchenchef im Witwenball sein Wesen treibt. „Parbleu“, dachte ich mir darob, „das ist doch ein guter Grund, dem Eta­blissement mal wieder einen Besuch abzustatten!“

Restaurant Witwenball bietet regionale Karte zu angemessenen Preisen

Und, siehe da, es lohnt sich mittlerweile absolut, hier behufs Weingenuss und Nahrungsaufnahme zu verweilen. Zwar hatte Maître Hampp am Tag unseres Besuches gerade seinen wohlverdienten Jahresurlaub angetreten, weiß aber offenkundig in der Küche tolle Leute an seiner Seite, denn das Dinieren entpuppte sich als rundherum erfreulich.

Das Witwenball bietet eine regional orientierte, saisonal wechselnde Karte mit vielen frischen Produkten der Region zu absolut angemessenen Preisen. Wer mag, kann sich aus der Karte nach Lust und Laune sein eigenes Viergangmenü zusammenstellen und berappt dafür 58 Euro.

Meines begann mit rohen Tranchen von vorzüglicher Hamachi (Gelbschwanzmakrele), subtil und perfekt ausbalanciert mit Tomate, Koriander und Erdnuss (solo 18 Euro), gefolgt von exzellentem, handgeschnittenem Tatar vom Holsteiner Ochsen mit Gänse­lebermayo, geröstetem Hanf und Jalapeno (solo 80 g 16, 140 g 21 Euro). Und auch die Vorspeise der Gemahlin, hocharomatische Ochsenherztomate mit Burrata, Basilikum und Pumpernickel (15 Euro) entpuppte sich als veritabler Volltreffer.

Das bei mir folgende, aromensatte Tomatenrisotto mit Calamaretti und Majoran (17 Euro) war ebenfalls ganz ausgezeichnet, lediglich beim Perlhuhn mit Blumenkohl, großartigem schwarzem Knoblauch und Chimichurri (29 Euro) gab’s einen kleinen Abzug in der B-Note, weil das Geflügel seinen Aufenthalt im Ofen leicht über Gebühr ausgedehnt hatte.

Dafür war aber der sommerfrische, tadellos saftig gegarte Adlerfisch mit Fregola Sarda, Salbei und Salzzitrone (28 Euro) ein gaumenlabender Quell der Freude, und auch Käse und Desserts machten Bella Figura. Zum Wohlfühlerlebnis trägt auch der fröhliche, aufmerksame und zugewandte Service bei, der von Restaurantleiter Peer Rohr dezent orchestriert wird.

Rastaurantleiter Peer Rohr ist Weinexperte

Letzteren gilt es auch unbedingt zu konsultieren, wenn es an die Weinauswahl geht. Der Herr über mehr als 350 Tropfen kennt sie alle persönlich und kann sich perfekt auf die Vorlieben der Gäste einstellen.

Eine besondere Leidenschaft hegt er für die eleganten, mineralisch geprägten Gewächse aus dem französischen Jura, und wer bereit ist, so um die 60 Euro pro Pulle in die Hand zu nehmen, kann tolle geschmackliche Offenbarungen erleben. Aber auch in ihren Dreißigern und Vierzigern bietet die Weinkarte allerhand Lohnenswertes, und so ist der Witwenball nun in jeglicher Hinsicht empfehlenswert.

Weidenallee 20, Tel. 53 63 00 85, Mi-Fr 18–22.30, Sa 17.30–22.30, So 17–22.30 Uhr www.witwenball.com